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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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war. Erst einige Augenblicke später fiel Avelyn ein, wo sie den Namen Rumsfeld schon einmal gehört hatte. Sie sah ihren Gemahl an, wobei sie sorgsam darauf achtete, den Blick nicht zu tief wandern zu lassen, und fragte: „Stammt Eure Mutter nicht von Rumsfeld?“
    „Aye. Woher wisst Ihr das?“ Paen schaute überrascht auf, während David die Tür mit einem Fußtritt schloss und seine Last zu einem Stuhl am Kamin schleppte.
    „Eure Mutter erwähnte es am Tag nach unserer Ankunft hier“, erwiderte sie leise. „Sie sagte, der Kastellan sei gestorben, während Ihr und Eure Eltern fort wart.“
    „Stimmt. Legere war sein Name. Er war alt.“
    „Reitet Ihr deswegen dorthin? Weil der alte Kastellan verschieden ist?“, fragte Avelyn neugierig. „Euer Vater wird einen neuen Kastellan ernennen müssen, nicht wahr?“
    Paen blieb neben dem Stuhl stehen, auf dem David seine Sachen abgelegt hatte, und wandte sich Avelyn zu, die Miene eine Spur schuldbewusst. „Ich habe ja ganz vergessen, es Euch zu sagen.“
    „Mir was zu sagen?“, fragte sie, während Paen in die Hosen stieg, die David ihm hinhielt.
    Als der Knappe das Beinkleid geschnürt hatte, erwiderte Paen: „Vater hat mich gefragt, ob ich der nächste Kastellan werden wolle.“
    „Wie bitte?“, stieß Avelyn erstaunt aus. Paen beugte sich vor, damit der Junge, der auf einen Schemel gestiegen war, ihm die Tunika überstreifen konnte. Danach richtete er sich wieder auf und lächelte Avelyn an. Offenbar erwartete er Freude von ihrer Seite.
    „ Aye “, sagte er. „Vater braucht dort jemanden, dem er trauen kann, und er glaubt, dass ich durch das Amt Erfahrung sammeln könne.“
    Als Avelyn ihn nur mit großen Augen anstarrte, erklärte er: „Einen Großteil der letzten Jahre habe ich kämpfend im Heiligen Land zugebracht. Was den Krieg angeht, macht mir niemand etwas vor, doch was das Dasein als Burgherr angeht, könnte mir etwas Übung in der Tat nicht schaden.“ Er kniete sich hin, damit David ihm das schwere Kettenhemd anlegen konnte, kam wieder auf die Beine und fuhr fort: „Vater denkt zudem, dass Ihr vielleicht glücklicher wärt, wenn Ihr einen eigenen Haushalt hättet, den Ihr selbst führen könnt.“
    Noch immer sah Avelyn ihn nur stumm an. Paen fragte seinen Knappen, wo Gürtel und Schwert seien. Beides war in der Kammer, in der Paen bislang genächtigt hatte, und David entschuldigte sich und eilte hinaus, um das Gewünschte zu holen. Unterdes trat Paen ans Bett, neigte sich vor, küsste Avelyn hastig, aber innig, richtete sich wieder auf und verließ das Gemach. Sie blickte ihm nach.
    Paen wurde also Kastellan von Rumsfeld Castle. Sie würden dort leben. Avelyn würde einen Haushalt leiten müssen.
    Kaltes Grausen packte sie. Eine Woche zuvor hätte der Gedanke ihr noch gefallen. Ja, sie hätte sich gefreut, Herrin über ein eigenes Heim zu werden, denn ihre Mutter hatte sie sorgsam auf diese Aufgabe vorbereitet. Heute sah die Sache hingegen anders aus, denn heute wurde Avelyn vom Pech verfolgt. Nun jagte ihr schon die bloße Vorstellung, selbst einen Haushalt zu führen, eine Heidenangst ein. Oje, dachte sie unglücklich, es wird keine Woche dauern, bis ich Rumsfeld in Schutt und Asche gelegt habe.
    „Lady Gerville ist auf Rumsfeld Castle aufgewachsen, es ist ihr alter Familiensitz“, erklärte Diamanda. „Als ihre Eltern vor einigen Jahren starben, fiel das Anwesen ihr und Lord Gerville zu. “
    „Lady Gerville hat nämlich keine Geschwister“, fügte Lady Helen an, und ihre Nichte Diamanda nickte.
    Avelyn schwieg und lauschte nur, während die drei sich gemeinsam nach oben zum Wohngemach begaben.
    Gerade hatten sie in der Halle das erste Tagesmahl eingenommen. Als Avelyn, nachdem sie sich hergerichtet hatte, nach unten gegangen war, waren Paen und sein Vater bereits nach Rumsfeld aufgebrochen. An diesem Morgen hatten daher nur die vier Frauen an der Tafel gesessen - und mehrere Hundert Bedienstete und Soldaten.
    Natürlich hatte Lady Gerville gleich angefangen, über Avelyns Umzug nach Rumsfeld Castle zu plaudern. Alle schienen längst davon zu wissen, selbst Diamanda und Lady Helen. Avelyn hatte es als Letzte erfahren.
    Am Tisch wurde ihr auch mitgeteilt, es sei entschieden worden, dass Paen und sie noch eine Woche warten sollten, ehe sie umzogen. Man hoffe, dass Paens Hände bis dahin verheilt sein würden. Somit blieb Avelyn einzig eine Woche, um abermals ihre Truhen zu packen. Nicht, dass es viel zu packen gab, denn außer ihren

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