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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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etwas ganz Bestimmtem, schlicht und edel, aus cremefarbener Wildseide, ohne Schleifen und Spitze, ohne Puffär-mel und Reifrock, ohne Strass und Perlen. Aber was ich suchte, schien es nicht zu geben und niemals gegeben zu haben, wenn man den Auskünften der Verkäuferinnen Glauben schenken konnte.
    »Gitti-Geiger-Brautkleider gibt es auch in Köln«, rief Susanna froh. »Ich habe mich erkundigt. Bis Größe sechsundvierzig.«
    »Ich habe achtunddreißig«, sagte ich. »Und bei Gitti Geiger war ich schon. Da gab's nicht ein einziges schönes Kleid.«
    »Doch«, widersprach Susanna. »Meins. Das Modell heißt Herzogin Sarah, und es ist ein Traum. Meinst du, dem Bruno wird es gefallen?«
    »Bestimmt nicht, wenn er den Preis erfährt.«
    »Man heiratet nur einmal«, sagte Susanna, und: »Die Hochzeit ist der schönste Tag im Leben einer Frau. Außerdem kann ich es nachher wieder verkaufen.«
    »Steht euer Termin jetzt fest?«
    Susanna bejahte. »Wir heiraten im Juli, weil da Ferien sind, und der Bruno sagt, dann sind die meisten in Urlaub. Je mehr Leute absagen, desto weniger kostet es uns, sagt der Bruno. Die meisten wollen sich doch nur auf seine Kosten satt essen, sagt er.«
    »Sind wir auch eingeladen?«
    »Ja«, sagte Susanna. »Das hab' ich durchgesetzt. Wir schicken euch eine Kopie von der Anzeige im Tageblatt. Die Kopien und das Porto kann Bruno von der Steuer absetzen, das kostet uns sozusagen keinen Pfennig.«
    Mir war auf einmal todschlecht. »Ich weiß nicht, ob wir im Juli Zeit haben«, sagte ich matt. »Durch die Bauerei und so weiter. Und vielleicht holen wir ja auch unsere Flitterwochen nach, wenn noch Geld übrig ist.«
    »Den Bruno würd's freuen«, meinte Susanna.
    Ich legte eine Hand auf meinen Magen. »Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    »Das ist die Aufregung«, sagte Susanna. »Mir wär' auch schlecht, wenn ich an deiner Stelle war'. Nur noch drei Wochen bis zur Hochzeit und immer noch kein Kleid!«
     
    Am nächsten Tag war mir immer noch schlecht. Ich trank Kamillentee und aß Zwieback, aber das half alles nichts.
    »Ich brauche jetzt wirklich ein Kleid«, sagte ich zu Hanna. Sie und ich hatten sämtliche Brautmodengeschäfte der Stadt durchforstet. Dabei hatten wir eine Menge unfreundlicher Verkäuferinnen kennen gelernt, die einem auch das letzte bisschen Spaß an der Sache zu verderben wussten. Bevor man eine der kostbaren weißen Roben anprobieren durfte, musste man sich auf ein Höckerchen stellen und bekam eine Art Duschhaube und Schlabberlätzchen aus Kunststoff umgehängt, damit das gute Stück nicht mit Make-up-Flecken verschmutzt wurde. Nicht mal das Anprobieren machte Freude.
    »Ich weiß noch einen Laden mit ausgeflippten Abendkleidern«, sagte Hanna nachdenklich. »Vielleicht haben die ja was in Weiß. Sonst muss ich dir was nähen.«
    Am Nachmittag ging es mir ein bisschen besser, jedenfalls gut genug, um mit Hanna einkaufen zu gehen. Der Laden, den sie gemeint hatte, lag abseits derRinge in einer kleinen Seitenstraße: Rebecca Raabe, Modedesign. Er war klein, aber originell, der ganze Boden mit feinem Quarzsand bestreut, die beiden Umkleidekabinen wie mittelalterliche Rundzelte gestaltet. Auch die Kleider waren sehr ungewöhnlich und trugen ausgefallene, witzige Namen. Eines gefiel mir besonders gut. Es war hauteng und gelb mit braunen Rauten, einem hohen Stehkragen und einem borstigen Mähnenkamm auf dem Rückenteil, und es hieß Frühstück im Stehen, aus dem Alltag einer Giraffe. Ein anderes sah aus wie das Kostüm einer Meerjungfrau, über und über mit Schuppen in allen Blau- und Grünschattierungen besetzt und mit einem engen Rock, der in einem angedeuteten Fischschwanz endete. Es hieß 2000 Meilen unter dem Meer und kostete nur vierhundertfünfzig Mark. Die al-lerschäbigsten Brautkleider hatten schon mehr als das Doppelte gekostet.
    »Wie kann das sein?«, flüsterte ich Hanna zu. »So wenig für so ein wahnsinnig tolles Kleid?«
    »Wir fragen, ob die was in Weiß haben«, schlug Hanna vor. Auf dem alten Schreibtisch, der als Ladentisch diente, saß eine junge Frau mit einem Buch im Schoß.
    »In Weiß?«, überlegte sie, als Hanna sie nach einem Hochzeitskleid fragte. »Kann es auch cremefarben sein?«
    »Ja«, sagte ich. »Das fand' ich sowieso besser.«
    Die Verkäuferin rutschte vom Ladentisch. »In der Vorjahreskollektion gab es ein cremefarbenes Kleid, in dem man durchaus heiraten könnte«, sagte sie. »Es heißt zwar Champagner nach geglückter Flucht, aber

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