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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Zum erstenmal in seinem Leben zog er sich aus einer Schlacht zurück, aber er zögerte keinen Augenblick. Jetzt galt sein einzige Sorge Nichola, und nichts anderes war mehr wichtig.
    Wie es sich herausstellte, war ein feiger Rückzug gar nicht nötig. Lawrence erstattete Royce Bericht und meldete, daß die Angreifer genauso schnell das Schlachtgetümmel verlassen hatten wie sie aufgetaucht waren.
    Das gab Royce zu denken, und er grübelte über diese eigenartige Wendung lange nach. Obwohl der Feind sie überrascht hatte, war Royce sicher, daß er als Sieger aus der Schlacht hervorgegangen wäre. Seine Gegner hatten keine erfolgreiche Strategie angewandt, und weder ihre Flanken noch ihr Rückzug war gedeckt gewesen – Royces Männer hätten einen nach dem anderen abgeschossen und den Rest in die Flucht geschlagen.
    Auf dem langen Ritt nach Rosewood bemühte sich Royce, sachlich nachzudenken und seine Empfindungen zu verdrängen – unter normalen Umständen fiel ihm so etwas nicht schwer. Aber heute ging sein Herz eigene Wege. Er sagte sich immer und immer wieder, daß er nur seine Pflicht getan hatte, als er seine Männer aufgefordert hatte, den Kampf einzustellen. Nichola war seine Frau, und er war für sie verantwortlich. Aber warum zitterten seine Hände so sehr? Und warum machte es ihn so wütend, daß sie verletzt worden war?
    Verdammt, allmählich glitt ihm alles aus den Händen. Der Gedanke an seine Frau benebelte seinen Verstand – sein Leben war genau vorgezeichnet, und jetzt brachte sie einfach alles durcheinander.
    Als sie vor der Festung ankamen und Royce seine Frau die Treppe zu ihrem Zimmer hinauftrug, wurde ihm erst das volle Ausmaß seiner grauenhaften Situation bewußt.
    Er hatte Nichola nicht nur gern – er hatte sich in seine Frau verliebt.
    Diese plötzliche Erkenntnis erschreckte ihn so sehr, daß er Nichola beinah fallengelassen hätte. Er erholte sich jedoch schnell wieder und rief sich all die Dinge ins Gedächtnis, die es unmöglich machten, eine so halsstarrige, törichte Person zu lieben. Zum Teufel, er konnte sie die meiste Zeit ja nicht einmal leiden!
    Sein logischer Verstand brachte ihm die Rettung. Es war unmöglich, daß er sie liebte – er wußte ja gar nicht, wie man das machte. In all den Jahren hatte er gelernt, ein brauchbarer Krieger zu werden, aber niemand hatte ihm beigebracht, wie man einen anderen Menschen liebte, und deshalb konnte er Nichola auch nicht lieben.
    Es war natürlich keine Katastrophe, wenn er seine Frau mochte, schließlich gehörte sie ihm, und er kümmerte sich um sie, wie sich jeder Mann um einen wertvollen Besitz kümmern würde.
    Royce fühlte sich wesentlich besser, nachdem er sich all das klargemacht hatte. Aber er merkte nicht, daß er sich selbst Lügen strafte, indem er alle Bediensteten, die ihre Hilfe bei Nicholas Pflege anboten, wütend anschnauzte. Baron Hugh folgte der Reihe schluchzender Frauen die Treppe hinauf und blieb auf der Schwelle zu Nicholas Zimmer stehen. Mit wachsendem Erstaunen beobachtete er, wie Royce versuchte, Nichola auf das Bett zu legen. Dem hünenhaften Ritter schien es Schwierigkeiten zu bereiten, diese Aufgabe zu bewältigen. Er beugte sich zweimal vor, richtete sich aber immer wieder auf, ohne Nichola losgelassen zu haben.
    Hugh hatte Erbarmen mit seinem Freund und scheuchte die Dienerinnen aus dem Raum – nur einer einzigen erlaubte er zu bleiben, der süßen, drallen Verführerin mit Namen Clarise, um die er sich schon seit einiger Zeit sehr bemühte. Dann befahl er Royce, Nichola aufs Bett zu legen, und plazierte seine Hand auf die Schulter seines Freundes. »Nimm den Helm ab, mach's dir bequem und ruh' dich selbst auch ein bißchen aus. Clarise wird sich um Nichola kümmern.«
    Royce legte Nichola hin und nahm den Helm ab, aber er weigerte sich, das Zimmer zu verlassen. Er warf seinen Helm in eine Ecke, verschränkte die Hände auf dem Rücken und baute sich wachsam neben dem Bett auf. Nichola schreckte zusammen, als sein Helm auf den Boden knallte. Konnte sie ihn hören? Vielleicht wachte sie allmählich aus ihrer Bewußtlosigkeit auf – lieber Himmel, das hoffte er.
    Nichola bekam alles ganz genau mit. Während des Heimritts war sie zwischen echtem Schlaf und vorgetäuschtem hin und her geschwankt. Der Schmerz in ihrer Schulter war längst nicht mehr so schlimm, und sie fühlte sich wesentlich besser. Das Problem war nur, daß sie ihrem Mann ihre Handlungsweise erklären müßte, wenn er merkte, daß es ihr

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