Die Braut des Piraten
dass du ihn nicht wiedersehen möchtest.«
»Das stimmt. Es war ein magisches Zwischenspiel, das nur so lange dauerte, bis ich nach Hause musste. Jetzt ist der Bann gebrochen.«
»Irgendwie glaube ich das nicht«, bemerkte Phoebe trocken.
Olivia setzte sich auf. In ihren dunklen Augen glühte es. »Ich bin völlig durcheinander, Phoebe. Ich weiß nicht, wie oder warum es geschah, aber ich weiß, dass es nie wieder geschehen wird. Sp-sprechen wir nicht mehr davon.«
Das Zuschlagen der Haustür, heftig und wütend, ließ das Haus erzittern. »Mein Vater«, sagte Olivia.
»Ja.« Phoebe war schon auf halbem Weg zur Schlafzimmertür.
»Ich brauche Zeit, Phoebe«, flehte Olivia. »Er soll nicht hier reinkommen. Sag ihm … sag, dass ich mich noch anziehen muss.«
»Er soll zuerst die Kinder sehen.« Phoebe eilte hinaus und lief, ihre Röcke raffend, die Treppe hinunter. Catos befehlsbetonte Stimme schien das ganze Haus zu erfüllen.
»Cato … Mylord.« In ihrer Eile strauchelte Phoebe auf der letzten Stufe und taumelte in die offenen Arme ihres Gemahls, der angesichts ihres Ungestüms den Fehltritt vorausgesehen hatte.
»Olivia ist unversehrt und wohlauf«, japste sie, als sie wieder zu Atem gekommen war.
»Das weiß ich bereits von Giles.« Er deutete auf die stämmige Gestalt des neben ihm stehenden Sergeanten. »Ich gehe sofort zu ihr. Ist sie oben?«
»Sie zieht sich an, um dann herunterzukommen. Ich glaube, sie badet im Moment. Du kannst sie jetzt nicht sehen«, griff sie zu Ausflüchten. »Aber es geht ihr wirklich gut, Cato«, sagte sie, als sie seine enttäuschte Miene sah.
»Da muss ich wohl warten«, brummte er. Die Besorgnis schwand ein wenig aus seiner Miene, als er seine Frau betrachtete. Er hob ihr Gesicht und küsste sie auf den Mund. »Und dir, mein zerzaustes Vögelchen, geht es dir gut?«, fragte er und trat ein wenig zurück, ohne sie loszulassen.
»Umso besser, wenn ich Euch sehe, Sir«, erwiderte sie mit leuchtendem Blick. »Charles ist so groß geworden, seit Ihr ihn zuletzt gesehen habt, dass Ihr ihn kaum erkennen werdet.«
»Ich war doch nur zwei Wochen fort«, protestierte Cato.
»Ja, aber er futtert so gerne.«
Catos Interesse galt wieder dringenderen Dingen. »Glaubst du, Olivia wird wieder so weit hergestellt sein, dass sie mich zu diesen Barkers begleiten kann? Giles hat herausgefunden, wo sie leben.«
»Wenn sie nicht reiten muss«, sagte Phoebe eingedenk der Wunde an Olivias Schenkel, »müsste sie es schaffen.«
Cato furchte die Stirn. »Mir kommt es sonderbar vor, dass Olivia sich an nichts erinnern kann.«
»Ein Schlag auf den Kopf kann die Erinnerung trüben«, sagte Phoebe. »Als ihr einfiel, wer sie war, galt ihr einziger Gedanke der Heimkehr. Sie konnte einfach nicht anders. Bei solchen Verletzungen soll das häufig der Fall sein.«
Cato dachte nach und bemerkte nebenbei, dass Phoebes Frisur sich wie stets so gut wie aufgelöst hatte und der Spitzenkragen ihres Gewandes umgeschlagen und in den Ausschnitt gerutscht war. Ohne zu überlegen, brachte er den Kragen in Ordnung. »War der Arzt schon bei ihr?«
Phoebe reckte ihr Kinn. »Ich glaube, dass ich über das nötige Geschick verfüge, Sir, oder seid Ihr anderer Meinung?«
»Ich würde mich darüber auf keine Diskussion einlassen«, wehrte er lachend ab.
»Wollt Ihr nicht die Kinder sehen, während Olivia sich ankleidet?«
»Ist das Baby wach?«
»Wenn nicht, wird es bald aufwachen. Ich hole die beiden sofort.«
Cato blickte ihr lächelnd nach, als sie die Treppe hinauflief. Kinder waren für ihn nach wie vor ein Geheimnis. An Nicholas, der mit vierzehn Monaten schon tüchtig lief und ein paar Worte brabbeln konnte, hatte er sich gewöhnt, doch das Baby Charles, Catos fünftes Kind, das bald nach ihrem Umzug auf die Insel geboren worden war, war ihm mit seiner Zerbrechlichkeit noch immer nicht geheuer. Die Mütter seiner anderen Kinder hatten nie versucht, ihm die täglichen Fortschritte ihrer Sprösslinge nahe zu bringen, Phoebe aber war ganz anders und in ihren Ansichten einzigartig. So hatte sie von Anfang an deutlich gemacht, dass sie von ihm väterliches Interesse erwartete, ob es ihm gefiel oder nicht. Und insgesamt fand Cato, dass es ihm gefiel.
»Wir fahren also zu den Barkers, Mylord?«
»In einer Weile, Giles. Sobald ich mit Lady Olivia sprechen konnte. Es eilt ja nicht.« Cato zog eine Braue hoch.
»Nein … nein, Sir.« Giles klang untröstlich. Zeitverschwendung war ihm ein Gräuel.
»Habt
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