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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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wurde, kam endlich ihre Chance. Mittlerweile war es zu einem persönlichen Wettstreit zwischen Cat Follower und Dawn Star gekommen. Sie stießen und rempelten einander an, wann immer sie sich begegneten, und ihr letzter Sturm auf den Ball geriet zu einem regelrechten Ringkampf. Beim nächsten Ballwechsel warf er sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen sie und stieß sie aus dem Weg. Voller Wut vergaß Dawn Star das Spiel und stürzte sich kratzend, tretend und kreischend auf Cat Follower.
    Ein Höllenlärm brach auf dem Feld los, und das Schauspiel, das dort geboten wurde, war so fesselnd, dass selbst Wolf Heart abgelenkt wurde. Clarissa nutzte die Gunst der Stunde, zog sich heimlich aus der Menge zurück und hinkte hinter die Ratshütte. Als sie außer Sichtweite war, schaute sie sich hastig um und vergewisserte sich, dass sie allein war. Ja, alles war in Ordnung. Nur ein großer gefleckter Hund, der in der Sonne döste, öffnete schläfrig ein Auge und sah sie gehen.
    Ein wehmütiger Schmerz erfasste sie, als ihr Blick auf die leeren Hütten fiel und sie unwillkürlich an die Menschen dachte, die sie nie mehr sehen würde – Swan Feather, White Moon, Cat Follower und ein Dutzend anderer, die sie Freundin und Schwester genannt hatten. Und Wolf Heart. Wolf Heart, nach dem sie sich schon jetzt so sehr sehnte, dass sie beinahe laut aufgestöhnt hätte. Der Wunsch, zurückzugehen und ihn ein letztes Mal zu sehen, ergriff sie mit aller Macht, und für einen Augenblick …
    Aber das wäre der helle Wahnsinn. Das Schicksal hatte ihr diese eine Fluchtmöglichkeit beschert. Wenn sie jetzt nicht ging, war alles verloren.
    Nach einem letzten Rundblick überlegte sie sich den kürzesten Weg durchs Dorf und rannte los.
    Als sie das mit einem Seil abgetrennte Gehege erreichte, wo die Pferde standen, klopfte Clarissas Herz wie ein Hammer. Krampfhaft holte sie Luft, aber sie wusste, dass sie sich jetzt keine Pause gönnen durfte. Wenn sie es tat, würde sie anfangen nachzudenken. Das wiederum könnte bedeuten, dass sie den Mut und damit letztendlich ihre Freiheit verlieren würde.
    Die Pferde grasten friedlich, und ihr Fell glänzte wie Seide im Morgenlicht. Clarissa frohlockte, als sie sich umsah und feststellte, dass keine Wache da war. Ihr Plan verlief reibungslos – fast zu reibungslos.
    Drei der leicht erregbaren Tiere hoben den Kopf und wieherten bei ihrem Anblick leise. In den vergangenen Wochen hatte sie sie täglich besucht und ihnen trockenen Mais, frischen Klee und saftige Wurzeln von der Wiese mitgebracht. Die Pferde hatten sich daran gewöhnt, sie und die Leckerbissen, die sie mitbrachte, zu erwarten. Aber würden sie auch dulden, dass sie aufsaß und sie ritt? Das musste sich noch herausstellen.
    Sie griff in die Tasche und holte die Maiskörner heraus, die sie heimlich mitgenommen hatte. Mit klopfendem Herzen ging sie in das Gehege, streckte die Hand aus und machte leise, lockende Geräusche.
    Eine gescheckte Stute näherte sich ihr zuerst. Gut, dachte Clarissa und begann unwillkürlich zu zittern. Von diesem Pferd wusste sie, dass es nicht nur schnell, sondern auch lammfromm war. Und an dem Rohlederriemen, den es um den Hals hatte, würde sie es gut einfangen und führen können. Mit angehaltenem Atem wartete sie, bis das samtige graue Maul nach dem Mais in ihrer Handfläche schnupperte. Rasch ergriff sie den Riemen mit der freien Hand und zog das Pferd mit sich fort. Die Stute folgte ihr willig, wobei sie zufrieden die Maiskörner zerkaute. Clarissa führte das Tier aus dem Gehege und verknotete anschließend das Seil wieder.
    Das Pferd bis in den Schutz der Bäume zu führen war leicht, doch dort zögerte Clarissa. Nein, beschloss sie rasch. Jetzt würde sie noch nicht versuchen aufzusitzen. Es könnte schwierig werden und Lärm verursachen, und außerdem musste sie ja wieder herunter, um an ihre versteckten Vorräte zu kommen. Bis zu ihrem Versteck würde sie die Stute führen. Dann würde sie auf den bloßen Pferderücken steigen und wie von Furien gehetzt losreiten.
    Die heiseren Schreie vom Spielfeld wurden leiser und erstarben schließlich ganz, während sie den beschatteten Weg entlangging. Vögel zwitscherten ihr Lied von den Bäumen. Das Pferd schnaubte und schüttelte seine silbrige Mähne. Es war offensichtlich froh, Bewegung zu haben. Blassgoldene Sonnenfinger fielen durch die belaubten Zweige und glitzerten auf samtigen Mooshügeln und mit Flechten überzogenen Steinen. Wie wunderschön diese

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