Die Braut des Herzogs (German Edition)
mein Sohn nie verziehen. Mein Mann tobte. Er drohte Mat zu enterben, ihm das Haus zu verbieten, wenn er sich nicht von dieser Person lossagte. Ja, und er verlangte von Mat, daß er umgehend um die Hand von Lady Diana Fox anhält, die er als wünschenswerte Braut für seinen Sohn ansah. Es war dieser Wunsch seines Vaters, man kann sagen, dieser Befehl, der das Faß endgültig zum Überlaufen brachte. Vielleicht wäre Mat zur Vernunft gekommen, wenn er Miss Laroche erst einmal näher kennengelernt hätte. Zum damaligen Zeitpunkt kannte er sie erst einige Wochen. Er war verblendet durch ihr gutes Aussehen und wohl auch durch ihr entgegenkommendes Wesen. Er, der den Stolz und die Sturheit seines Vaters geerbt hatte, konnte es nicht über sich bringen, sich dem Willen des Älteren zu beugen. Zudem mochte er Diana Fox nicht. Er sagte, sie sei prüde und kalt und habe ein Gesicht wie ein Karpfen. Sie hat dann später einen Landedelmann geheiratet und lebt in der Nähe von Worthing.«
Marilla seufzte abermals und nahm den ursprünglichen Faden wieder auf: »Mat packte eines Tages seine Sachen und zog aus unserem Hause aus. Beim Weggehen schrie er seinem Vater insGesicht, daß er ihm sein hartherziges Verhalten nie verzeihen werde. Und, daß er sich nicht mehr als der Sohn und Erbe des Earl of Sudbury fühlte. Er erklärte seine feste Absicht, Betty Laroche umgehend zu ehelichen, und ging fort.« Marilla griff nach ihrem Taschentuch, um die Tränen zu trocknen, die ihr in die Augen getreten waren.
»Aber, das ist ja schrecklieh!« rief Olivia aus. »So erzähle doch, wie ging die Sache weiter?«
»Die Geschichte ist zu Ende«, entgegnete Marilla unter Tränen. »Mehr kann ich dir nicht berichten. Es ist nun acht Jahre her, seit uns Mat verließ, und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.«
»Nie wieder etwas von ihm gehört?« entfuhr es ihrer Stieftochter. »Aber wo ist Mat jetzt? Wovon lebt er?«
»Ich weiß es nicht, Olivia«, antwortete Marilla traurig. »Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Niemand scheint zu wissen, wo er sich aufhält. Niemand kann mir sagen, wovon er lebt. In den ersten Jahren haben wir nicht nach ihm gesucht. Mein Mann war unnachgiebig geblieben. Und ich wiegte mich in der Hoffnung, daß mein Sohn eines Tages von sich aus ein Lebenszeichen geben würde. Für meinen Mann war Mat gestorben. Keiner durfte seinen Namen in seiner Gegenwart erwähnen. Ich weiß, daß dir dieses Verhalten für einen Vater unnatürlich streng erscheinen muß. Aber so war nun einmal seine Wesensart. Als er starb, versuchte ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, Mat zu finden. Aber es war aussichtslos. Einmal schnappte ich ein Gerücht auf, er sei mit seiner Frau ins Ausland gegangen. Aber Näheres wußte niemand. Ich vermute, daß er sich wirklich nicht in England aufhält. Sonst hätte er doch vom Tod seines Vaters erfahren und sein Erbe angetreten. Er hat sich jedoch nie gemeldet. Ach, Olivia«, sagte Marilla unter Aufschluchzen, »manchmal bin ich verzweifelt.«
Sie griff wieder nach ihrem Taschentuch. »Zur Zeit kümmern sich zwei Verwalter um das Erbe. Darum ist es auch nötig, daß ich von Zeit zu Zeit die Häuser besuche, um nach dem Rechten zu sehen.«
»Und ich habe gedacht, Harry sei der Erbe. Und die Güter würden so lange für ihn verwaltet, bis er den Abschied aus der Armee nähme«, warf Olivia ein.
Marilla schüttelte den Kopf: »Nein, glücklicherweise konnte ich Sudbury dazu bringen, Mat nicht zu enterben, wie er es angedroht hatte. Harry hat von seinem Paten einen kleinen Landsitz in Sussex geerbt. Dort kann er einmal wohnen, wenn er der Armee den Rücken kehrt. Aber das wird leider noch einige Zeit auf sich warten lassen, wenn man die Zustände bedenkt, die zur Zeit auf dem Kontinent herrschen.«
»Was ist mit Mats Freunden, von denen du gesprochen hast?« Olivia lenkte das Gespräch wieder zum eigentlichen Thema zurück. »Vielleicht können die beiden dir weiterhelfen.«
»Zu ihnen führte mich mein erster Weg. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß Mat auch aus ihrem Leben verschwunden sein sollte. Sie waren beide überaus höflich zu mir. Doch sie erklärten, sie wissen nicht, wo sich mein Sohn aufhalte. Ich vermute allerdings, daß sie es sehr wohl wissen. Sicher haben sie von Mat die dringende Aufforderung erhalten, mir nichts zu verraten. Ich klammere mich einfach an die Hoffnung, daß die beiden über Mat Bescheid wissen. Daraus schöpfe ich Zuversicht, daß er
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