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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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lebenden Steines.
    Mit einem entsetzten Aufschrei sprang der Kosake zurück. Stoff raschelte, als Juliettes Röcke wieder nach unten fielen, aber sie fühlte nichts. Wie aus weiter Ferne hörte sie den Mann hinfallen und wieder aufstehen. Die Geräusche von seinem Lauf durch das Gehölz waren anfangs laut, wurden aber beständig leiser. Er bewegte sich von ihr weg, in Richtung der Kutsche.
    Eine ganze Weile, nachdem er fort war, blieb sie über den Stein gelehnt, unfähig oder vielleicht auch nicht gewillt, sich zu rühren. Dunst legte sich auf ihre Haut und ihre Kleider.
    Dann drang von irgendwo auf dem Weg Hufgeklapper zu ihr. Es brachte die Erde unter ihr zum Beben und erinnerte sie so daran, dass sie noch fühlte, noch lebte.
    Ihr Blut fing wieder richtig zu zirkulieren an, schickte neues Leben durch ihre Glieder. Wie eine arthritische Alte erschauderte sie und musste sich anstrengen, um sich in ihre vorherige Gestalt zurückzuwandeln. Rauhe Haut wurde glatt und weich, Stein wurde wieder zu Fleisch.
    Erschöpft lehnte sie auf dem Stein und lauschte. Außer dem Tröpfeln des Regens war nichts zu hören. Waren die anderen tot?
    Nein, bitte nicht!
    Wieder einmal war sie feige geflohen und hatte es anderen überlassen, für sich selbst zu sorgen. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, zurückzugehen und nachzuschauen, was mit ihnen geschehen war.
    »Eine interessante Fluchtmethode«, sagte eine Stimme aus der Nähe.
    Sie fuhr so schnell herum, dass sie rückwärts stolperte und auf einem Haufen nassen Laubes landete. »Autsch!«
    Lyon saß mehrere Meter entfernt auf einem umgekippten Baumstamm und sah sie an.
    Ängstlich blickte Juliette sich um.
    »Er ist weg«, klärte Lyon sie auf. »Deine Fleisch-zu-Stein-Vorstellung hat ihm offenbar einen Riesenschrecken eingejagt. Und mit dem, was er davon erzählte, hat er wiederum die anderen in die Flucht getrieben. Möchtest du mir zufällig erzählen, was du hier veranstaltet hast?«
    »Non.«
Sie rieb sich die Hüfte, die sie sich gestoßen hatte, als sie fiel, und rappelte sich zum Stehen hoch. »Was ist mit dem Kutscher?«
    Lyon richtete sich ebenfalls auf. Er war aschfahl, und sein Hemd war zerrissen. »Er kümmert sich um die Pferde. Komm her, und leih mir deine Schultern, damit ich mich aufstützen kann!«
    Erst jetzt wirkte der Schock des Überfalls, und Juliette zitterte am ganzen Leib. Als sie einen Arm um ihn schlang und er sich auf sie lehnte, bemerkte er es natürlich.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Ein Tropfen fiel auf ihr Mieder, und sie blickte auf. Auf seiner Brust prangte ein Schnitt. »Du bist derjenige, der verwundet wurde.«
    »Ich würde übler aussehen, hättest du deinen Freund nicht zu Tode erschreckt und hätten er und seine Kumpane nicht die Beine in die Hand genommen. Vorerst wirst du das Blut entschuldigen müssen. Ich ersetze dir das Kleid, sobald wir wieder in der Zivilisation sind.«
    Als sie ihren Wagen erreichten, war der Kutscher dabei, die beiden verbleibenden Pferde loszumachen.
    »Sind Sie unverletzt, Madame?« Er musterte sie, sichtlich verwundert, dass sie den bulligen Kosaken abwehren konnte, und neugierig, wie sie es geschafft hatte, die Kerle in die Flucht zu treiben.
    »Oui«
, antwortete sie, blieb allerdings auf Abstand zu den Pferden, so dass Lyon allein weitergehen musste.
    »Wo sind die anderen beiden Pferde?«, erkundigte er sich.
    »Die verfluchten Kosaken haben sie mitgenommen.« Der Kutscher nickte zum Wald, wohin sie entflohen waren. »Was da draußen auch passiert ist: Wir hatten Glück, dass es ihnen solche Angst eingejagt hat. Vor lauter Schreck sind sie weggeritten, ehe sie unsere letzten beiden Pferde mitnehmen konnten.« Er sah erwartungsvoll zu Juliette.
    »Ich glaube, wir verdanken unser Glück russischem Volksglauben«, erklärte sie. »Auch wenn ich nicht viel von dem verstehen konnte, was er sagte, war mir, als würde er von Geistern oder Waldnymphen oder so etwas reden. Nun, und dann ist er weggelaufen.«
    »Wir danken den Göttern für den guten altmodischen Aberglauben«, fügte Lyon hinzu.
    Der Fahrer schien es zufrieden und nickte. »Ja, dafür bin ich wirklich dankbar.«
    »Wie weit ist es zum nächsten Dorf?«, fragte sie mit Blick auf die ruinierte Kutsche. Ihr Bauch krampfte sich zusammen. Hoffentlich wählte ihre Monatsblutung nicht ausgerechnet diesen Moment, um sie neben allem anderen auch noch heimzusuchen. Nein, das konnte nicht sein. Ihr musste etwas anderes fehlen.
    »Zwei Stunden

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