Die Braut fuer eine Nacht
„Familie" einen hohen Stellenwert. Es gehörte zu seinem persönlichen Verständnis von Ehre, dass er noch nie eine Affäre mit einer verheirateten Frau gehabt hatte.
Steve warf sich unruhig in dem großen Bett hin und her. Man kann jeden Menschen anlügen, aber sich selbst kann man nichts vormachen. Vielleicht war einer seiner Gründe ja wirklich, Kelly vor Dimitri zu schützen. Ein anderer Grund aber war der Wunsch, sie für sich zu haben.
Er stand auf, ging an die Hausbar und schenkte sich ein Glas Scotch ein, dann öffnete er die große Glastür und trat auf den Balkon hinaus. Die kühle Brise vom Meer fühlte sich angenehm auf der Haut an.
Mit einem großen Schluck trank er das Glas leer, dann ging er in sein Zimmer zurück, stellte das Glas auf den Tisch. Dann nahm er eine kalte Dusche.
Um sechs Uhr am nächsten Morgen rief Kelly ihre Tante Bette an und erzählte ihr alles.
„Wir heiraten, verkaufen die Hochzeitsbilder, und ich schicke dir dann das Geld für Colleens Operation. Steve wird die Rolle bekommen, und er will dafür sorgen, dass jemand mein Drehbuch liest." Sie redete so schnell, dass sie beinahe außer Atem geriet.
„Liebling", unterbrach Bette sie besorgt, und ihr Südstaaten-Akzent klang angenehm in Kellys Ohren. „Ich möchte nicht, dass du etwas nur um des Geldes willen tust." Sie zögerte einen Augenblick. „Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass eine Frau in Steve Delanys Nähe nicht den Wunsch hätte, etwas mit ihm zu tun."
Sie lachte leise. „Aber hör mal, mein Schatz, wirst du es auch ertragen können, mit einem so gutaussehenden Mann zusammen zu sein, ohne ihn anzufassen?"
„Bette!"
„Ich vergesse immer, dass du nicht so bist wie ich. Aber gib auf dich acht, okay?"
„Klar. Und sag Colleen Bescheid, wenn sie aufwacht."
„Natürlich. Wann ist die Hochzeit?"
„In den nächsten Tagen." Kelly holte tief Luft. „Dimitri Alexandros wird sie für uns ausrichten."
„Dimitri Alexandros? Etwa der Mann, gegen den Onassis wie ein Armenhäusler aussah?"
„Genau der."
„Oh, mein Kind, da sei aber vorsichtig. Du hast doch sicher schon von modernem Sklavenhandel gehört, oder?"
„Steve würde so etwas nicht zulassen."
„Oh, ich liebe es, wie du seinen Namen aussprichst! Sag mal, ist er eigentlich in Wirklichkeit auch so umwerfend wie in der Fernsehserie?"
„Noch umwerfender."
„Ach du liebe Güte, dann nimm dich bloß in acht, Schatz."
„Glaubst du, dass ich einen Fehler mache, wenn ich auf diese ganze Sache eingehe?"
„Wenn dein Instinkt dir sagt, dass du dem Mann vertrauen kannst, tut ihr euch ja nur gegenseitig einen Gefallen. Aber lass dich nicht von ihm dazu überreden, etwas zu tun, was du in Wirklichkeit nicht willst."
„Nein, nein, natürlich nicht."
Aber als sie dann den Telefonhörer auflegte, dachte Kelly: Auf was habe ich mich da nur eingelassen?
Steve warf Kelly ein schwarzes Kästchen zu und meinte: „Du kannst ihn gleich tragen, dann ist es offiziell."
Kelly öffnete das Kästchen und starrte auf den Ring mit dem riesigen Diamanten.
„Den kann ich nicht tragen. War der nicht für Pam gedacht?"
„Nun ja..."
„Sie hat ihn ausgesucht, nicht wahr?"
„Ja, aber..."
„Und Diamanten ... ich will keine Diamanten, sie bedeuten Unglück."
„Kelly, das ist Aberglaube. Sei doch nicht so albern!"
Eine halbe Stunde später suchte sich Kelly in Begleitung von Steve in einem Juweliergeschä ft einen wunderschönen Verlobungsring mit einem antiken Jadestein aus.
Dazu kauften sie die passenden Eheringe. Den Rest des Nachmittags verbrachten sie mit Einkäufen für die Hochzeit.
Kelly hatte mit Dimitri telefoniert, und er hatte sie gebeten, sich bei dem Floristen des Hotels die Blumen auszusuchen. Zusammen mit Steve entschied sie sich für üppige tropische Blüten. Sie war' begeistert von der Fülle der verschiedenen Blüten und Farben. Doch am meisten freute sie die Hibiskusblüte, die Steve ihr kaufte. Sie war weiß, in der Mitte rosa, und ein rosa Band war darum gebunden.
„Wofür ist sie gedacht?"
„Während der Trauung trägst du sie über dem rechten Ohr. Danach kommt sie übers linke, das bedeutet, dass du eine verheiratete Frau bist."
„Wird Donatella auch zu unserer Hochzeit kommen?" fragte Kelly nervös.
„Das bezweifle ich. Sie wird wahrscheinlich im Hotel auf Dimitri warten, falls sie überhaupt auf der Insel ist."
Nach dem Einkaufsbummel brachte Marco die beiden nach Chinatown, wo sie in einem Restaurant im Freien
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