Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
Vom Netzwerk:
vernachlässigte, obwohl Jack doch im Land gewesen war.
    „Es ging um Pflicht und Ehre“, sagte Jack. „Ich wollte nach Hause kommen, aber zuerst musste ich mein Vorhaben zu Ende bringen.“
    „Weil sonst niemand stark und tapfer genug dafür war?“ Endlich drehte Toby sich um und sah ihn an.
    „So ähnlich.“ Ein seltsamer Schmerz durchzuckte ihn, als ihm bewusst wurde, dass seine Mutter dieselben Worte gebraucht hatte, um ihn über die Abwesenheit seines Vaters hinwegzutrösten, als er in Tobys Alter gewesen war. Er wusste nur zu gut, wie Toby sich fühlen musste.
    „Du hast den bösen Mann gefangen“, sagte Toby.
    „Ja“, bestätigte Jack.
    „Und eine Frau für Onkel Jakob gefunden“, sagte Toby.
    „Er hat sie selbst gefunden“, verbesserte ihn Jack, dem die Richtung, die das Gespräch jetzt genommen hatte, ein unbehagliches Gefühl verursachte. „Die meisten Männer suchen sich ihre Ehefrauen lieber allein aus“, sagte er und zuckte innerlich zusammen, als ihm bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte.
    Er hatte das Haus mit dem festen Vorsatz betreten, gleich von Anfang an seine Autorität auszuspielen. Er war wütend, weil Temperance nach Kilverdale Hall gekommen war und ihn in eine so unmögliche Lage gebracht hatte. Nur sah sie ihn so angespannt und verängstigt an, dass er dem Wunsch, sie zu trösten, nicht widerstehen konnte. Seine Tempest sollte ihn nicht so voller Furcht ansehen. Sie sollte sich ihm entgegenstellen, wie sie es in London getan hatte. Und es hatte ihm so sehr gefallen, sie in seinen Armen zu halten, dass er sie im Salon seiner Mutter geküsst hätte, wenn sie ihm keine Vorwürfe gemacht hätte, weil er sich Jack Bow nannte.
    „Du hast eine Frau“, sagte Toby und unterbrach Jacks Gedanken. „Sie kam vor ein paar Tagen her.“
    „Ich weiß.“ Jack fragte sich, worüber die beiden sich wohl unterhalten haben mochten, da Temperance darauf bestanden hatte, dass Jack direkt zu Toby ging.
    „Ich habe mich vor ihr verneigt, wie Großmama es gesagt hat“, fuhr Toby fort. „Sie hatte einen Laden, aber er ist abgebrannt. Sie heißt Temperance“, fügte er dann hinzu. Er rutschte über die Fensterbank und setzte sich neben Jack. „Ich sagte zu ihr, du wüsstest bestimmt, was da zu tun ist. Darf ich auf Stargazer reiten?“ Wie es schien, hielt er die Tatsache, dass sein Vater eine neue Gemahlin hatte, für nicht ganz so wichtig wie den schönen schwarzen Vollblüter, den Jack im Frühjahr gekauft hatte.
    „Ja“, sagte Jack. Er legte einen Arm um Toby und hob ihn auf seinen Schoß. Innerlich seufzte er, dankbar, dass ihm vergeben wurde, obwohl er so lange fortgeblieben war. Die Situation mit Temperance zu klären würde schwieriger werden.
    Ihre falsche Behauptung, seine Gemahlin und damit auch seine Duchess zu sein, konnte sie beide in eine gefährliche Lage bringen. Was sie getan hatte, würden die anderen Adligen nicht nur als Affront gegen ihn sehen, sondern gegen die gesamte Aristokratie. Wäre er wirklich gestorben und sie mit ihrer Behauptung durchgekommen, hätte ein Bastard der nächste Duke of Kilverdale werden können. Das House of Lords war berüchtigt für seine Nachsichtigkeit gegenüber den Verbrechen seiner Mitglieder, was selbst für einen Mord galt – doch niemand dort war geneigt, irgendetwas hinzunehmen, das Privilegien unterminierte. Wenn der Titel der Kilverdales bedroht wurde, so war das indirekt ein Angriff auf die Sicherheit des Adels generell.
    Jack wusste, dass er sie ruinieren würde, wenn er Temperances Behauptung leugnete, und wenn er sie nicht in irgendeiner Form bestrafte, würde sein eigener Ruf leiden. So etwas würde man als Schwäche auslegen, und er verlöre den Respekt der mächtigsten Männer der Gesellschaft. Dass er sich gelegentlich als Jack Bow verkleidete, wurde ihm als Exzentrizität ausgelegt und hatte weder seinem Ruf noch seiner Würde geschadet, doch dies hier war etwas anderes. Wenn er hier einen Fehler beging, konnte er sich ein paar gefährliche Feinde schaffen.
    „Ja, ich werde dich heute Nachmittag auf Stargazer setzen.“ Geistesabwesend antwortete Jack auf Tobys unaufhörliche Bitten, während er über eine Zukunft nachdachte, in der Temperance seine Mätresse war.
    Das Dinner wurde um zwei Uhr serviert, beinahe zwei Stunden später als gewöhnlich wegen der Unterbrechung, die Jacks Ankunft im Haus verursacht hatte. Es erschreckte Temperance festzustellen, dass sie sich zu einem förmlichen Mahl an den Tisch setzen

Weitere Kostenlose Bücher