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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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einen Vogel erspähte, vergaß er die Beeren. Der gedrungene Körper und das braungelbe Gefieder wiesen das Tier als Wachtel aus, ehe es im Dickicht untertauchte.
    Noch auf Knien, robbte Paen der Wachtel hinterher. Er wollte sie fangen und später essen oder ihr zu ihrem Nest folgen und eventuell ein paar Eier ergattern. Gewiss würde seine Gemahlin sich freuen, wenn er sie mit einem heißen Morgenmahl weckte.
    Behutsam und lautlos bewegte er sich auf Knien vorwärts, immer dem Geräusch knackender Zweige nach. Als er durchs Blattwerk etwas Braunes schimmern sah, meinte er nah genug zu sein, um den Vogel zu schnappen. Er warf sich nach vorn, die verbundenen Hände ausgestreckt in der Hoffnung, das Tier dazwischen einklemmen zu können. Wie sich jedoch herausstellte, war seine Beute weit größer, als er erwartet hatte. Das ging ihm auf, als er durch die Zweige brach, die ihm die Sicht versperrt hatten. Aber da war es längst zu spät. Schwer prallte er gegen Rücken und Hinterteil einer Gestalt, die ein langes braunes Wollkleid trug.
    Die Wucht des Zusammenstoßes presste Paen die Luft aus der Brust, und in dem Laut ging der überraschte Aufschrei der Frau, auf der er gelandet war, fast unter. Ihr Leib gab nach, und Paen beeilte sich, von ihr herunterzurollen, sobald sie auf dem Boden aufschlugen. Die Frau warf sich zur Seite, fort von ihm, und starrte ihn an.
    „Gemahl?“ Verblüfft musterte sie ihn.
    „Frau.“ Paen betrachtete Avelyn ebenso verstört und versuchte zu ergründen, was sie hier verloren haben mochte. Da bemerkte er ihr feuchtes Haar, und seine Augen wurden schmal. „Ihr wart schwimmen.“
    Avelyn blinzelte, ehe sie langsam nickte. „Aye, ich habe im Fluss gebadet.“
    „ So, Ihr habt Euch also gedacht, Ihr könntet heute Morgen einfach ganz allein schwimmen gehen, nachdem Ihr gestern fast ertrunken wärt?“ Er funkelte sie an, wütend darüber, dass sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, obwohl sie es bereits gestern beinahe verloren hätte. Hatte sie denn den Verstand verloren? Wie hatte er nur eine Frau heiraten können, die so schön und gleichzeitig so einfältig war? Schlimm genug, dass sie schwach und hinfällig war und keinerlei Fertigkeiten besaß - aber wie entmutigend es doch war festzustellen, dass sie darüber hinaus keinen Funken Vernunft in sich hatte.
    „Ich...“
    „Avelyn“, fiel er ihr scharf ins Wort. „Ihr hättet wieder untergehen können, und dieses Mal wäre ich nicht zur Stelle gewesen, um Euch zu retten.“ Er kämpfte sich hoch, streckte ihr einen Arm hin, ließ sie sein Handgelenk greifen und zog sie auf die Füße.
    „Ich bin nicht untergegan...“
    „Nay, und dafür bin ich dankbar“, unterbrach er sie erneut. „Doch da Gott Euch nun einmal nicht so viel gesunden Menschenverstand wie Schönheit zugestanden hat, werdet Ihr künftig nichts mehr tun und nirgends mehr hingehen, ohne vorher meine Erlaubnis eingeholt zu haben“, beschied er ihr grimmig. Als er die Vorderseite ihres Kleids sah, wurde seine Miene noch finsterer. Der Rock war voller Schlamm, das Oberteil hingegen von einer schleimigen, mal gelblichen, mal klaren Masse bedeckt, die sich auch über Avelyns Hals und Gesicht zog. „Was zum Teufel habt Ihr da auf Wangen und Gewand?“ „Wachteleier“, erwiderte sie und seufzte. „Als ich vom Fluss kam, sah ich eine Wachtel und dachte mir, Euch wäre vielleicht nach einer kleinen Leckerei. Ich war gerade dabei, die Eier einzusammeln, als Ihr mich angesprungen habt.“
    Paens Ärger verebbte. Ob dies so war, weil sie den gleichen Gedanken gehegt hatte wie er und ihm eine Nascherei hatte kredenzen wollen oder weil er schuld an ihrem besudelten Zustand war, vermochte er nicht zu sagen. Doch der Großteil seines Zorns verpuffte in Form eines langen Seufzers. Was übrig blieb, schluckte er hinunter, als er Avelyns verzagte Miene sah.
    „Eier wären in der Tat nicht übel gewesen. Dasselbe habe ich gedacht, als ich die Wachtel sah. Deshalb bin ich auf Euch gelandet. Nun kommt“, schloss er brüsk und bot ihr erneut eine Hand, ehe ihm einfiel, dass diese nichts als ein bandagierter Stumpen war.
    Avelyn umfasste abermals seinen Arm und beachtete seine Hand nicht weiter.
    Dankbar, dass sie kein Gewese um seine derzeitige Beeinträchtigung machte, führte er sie den Pfad entlang zum Flussufer. Geduldig wartete er, während sie ins Wasser stieg, Sand und kleine Kiesel schöpfte und sich das Ei von Gesicht und Kleid rieb. Paen hatte gehofft, sie werde sich

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