Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
besonnener Mann. Wenn er stellvertretend ist für die Regierung dieses neuen Staates, so muss uns nicht bange um dessen Zukunft sein.«
»Bange?!«, fuhr Dunkins auf. »Als wäre mir bange! Nichts wäre mir lieber, als diese Verbrecher in Ketten zu sehen!«
»Ihr mögt vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht haben«, wurde Vanessa nun wieder ärgerlich, die selbst dann noch zu Robert und seinen Leuten gestanden hätte, wenn sie schwarz auf weiß den Beweis ihrer völligen Verderbtheit und Nichtsnutzigkeit in Händen gehalten hätte, »aber das ist kein Grund, über alle den Stab zu brechen. Es gibt viele sehr wertvolle und aufrechte Männer unter ihnen! Und Frauen!«, fügte sie noch hinzu, im Gedenken an Roberts verstorbene Mutter, die sie aus seinen Erzählungen lieben gelernt hatte. Mrs. Albreight machte eine abfällige Bemerkung, die ungehört verklang, und ihre Freundinnen stießen sich gegenseitig an und lächelten über Vanessas Eifer.
»Hör sich einer diese französische Lady an!«, schnaufte Dunkins aufgebracht. »Wenn es noch mehr von dieser Sorte in Frankreich gibt, dann kann es nicht mehr lange dauern, und der französische Ludwig kann seine Sachen packen und auswandern! Das sieht man ja schon daran, dass sich dieser Lafatte eingemischt hat und nun auf der Seite der Rebellen gegen das königliche Heer kämpft!«
»Den Marquis de Lafayette kenne ich zufällig«, sagte Vanessa fest und betonte dabei dessen korrekten Namen. »Seine Frau ist eine gute Bekannte. Ich kann mich erinnern, wie unglücklich sie war, als er sie des Krieges wegen verließ. Sie war schwanger und noch so jung. Und er kaum zwanzig. Er hat es aus Überzeugung getan!« Er hatte es wohl ebenso sehr aus Abenteuerlust und Ruhmsucht getan, aber das behielt Vanessa für sich. »Es wäre nicht das Schlechteste, wenn der Adel auf viele seiner Privilegien verzichten würde!«, fuhr sie fort, da sie solche Worte mehr als einmal von Albert gehört hatte. Ähnlich hatte auch dieser Monsieur Franklin gesprochen. Weitaus einprägsamer sogar über das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück, und Vanessa waren seine Ausführungen nicht mehr aus dem Sinn gegangen. »Menschen mögen vielleicht reich oder arm geboren werden, das ist Schicksal, aber es ist nicht recht, sie dann zu unterdrücken und auszunutzen, ihnen Steuern aufzuzwingen, die sie nicht mehr bezahlen können, und sie so lange zu knechten, bis sie sich auflehnen! Auch Euch hier wird es so gehen, wenn Ihr Eure Sklaven weiterhin so unmenschlich behandelt!«
»Davon verstehst du nichts«, fuhr ihr ihr Onkel über den Mund, der ihr bisher mehr oder weniger wohlwollend zugehört hatte, jetzt jedoch befürchtete, Dunkins, mit dem er gute Geschäfte machte, endgültig zu vergrämen.
»Sie sind dumm, wie Tiere«, setzte Dunkins beißend hinzu. »Sie verstehen nichts anderes als die Peitsche, um zu gehorchen.«
»Ihr und Eure Freunde habt nur Angst!«, erwiderte Vanessa leidenschaftlich. »Weil diese Leute in der Überzahl sind. Mit Grausamkeit bringt Ihr sie dazu, Euch zu gehorchen! Schon Albert, mein verstorbener Gatte, hat das Sklaventum angeprangert! Und er war ein kluger Mann, auch wenn ich vielleicht nichts davon verstehe! Ihr dagegen teilt Menschen in Güteklassen ein, als wären sie Waren! Davon muss man nichts verstehen, um es zu verabscheuen!«
»Auch in den von Euch so verteidigten Kolonien gibt es Sklaven«, erwiderte Dunkins gehässig. »Viele Tausende, weitaus mehr als hier.«
Vanessa schluckte und fand auf diese Worte keine Antwort mehr. Robert hatte einmal eine ähnliche Bemerkung gemacht. Er, der die meiste Zeit seines Lebens in der Marine verbracht hatte, fand nichts dabei, wenn andere unterdrückt und gegen ihren Willen gezwungen und bestraft wurden, wenn sie nicht gehorchten. Sie saß schweigend bei der Runde und sah Dunkins, der sie mit einem seltsamen Blick musterte, gerade in die Augen.
Plötzlich glitt ein leichtes, spöttisches Lächeln über sein etwas feistes Gesicht. Er war kein hässlicher Mann, stattlich, wusste sich auszudrücken und war belesen. Aber Vanessa hatte vom ersten Moment an eine tiefe Abneigung gegen ihn gefasst, was wohl daher rührte, dass er sie immer wieder mit diesen lüsternen Blicken ansah.
»Ich mag temperamentvolle Frauen«, sagte er schließlich zu ihrem Onkel, »aber wenn wir einmal verheiratet sind, wird sie sich das Widersprechen abgewöhnen müssen.«
Vanessa fuhr hoch und sah aufgebracht ihren Onkel an, der auf
Weitere Kostenlose Bücher