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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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sich in seinen Armen in dem verzweifelten Bemühen, sich zu entschuldigen für das, was sie getan hatte, ehe er sie anklagte. Er ließ sie nicht los, daher versuchte sie, unauffällig seinen Ring abzuziehen. Er umfasste ihre Hände, und erschrocken hielt sie still, als er wie bei einer Liebkosung mit seinen Lippen ihre Wange streifte. „Später“, flüsterte er.
    Später? Was meint er damit, später?
    Und dann traf es sie wie ein Schlag. Nichts war geklärt. Ihr Schicksal hing allein von ihm ab, und vor allem war es seine Schuld, dass sie sich überhaupt in dieser Lage befand. Empörung durchfuhr sie, und mit beiden Händen schlug sie so fest gegen seine Brust, dass er zurücktaumelte.
    „Schurke! Rücksichtsloser, betrügerischer Schuft!“
    „Ah …“ Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Seine selbstzufriedene Miene war verschwunden, stattdessen schien er erschrocken, und aus irgendeinem Grund fachte das ihren Zorn an.
    „Was dachtest du dir dabei, so zu tun, als wärest du gestorben? Weißt du nicht, wie viel Kummer du verursacht hast?“
    „Ich habe nicht so getan, als wäre ich gestorben.“ Er trat noch einen Schritt zurück und hob abwehrend beide Hände. „Ich weiß nicht …“
    „Bundles Junge glaubt, du seiest tot. Es hat ihm fast das Herz gebrochen, von dir zu sprechen.“ Temperance ging im Salon umher, und all die Worte, die sie wochenlang unterdrückt hatte, strömten jetzt aus ihr heraus. „Ich bin hergekommen und habe deiner Mutter gesagt – nie wieder will ich das tun müssen –, und du bist gar nicht tot! Rücksichtsloser, gedankenloser …“
    „Ich habe nicht behauptet, tot zu sein. Ich sagte zu Bundle, es wäre an der Zeit, dass Jack Bow stirbt, aber …“
    „Und das ist die andere Sache!“ Temperance kam zurück und stieß noch einmal gegen seine Brust. „Was hast du dir dabei gedacht, mir zu erzählen, dein Name sei Jack Bow? Mich zum Narren zu halten! Du hättest zumindest den Anstand haben können, mir deinen richtigen Namen zu sagen!“
    „Das hätte ich getan, wenn ich zu dir zurückgekommen wäre“, sagte Jack. „Es wäre besser gewesen, Ihr hättet in London auf mich gewartet, Madam.“ Sein Gesicht nahm wieder den hochmütigen Ausdruck an.
    „Ich konnte nicht auf dich warten – du warst tot, Dummkopf!“, schrie sie ihm entgegen.
    Plötzlich hielt sie inne und sah ihn verwundert an, als ihr bewusst wurde, in welchem Maße sie die Beherrschung verloren hatte. Trotz ihrer Erregung bemerkte sie, dass Jack, trotz seiner arroganten Miene, vorsorglich noch einen Schritt zurückgewichen war.
    „Manteldieb!“
    „Ich bin kein …“
    „Warst du schon bei Toby?“, wollte sie wissen und ließ ihn gar nicht zu Worte kommen.
    „Toby?“ Jack blinzelte. „Nein. Ich kam direkt hierher.“
    „Er wartet seit Monaten darauf, dass du nach Hause kommst!“, rief Temperance aus. „Du hättest zuerst zu ihm gehen sollen. Nicht zu mir. Ich habe es ihm versprochen. Geh sofort zu ihm.“ Sie packte Jacks Arm und drehte ihn zur Tür. „Geh jetzt gleich.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, versetzte sie ihm einen festen Stoß zwischen die Schulterblätter. Erst als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte und sie die Duchess leise lachen hörte, begriff sie, wie unmöglich sie sich benommen hatte.
    Sie presste die Hände gegen ihre brennenden Wangen, dann zwang sie sich, die Arme sinken zu lassen, und drehte sich zu Jacks Mutter um.
    „Euer Gnaden, es tut mir leid“, stammelte sie. „Ich weiß nicht, was über mich kam.“
    „Erleichterung, vermute ich“, sagte die Duchess ruhig. „Nachdem Ihr mit eigenen Augen gesehen habt, dass er am Leben ist und es ihm gut geht, konntet Ihr ihn gefahrlos beschimpfen, weil er Euch so geängstigt hat. Mir ist es ein- oder zweimal genauso ergangen.“
    „Ja, bloß ich hätte nicht …“ Verwirrt schüttelte Temperance den Kopf. War es Erleichterung, die diesen plötzlichen Temperamentsausbruch verursacht hatte?
    Er wirkte so großartig, beinahe nicht wiederzuerkennen, in seinen vornehmen Kleidern. All ihre heimlichen Hoffnungen, dass er sie immer noch freundlich ansehen würde, waren dahingeschwunden, als sie seinem unerbittlichen Blick begegnete. Und dann hatte er sie so sanft berührt und ihr gesagt, dass er kein Ungeheuer war. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen und hätte die Arme um ihn geschlungen, aber stattdessen hatte sie versucht, seinen Ring abzuziehen.
    Was meinte er mit später? Sie drehte den Ring

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