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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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einnehmenden Äußeren hatte ihn überzeugt, dass er über die erforderlichen Mittel verfügte, wer immer dieser unangenehme und unverschämte Kerl sein mochte. Und das war das Einzige, was zählte.
    Die Posten am Torhaus riefen ihn an, als er die Rampe zum Bogentor der Festung entlangritt. Sie öffneten ihm, führten ihn hinein, und er begab sich sofort ins Haus des Kommandanten, in dem sein Quartier lag. Es war ein Gemach hinter dem bewachten Raum in der nördlichen Ringmauer, der nun den König beherbergte.
    Die drei Fluchtversuche des Königs hatten die Geduld sowohl des Kommandanten, Colonel Hampton, als auch des Parlaments erschöpft. Seine Majestät war von seiner komfortablen Bleibe im Haus des Constables an einen sicheren und gut zu bewachenden Ort verbracht worden, wo er es sich indes nicht nehmen ließ, täglich Audienzen in der großen, an sein früheres Schlafgemach anschließenden Halle zu gewähren.
    Godfrey, Lord Channing, war königlicher Stallmeister, ein Posten, der, wiewohl nicht sehr lukrativ, doch als sehr ehrenvoll galt. Neben einem komfortablen Quartier und wahrhafter Verköstigung war auch der Unterhalt seiner Pferde – für die Börse eines Edelmannes ein großer Aderlass – gesichert.
    Diese Vorteile waren für den verarmten Spross einer stolzen alten, aber mittellosen Familie nicht gering zu schätzen. Sie konnten einem jungen Mann von Godfreys persönlichem Ehrgeiz jedoch nicht genügen, da er schwer verschuldet war. Der Lebensstil, den er seinem Familiennamen und seiner Position schuldig zu sein glaubte, war äußerst aufwendig. Allein seine Kleidung kostete ihn ein kleines Vermögen. Mit Schmuggel und Wrackraub konnte er seine finanziellen Nöte zwar mindern, musste sich aber damit abfinden, dass er sich durch dieses Gewerbe und seine eigene Verzweiflung Männern wie dem Wirt des Ankers oder potenziellen Kunden wie dem Schurken, mit dem er eben verhandelt hatte, auslieferte.
    Als er sein Gemach betrat, kochte er innerlich noch wegen der Unverschämtheit, die er hatte hinnehmen müssen.
    »Ihr seht aus, als hättet Ihr Sixpence verloren und einen Grot gefunden«, spöttelte Brian Morse. Er saß am Tisch vor dem Kamin, vor sich einen Pergamentbogen. Nun verschob er die Kerze, sodass sie Godfreys Gesicht beschien. »Geht Euer Geschäft nicht gut?«
    Godfrey knurrte und füllte einen Zinnpokal mit Wein aus der Lederflasche auf dem Tisch. Verärgert musste er zur Kenntnis nehmen, dass die Flasche in seiner Abwesenheit sehr leicht geworden war. Brian Morse musste an gewaltigem Durst leiden. »Der Mann ist ein Schurke«, grummelte er.
    Brian lachte amüsiert. »Sind wir das nicht alle, mein Freund?« Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Pokal. »Ich bin dabei, einen Brief für Euren potenziellen Schwiegervater aufzusetzen.« Er deutete auf das Pergament. »Es bedarf der richtigen Worte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn Ihr meine kleine Schwester kennen lernt, müsst Ihr etwas zu bieten haben. Kenntnisse griechischer Dichtung wären hilfreich … Talent fürs Schachspiel … Interesse an den Lehrsätzen des Pythagoras.« Er zog fragend eine Braue in die Höhe.
    Godfrey setzte sich auf einen Schemel ans Feuer und streckte seine gestiefelten Beine dem Kaminvorsetzer entgegen. »Gelehrsamkeit ist mir fremd … ich hatte nie Zeit dafür.«
    »Na, dann eignet Euch ein wenig davon an«, befahl Brian barsch. »Ich kann Euch versichern, dass diese spezielle Prise keinem zufällt, dem es an Bildung mangelt.«
    Godfrey runzelte die Stirn. »Wenn ich etwas verabscheue, dann ist es ein schwatzhaftes, gelehrtes Frauenzimmer.«
    »Aber dieses ist sehr reich und außerdem lecker, wenn ich mich recht entsinne.« Brians schmale Lippen verzogen sich in einem Lächeln der Erinnerung. »Ihre Nase ist ein wenig lang – das sind Granville-Nasen immer – und sie stottert zuweilen. Aber mit dem richtigen Anreiz gewöhnt ein Mann sich an alles.«
    Godfrey betrachtete ihn abschätzig im Kerzenschein. »Und wenn ich mit der Erbin verheiratet bin, soll ich natürlich dafür sorgen, dass Ihr ebenfalls auf großem Fuß leben könnt.«
    »Nun, Ihr erwartet doch nicht, dass ich meine Hilfe gratis anbiete«, sagte Brian mit tadelndem Zungenschnalzen. »Sie wird mir sehr zupass kommen, da ich ein kleines Einkommen brauche, und außerdem gilt es eine private Rechnung zu begleichen. Wenn ich erlebe, dass Catos Tochter einen Mann Eurer … nun sagen wir, Eurer schwach ausgeprägten Moral heiratet, bin ich mit ihm

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