Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
erstanden hatte. Es war eine hohe, schlanke Nordmanntanne mit weichen, nicht pieksenden Nadeln, die, so hatte mir der Verkäufer geschworen, niemals abfallen und meinen Staubsauger verstopfen würden. Die Tanne war noch nicht geschmückt, aber rotgrün karierte Schleifen, rote Kerzen und nostalgisch bemalte Kugeln lagen schon bereit. Als Krönung des Ganzen und sozusagen als Gag hatte ichrot-grünkarierte Bettwäsche, ebenfalls aus der Modellserie Santa Claus, gekauft und das Bett damit überzogen. Kerzen tauchten die ganze Pracht in sanftes, goldenes Licht, und Tannengrün und selbst gemachte Pralinen -ich hatte bei Hanna den Kursus Konfekt wie vom Konditor belegt - verbreiteten einen heimeligen und wunderbar weihnachtlichen Duft.
    »Wahnsinn«, sagte Alex überwältigt und schmiss seine Reisetasche in die Ecke.
    Leider fiel ihm nicht auf, dass ich ebenfalls weihnachtlich herausgeputzt und in beinahe unheimlicher Weise auf das Interieur abgestimmt war. Ich war beim Friseur gewesen und hatte mir eine Pflanzentönung gegönnt, mit einem leichten Rotschimmer. Die Haare fielen duftig und korkenziehermäßig auf mein neues, leuchtend rotes Wollkleid aus fünfzig Prozent Kaschmiranteil. Und das Beste: Die lustige Wollstrumpfhose war aus der Santa-Claus-Serie und passte perfekt zu meinen roten Schnallenschuhen.
    Ich fiel Alex trotzdem um den Hals.
     
    Heiligabend regnete es den ganzen Tag. Wir schliefen aus, bereiteten den Truthahn und das restliche Festtagsmenü vor und schmückten dann gemeinsam den Weihnachtsbaum, wie eine richtige Familie. Dabei hörten wir Erik Clapton unplugged, und als alles fertig war, liebten wir uns auf dem neuen Sisalteppich, ganz zärtlich und langsam, im Takt zu »Leyla«. Am Nachmittag verschwand Alex für zwei Stunden, um etwas zu besorgen, und ich nutzte die Zeit, um ein Bad zu nehmen, meine rotgold verschnürten Päckchen malerisch unter dem Weihnachtsbaum zu platzieren und den Tischzu decken. Auf der roten Tischdecke verteilte ich eine kleine Dose winziger, goldener Sternchen, die im Kerzenlicht funkelten, das Porzellan war schlicht und weiß, unser Alltagsgeschirr, aber ich hatte Stoffservietten aus der Santa-Claus-Serie und Serviettenringe mit lächelnden Engelsköpfchen.
    Als Alex zurückkam, schmorte der Truthahn schon im Ofen, die Kerzen brannten, und der CD-Player gab gedämpft das Weihnachtsoratorium von Bach zum Besten.
    Alex hatte etwas unter seiner Jacke versteckt. Er hatte Schwierigkeiten, es festzuhalten. Es beulte seine Jacke aus und schien sich zu bewegen.
    »Ist es soweit?«, fragte er.
    »Von mir aus gerne«, sagte ich, und da zog er seine Hand aus der Jacke und sagte: »Frohe Weihnachten, kleiner Knurrhahn.«
    Ich schrie entzückt auf. In Alex' Hand saß ein kleines, cremefarbenes Kätzchen mit braunen Flecken an den Ohren, der Nase und der Brust. Es strampelte unwillig mit den Beinen, und Alex setzte es auf den Boden, wo es sofort begann, sich zu putzen. Begeistert kniete ich mich daneben.
    »Ist die aber süß«, quiekte ich. »Ist die für mich?«
    Alex nickte. »Ich habe sie von unserem Statiker. Seine Burmakatze hat sich mit dem Nachbarkater gepaart, und weil die Kätzchen keinen Stammbaum haben, wurden sie verschenkt. Unsere Kleine hier hat das puschelige Fell und die blauen Augen von der Mutter geerbt. Als ich die Fotos gesehen habe, konnte ich nicht widerstehen. Hier ist es zwar ein bisschen eng, aber bald haben wir ja einen eigenen Garten. Etwas anderes zu kaufen war bei dem notorischen Zeitmangel echt nicht drin.«
    »Was für eine schöne Idee«, rief ich und fiel ihm umden Hals. Das Kätzchen kletterte derweil an meinem Wollkleid hoch bis auf meine Schulter. Dort spielte es mit meinen Ohrringen.
    »Ich habe Katzenklo und Futter im Auto«, erklärte Alex. »Keine Angst, sie ist stubenrein und geimpft.«
    Die kleine Katze schnurrte in mein Ohr, und am liebsten hätte ich es ihr gleichgetan.
    »Jetzt sind wir eine richtige Familie«, flüsterte ich begeistert.
    Der Rest des Abends verging wie im Traum. Alex packte seine Geschenke aus, wir teilten Truthahn, Rotkohl und Kartoffeln mit dem Kätzchen, und später aßen wir Mousse au chocolat und tranken Glühwein mit Kassandra. Sie freute sich sehr über den Pyjama, erst recht, als sie sah, dass Alex und ich den gleichen hatten.
    »So ein schönes Weihnachtsfest habe ich schon seit zweihundert Jahren nicht mehr gefeiert«, sagte sie strahlend. Wir nahmen es als Kompliment.
    Mit Kassandras Hilfe tüftelten wir den

Weitere Kostenlose Bücher