Die Braut des Ritters
Tier und bemerkte die angenagte Hasenkeule, die wenige Zoll neben dem Maul des Fuchses lag. Paen kniete nieder, um sich die Sache gründlicher anzuschauen. Die Keule war kaum angenagt und ließ noch erkennen, dass sie gebraten worden war. Da er bezweifelte, dass Füchse ihre Beute neuerdings über dem Feuer rösteten, nahm Paen an, dass es die Reste einer Mahlzeit waren, über die das Tier sich hergemacht hatte, kurz bevor es verendet war. Womöglich hatte jemand auch mutwillig einen vergifteten Köder ausgelegt.
Irgendwo weiter links ertönte ein Ruf. Paen hob den Kopf, und einer der Männer teilte ihm mit, dass sie den Zeltpflock gefunden hätten. Offenbar hatten die beiden das Zelt verstaut und sich ebenfalls darangemacht, den Wald zu durchstöbern. Dann konnten sie also endlich aufbrechen. Ein weiterer Reisetag, der sie Hargrove und dem neuem Knappen näher bringen würde.
Paen vergaß den Fuchs, richtete sich auf und war schon einige Schritte gegangen, als er in etwas Weiches trat und beinahe ausglitt. Als er hinabblickte, sah er, dass irgendwer sich zwischen den Bäumen übergeben hatte. Er schnitt eine Grimasse, eilte jedoch weiter Richtung Lager und wischte seinen Stiefel im Gehen am Gras ab.
Bei jedem Tritt betete er, dass dieser Morgen kein Vorbote auf Künftiges sein möge. Er hoffte inständig, dass der heutige Tag besser verlaufen würde als der gestrige -oder vielmehr besser als die letzten beiden. Seit er nach Straughton gekommen war, hatten sich die Dinge nicht gerade zum Guten entwickelt. Die Trauung selbst war noch einigermaßen glücklich verlaufen - jedenfalls bis zu dem Punkt, an dem seine Braut ohnmächtig geworden war. Seitdem hatte ein Unheil das nächste gejagt. Paen begann zu argwöhnen, dass er verflucht sei.
9. Kapitel
Während der letzten Stunde ihres Reisetags redete Avelyn unaufhörlich. Wie tags zuvor, saß sie auch heute vor ihrem Gemahl im Sattel und hielt die Zügel, damit er ihr weiterhin „reiten beibringen“ konnte. Paen war der Meinung, dass sie keine Anleitung mehr brauche. Doch Avelyn hatte darauf bestanden und als Argument angeführt, sie habe Angst, allein auf einem Pferd zu sitzen. Er hatte nachgegeben und sich bereit erklärt, den Reitunterricht um einen Tag zu verlängern.
Leider hatte es nicht lange gedauert, bis die fehlende Nachtruhe und der gleichmäßige Schritt des Pferdes sie hatten einschlummern lassen. Daraufhin hatte Paen es irgendwie geschafft, Avelyn die Zügel aus den schlaffen Händen zu nehmen und sie, ohne sie zu wecken, so zurechtzurücken, dass sie an seine Brust gelehnt schlafen konnte. Und er hatte sie schlafen lassen.
Der Nachmittag war fast vergangen, als sie endlich aufgewacht war. Sie war entsetzt gewesen, als sie feststellte, wie lange sie geschlafen hatte. Fest entschlossen, wenigstens den Rest des Tages über wach zu bleiben, hatte sie begonnen, draufloszureden und zu erzählen, was ihr gerade in den Sinn kam. Und wach war sie geblieben - allerdings hatte Paen schon eine Stunde darauf beschlossen, für die Nacht zu halten.
Avelyn war verstimmt, weil ihr Gemahl das Nickerchen gewiss als weiteres Zeichen ihrer Schwäche betrachten würde; für sie selbst war es weit mehr, nämlich ein unverzeihliches Versagen. Es war ihre Pflicht als Gemahlin, ihren Mann zu schützen und zu hegen, und darin hatte sie versagt, indem sie ihn die Zügel hatte greifen lassen, während sie schlief - so gut er sie denn hatte greifen können. Avelyn hoffte, dass es seinen Händen nicht noch mehr Schaden zugefügt hatte. Sie schwor sich, die Näharbeit heute früher beiseitezulegen und die ganze Nacht lang zu schlafen, damit sie morgen putzmunter war und das Pferd selbst lenken konnte.
Zu schlafen, so fürchtete sie, mochte sich allerdings als schwierig erweisen. Da sie den ganzen Tag über geschlummert hatte, war sie nun hellwach, und es juckte ihr in den Fingern, die Kleidungsstücke fertigzustellen oder irgendetwas anderes zu tun. Leider hatte ihr Gemahl andere Pläne.
Unfroh sah Avelyn zu, wie alle geschäftig umherliefen und das Lager aufschlugen. Sie hatte mit anpacken wollen, aber Paen hatte sie angewiesen, sitzen zu bleiben. Widerspruch hatte er nicht geduldet. Zunächst hatte es ihr nichts ausgemacht, da Lady Gerville ihr Gesellschaft geleistet hatte. Doch als die Zelte aufgebaut waren, war ihre Schwiegermutter in dem ihren verschwunden, um beim Herrichten zu helfen. Als Avelyn es ihr gleichtun wollte, hatte Paen sie erneut aufgefordert, sitzen zu
Weitere Kostenlose Bücher