Die Braut des Normannen
würdet«, behauptete er.
Jetzt war es genug. Seine selbstherrliche Art mochte Royce vielleicht nicht beleidigen, aber, verdammt, er verletzte sie damit.
Matilda hielt den Moment für gekommen, sich einzuschalten, und sagte: »Nichola, Ihr könnt nicht wissen, was das alles zu bedeuten hat, und ich denke, ich sollte Euch verständlich machen, warum Baron Guy sich so eigenartig benimmt. Er liegt ständig mit anderen Männern im Wettstreit, meine Liebe, und es fällt ihm schwer, eine Niederlage hinzunehmen. Aber jedesmal, wenn er sich mit Royce in einem Turnier mißt, ist der arme Guy der Verlierer.«
Matildas Stimme drückte Tadel aus. Guy beugte den Kopf und gab sich Mühe, belustigt und nicht verärgert zu erscheinen.
Jetzt hatte Nichola eine wirksame Waffe in der Hand. Natürlich war ihr klar, daß sie wegen der Sünde, die sie gleich begehen würde, einige Zeit länger im Fegefeuer schmoren mußte, aber mit dieser Sorge konnte sie sich jetzt nicht befassen.
»Es war sehr freundlich von Euch, mir das zu erklären«, sagte sie zu Matilda. »Aber ich wußte bereits, das Royce der mutigste und geschickteste Krieger in Eurem Heer ist.«
»Und wie seid Ihr zu diesem Wissen gelangt?« erkundigte sich Matilda.
»Oh, ich habe schon vor langer Zeit von Royces Ruhm gehört«, log Nichola. »Die Soldaten meines Bruders tuschelten ehrfürchtig über seine Heldentaten. Royce ist zur lebenden Legende geworden, und er war der gefürchtetste Gegner unserer Männer.« Sie schenkte Guy einen mitleidigen Blick. »Merkwürdig, aber Euren Namen habe ich nie gehört, wenn sie von den Schlachten gegen die Normannen erzählten, Baron.«
König William lachte. »Da habt Ihr Eure Antwort, Guy«, rief er aus. »Sie hätte sich für Royce entschieden, selbst wenn Ihr sie nach London gebracht hättet.«
Nichola nickte eifrig und bedachte dabei Morgan und Henry mit einem Lächeln. »Ja«, bekräftigte sie. »Ich wollte den besten zum Mann haben.«
Es kostete Guy eine große Anstrengung, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »Meine Frage ist tatsächlich ausreichend beantwortet.«
Jemand sprach einen lautstarken Toast auf den Bräutigam aus, und die Anspannung löste sich. Guy durchquerte mit Henry an seiner Seite die Halle. Morgan zögerte noch.
Der wütende Vasall hatte vor, Nichola eine ernste Warnung zuzuflüstern, aber Royce ließ das nicht zu. Er drängte Morgan weg und schubste ihn vorwärts, nachdem er Lawrence bedeutet hatte, bei Nichola zu bleiben. Er sah Nichola nicht ein einziges Mal an, und sie wußte nicht, ob sie froh oder böse sein sollte, daß er sie vor Morgan beschützt hatte.
Matilda hingegen hätte nicht zufriedener sein können. »Baron Guy ist schrecklich neidisch auf Royce, aber er ist auch ein treuer Untertan des Königs. Ich bemühe mich immer, das nicht zu vergessen.« Sie wandte sich lächelnd an Lawrence. »Nichola steht zu Royce und verteidigt ihn bereits. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie ihm auch ihr Herz schenkt«, erklärte sie dem Vasallen.
Nichola gab sich keinen Illusionen hin. Royce gehörte nicht zu der Sorte von Männern, die ihre Liebe annehmen würden. Vorausgesetzt, ich will sie ihm überhaupt geben, überlegte sie. Sie seufzte, als sie merkte, wie konfus ihre Gedanken waren.
»Habt Ihr William sofort geliebt, als Ihr ihm zum erstenmal begegnet seid?« fragte sie Matilda.
Matilda lachte, »nein, meine Liebe. Er hat mir sieben Jahre lang den Hof gemacht. Schließlich willigte ich ein, ihn zu heiraten, und von diesem Augenblick an konnte er meiner Liebe sicher sein. Ich bete zu Gott, daß Royce nicht so lange braucht, um die Eure für sich zu gewinnen.«
Nichola fragte sich, was Matilda nach so langer Zeit plötzlich für William eingenommen hatte, aber sie wagte es nicht, danach zu fragen. Außerdem beschäftigte sie ein anderes Problem. »Ich würde gern erfahren«, begann sie, »woher Ihr wußtet, daß ich mich für Royce entscheiden würde. Euer Gemahl sagte, daß Ihr ganz sicher wart, aber ich verstehe nicht...«
»Es war nicht schwer, zu diesem Schluß zu kommen«, fiel ihr Matilda ins Wort. »Als ich Euch nach Euren Eindrücken von Royces Erscheinung fragte, verriet mir das, was Ihr nicht erwähntet, Eure vollständige Antwort. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon überzeugt, daß alles ausgezeichnet zusammenpaßt«, fügte sie hinzu und strich Nichola über das Haar. »Es war das, was Ihr nicht gesehen habt.«
Nichola hatte keine Ahnung, wovon diese Frau überhaupt
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