Die Braut sagt leider nein
sagte sie.
»Bestimmt wird er sich freuen«, sagte ich und rannte aufs Klo. Mit dem Teststäbchen in der Hand hockte ich mich über die Brille. Und da sah ich es: In meinem cremefarbenenSeidenhöschen war ein roter Blutfleck. Ich warf den Schwangerschaftstest in den Behälter für Damenbinden und wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Es war mein allerbestes Höschen.
»Es ist besser so«, sagte Hanna. »Dann bist du bei deiner Hochzeit nicht schwanger.«
»Ja«, sagte ich. »Das wäre wirklich blöd gewesen.«
Erst kurz vor Feierabend fiel mir ein, dass Alex heute Nacht nicht nach Hause kommen konnte, um das glückliche Ereignis mit mir zu feiern. Die Bauarbeiten an seinem Großprojekt in Karlsruhe hatten gestern begonnen, und Alex überwachte jeden Spatenstich. Um morgens vor sieben vor Ort sein zu können, übernachtete er dort im Hotel.
Ich sah auf die Uhr. Um diese Zeit würde ich ihn noch im Auto über Mobilfunk erreichen. Ich wartete, bis Hanna nach Hause gegangen war, bevor ich seine Nummer wählte. Diese Gespräche waren saumäßig teuer, und nicht mal Hanna sollte wissen, dass ich sie auf Kosten des Betriebes führte.
»Hallo«, sagte eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Wer ist da?«
»Tanja Breuer, hallo. Wen möchten Sie bitte sprechen?«
»Meinen - äh - Alexander Baum«, stotterte ich. Tanja Breuer, die blonde Praktikantin. Was hatte sie in Alex' Auto zu suchen?
»Ach, Sie sind das«, sagte sie. »Einen Augenblick bitte. Ich muss ihn erst suchen.«
Es dauerte mindestens dreißig Sekunden, bis Alex am Apparat war. Viel später, nach dem großen Knall, fragte mich Hanna einmal, was ich in diesen dreißig Sekündendenn gedacht habe, und ich antwortete ihr, ich habe gar nichts dabei gedacht. Und das war die reine Wahrheit.
»Alexander Baum?«
»Du kannst dich freuen.«
»Worüber?«
»Erinnerst du dich an unsere Autonummer?«, fragte ich.
»Ja, natürlich«, sagte Alex prompt. »GL-HP 310. Warum?«
Ich lachte mich halb tot. »Diese Nummer meine ich doch nicht«, gackerte ich in den Hörer. »Ich meine, die heiße Nummer auf dem Parkplatz an der Landstraße, in der Neumondnacht vor drei Wochen.«
»Oh, diese Nummer«, sagte Alex. »Ja, an die erinnere ich mich auch. Ich habe jetzt noch blaue Flecken davon.«
»Aber ansonsten ist der Abend folgenlos geblieben«, sagte ich.
Alex seufzte hörbar. »Gut.«
»Was hat eure Praktikantin eigentlich an deinem Telefon zu suchen?«
»Wir sind noch auf der Baustelle. Tanja trägt das Handy für mich und hält mir lästige Anrufer vom Leib.«
»Wie nett«, sagte ich. »Schläft sie auch im gleichen Hotel wie du?«
»Nein«, antwortete Alex. »Sie fährt heute Abend nach Hause. Obwohl ich mit ihr so nett über dich plaudern kann. Tanja weiß schon alles über dich, aber mir fällt immer noch etwas ein. Ich werd' dich heute Nacht vermissen.«
»Und ich erst«, sagte ich sehnsüchtig.
»Ich rufe dich nachher vom Hotel aus an, und wir machenwilden Telefonsex«, schlug Alex vor. »Die ganze Nacht.«
»Hier steht, dass die Frau, die ihren Mann mit dem elektrischen Fleischmesser kastriert hat, freigesprochen wurde«, sagte Hanna am nächsten Morgen und tippte mit der Hand auf eine Zeitungsnotiz. »Meinst du, die Dinger sind teuer?«
»Was für Dinger?«, fragte ich gedankenverloren und seufzte schwer. »Ach, Hanna, ich vermisse Alex so sehr. Es war schrecklich gestern Nacht so allein in dem großen Bett, obwohl wir zwei Stunden miteinander telefoniert haben. Ich weiß nicht, wie du das ausgehalten hast, die ganze Woche von Heiko getrennt zu sein. Oh, entschuldige bitte, ich wollte dich nicht daran erinnern.«
Hanna sah immer noch in die Zeitung. »Hier steht, der Ehemann hat sich das Teil wieder annähen lassen, und er behauptet, es ist wieder voll funktionsfähig. Glaubst du das? Ich schätze, das hätte er nur gern.«
Als ich nicht antwortete, schüttelte sie den Kopf. »Am besten ist, wenn man es gleich in der Toilette runterspült, dann kann es niemals wieder angenäht werden.«
»Du bist eklig«, sagte ich.
»Ich?« Hanna ärgerte sich sichtlich. »Ich leide unter gebrochenem Herzen. Neun Jahre Beziehungskiste verwindet man nicht in zwei Tagen, schon gar nicht, wenn man seine besten Jahre einem Schweinehund geopfert hat, für den Kastration noch viel zu gut wäre.«
»Entschuldigung«, sagte ich. »Ich denke immer nur an mich.«
»Du bist verliebt, romantisch und naiv«, sagte Hanna. »So war ich auch mal,
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