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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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über ihnen zusammengeschlagen, um sie beide zu verzehren.
    Tiessa! Was für ein Mädchen war das nur, das niemals tat, was er ihr befahl, und deren Handlungen doch mutiger und gerechter waren als die Taten so mancher Kreuzritter. Sie hatte viel Glück gehabt, denn Roger de Briard erwähnte mit keinem Wort, was sie angestellt hatte. Vermutlich wäre es dem Ritter allzu peinlich gewesen, wenn die Kunde sich verbreitet hätte, ein Mädchen habe ihn mit einem einzigen Schlag zu Boden gestreckt. Was jedoch nicht hieß, dass Roger de Briard diese Angelegenheit vergessen hatte.
    Er würde Tiessa weiterhin vor seinem Freund schützen müssen. Was für eine verdrehte Welt war das nur! Während er mit all seiner Überzeugungskraft versucht hatte, Gilles von Chenet und Fulco von Villeneuve zum Bleiben zu bewegen, versuchte er schon seit Tagen Jean Corbeilles dickköpfige Tochter dazu zu überreden, in die Heimat zurückzukehren. Und das zum wiederholten Male. Sie jedoch wollte nicht von der Seite ihres Vaters weichen, und Jean Corbeille war nicht minder stur als seine Tochter. Trotz seiner Krankheit hielt er an seinem Vorsatz fest, mit dem siegreichen, christlichen Heer in die Stadt Jerusalem einzuziehen, um dort an Christi Grab Vergebung für die Sünden seiner verstorbenen Frau zu erwirken.
    Gottfried hatte nicht die Kraft, dem Kranken ernsthafte Vorhaltungen zu machen, ihn daran zu gemahnen, dass er mit dem Leben seiner einzigen Tochter spiele. Er konnte es nicht, denn er war tief bewegt von diesem festen Entschluss, den auch die Krankheit nicht ins Wanken bringen konnte. Wie sehr musste Jean Corbeille seine Frau Corba geliebt haben, dass er solch unendliche Mühe auf sich nahm, um ihre Seele aus dem Fegefeuer zu erlösen. Jean wollte nicht für das eigene Seelenheil beten, die Kraft seiner Gebete sollten Corba gehören. Gottfried horchte auf das Summen der Fliegen, die jetzt beim ersten Morgenlicht wieder lebendig wurden, und er dachte darüber nach, ob auch er zu einer solch großen Liebestat imstande wäre, wenn seine junge Frau Richenza sie benötigen sollte. Er war sich nicht sicher, aber vermutlich würde er es tun. Da Richenza aber ein gutes Stück jünger als er und vollkommen gesund war, blieb zu hoffen, dass er niemals in eine solche Lage geraten würde. Viel wahrscheinlicher war, dass Richenza einst für ihren verstorbenen Ehemann die Seelenmessen lesen ließ, wie es jede treue Witwe tat.
    Er seufzte tief und schob sich das Kopfpolster zurecht, um noch ein wenig zu schlummern. Erfahrungsgemäß verließen ihn die trüben Gedanken zu der Zeit, da sich der neue Tag ankündigte. Doch er war kaum einige Atemzüge lang in die erlösende Dunkelheit des Schlafes getaucht, da riss ihn eine aufgeregte Stimme in die Wirklichkeit zurück.
    » Das habe ich also jetzt davon! Wie eine Tochter, wie eine Freundin habe ich dich gehalten. Dich beschenkt, dich sogar gepflegt, als du krank gewesen bist. Gesorgt habe ich mich um dich, du undankbare Kröte! «
    » Ich will Euch dankbar sein bis zum Ende meiner Tage. «
    » Dann folge mir zurück ins Perche! «
    » Das kann ich nicht. «
    Gottfried konnte hören, wie die empörte Yolanda Luft holte, und er begriff, dass sich die Lautstärke ihrer Vorwürfe nun verdoppeln würde. Er täuschte sich nicht.
    » Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, du sture Mauleselin. Dein Vater liegt sowieso im Fieber, er wird gar nicht bemerken, wenn wir ihn auf ein Schiff bringen. «
    » Das tue ich nicht, Herrin. Das wäre Verrat. «
    Ein Gefäß aus Metall fiel scheppernd zu Boden, Gottfried wusste, dass Fulcos Ehefrau von lebhaftem Temperament war. Er stützte sich auf und lauschte aufmerksam, doch die folgenden Wortwechsel wurden von der heiseren Stimme eines Straßenhändlers überdeckt, der unten auf der Gasse frisches Backwerk und reife Mirabellen anbot. Gleich würde man die ersten muselmanischen Muezzins hören, die von den Minaretten herab zum Gebet riefen. Obgleich die Stadt Akkon nun wieder den Christen gehörte, hatte man den Sarazenen ihre Religion nicht verboten.
    » Ich weiß, Herrin « , vernahm er jetzt Tiessas leise, traurige Stimme. » Mein Vater wird das heilige Jerusalem niemals sehen. Und doch will ich ihm in seinen letzten Erdentagen nicht alle Hoffnung nehmen. «
    » Hör mir zu, du widerspenstige Person: Noch heute werden wir ein Schiff besteigen, die Überfahrt ist angezahlt, auch für dich und deinen Vater. Also pack deine Habseligkeiten zusammen … «
    Es war keine

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