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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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und sie war froh, als er geendet hatte.
    In der vergangenen Nacht hatte sie lange wach gelegen und sich über ihre Zukunft gesorgt. Als Jack von seinem Spaziergang zurückkam, hatte sie so getan, als würde sie schlafen. Nachdem er zu ihr ins Bett gekommen war, war sie in einen unruhigen Halbschlaf gefallen und kurz vor Sonnenaufgang erwacht, als ihr übel war und sie sich aufgeregt fühlte.
    Zu ihrer Erleichterung gingen sie und Jack gemeinsam in die Kapelle. Er machte ihr Komplimente über ihr Kleid aus cremefarbenem und goldenem Brokat und sagte ihr, wie schön sie aussah. Dabei konnte er unmöglich wissen, wie viel sein Lob ihr bedeutete, auch wenn sie nicht sicher war, wie viel davon ehrlich gemeint war und wie viel dazu dienen sollte, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Jedes der beiden Motive zeugte von Sorge um sie, was sie sich sehr zu Herzen nahm.
    Während sie vor Dr. Nichols standen, spürte sie etwas wie Erschöpfung, aber die wurde überlagert von Aufregung, die sie wach hielt. Bei ihrer Ankunft in der Kapelle hatte sie einen flüchtigen Blick auf die Adligen der Nachbarschaft erhaschen können. Jetzt befanden sie sich hinter ihr, und sie spürte deutlich, wie man sie beobachtete. In diesem Teil von Sussex hatte Jack schließlich den höchsten Adelsrang inne. Viele der Gäste hatten schon oder würden noch seine Gönnerschaft für sich oder ihre Familien suchen. Keiner von ihnen würde es wagen, ihn offen zu beleidigen – aber das würde niemanden daran hindern, heimlich über sie zu reden.
    Jack sah so gut und entspannt aus in seiner eleganten Kleidung, dass niemand vermuten würde, welche Aufregung es am Abend zuvor in Kilverdale Hall gegeben hatte. Als er seine Gelübde sprach, beobachtete sie ihn genau und dachte daran, wie seine Hand gezittert hatte, nachdem sie die Heiratsdokumente unterzeichnet hatte. Sie hatte ähnliche Zeichen des Widerstrebens erwartet – vor allem nach dem, was mit Toby geschehen war. Zu ihrer unendlichen Erleichterung sprach er mit fester Stimme, und er hielt ihrem Blick stand, als er das Eheversprechen wiederholte.
    Sobald sie an der Reihe war, die Gelübde abzulegen, stellte sie fest, dass ihre Stimme vor Liebe und Feierlichkeit heiser klang. Sie war entschlossen, ihm eine gute Frau zu sein, damit er niemals bedauerte, sie geheiratet zu haben. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie mehr wollte als das. Sie wollte, dass er sie liebte. Als das bunte Licht von den getönten Scheiben hinter dem Altar auf ihre Hände fiel, betete sie, dass er das eines Tages tun würde.
    Nach der Zeremonie trat sie aus der Kapelle in den hellen Dezembermorgen. Die Kapelle stand hundert Yards vom Haus entfernt, und es gab eine kleine Hochzeitsprozession von der Tür der Kapelle zum Haupteingang von Kilverdale Hall. Jeder, der auf dem Anwesen arbeitete, ebenso wie Jacks niedere Pächter und die meisten Dorfbewohner, wartete darauf, dem Duke und seiner neuen Duchess zujubeln zu können. Temperance wusste, dass die Dörfler bald schon im Gasthaus auf Kosten von Jack feiern und trinken würden, dennoch freute sie sich über die Jubelrufe.
    Sie ging neben Jack her. Hinter ihnen kamen Eleanor und Lord Swiftbourne, gefolgt von Lord und Lady Halross und Jakob und Lady Desirée. Alle trugen ihre schönsten Kleider. Ihre lächelnde Gegenwart war ein unausgesprochenes, aber deutliches Signal für die örtlichen Adligen. Temperance war Jacks Familie dankbar, dass – sogar der anfänglich so misstrauische Jakob – sie sie als Jacks Gemahlin akzeptiert hatten.
    Kurz vor dem Eingang zu Kilverdale Hall blieben sie und Jack stehen und drehten sich zu den anderen herum. Mit einigen der Dörfler hatte Jack gelacht und gescherzt. Temperance bewunderte die Art und Weise, wie er den Leuten ein Gefühl von Zwanglosigkeit vermitteln konnte und sich dabei trotzdem seinem Rang entsprechend verhielt. Das war eine weitere Fertigkeit, die sie erlernen musste. Dann entdeckte sie Isaac in der Menge. Er stand neben Toby und hielt die Schulter des Jungen fest. Isaac lächelte glücklich, aber leider musste sie feststellen, dass Toby sie finster ansah.
    Jack berührte ihren Ellenbogen. Sie sah ihn an, und er lächelte ihr zu. In seinem Blick lag etwas wie eine Entschuldigung.
    „Ich möchte mich für Tobys schlechte Laune entschuldigen“, sagte er. „Es wird bestimmt nicht anhalten. Vertrau mir. Er ist mein Sohn und mir sehr ähnlich. Wir schmollen niemals lange.“
    „Danke.“ Temperance war froh über diesen Versuch,

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