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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ein kleines Make-up auf, etwas Rouge, kussechten, karamellfarbenen Lippenstift, Wimperntusche und Kajal. Anschließend gefiel ich mir bedeutend besser.
    Vor dem Spiegel übte ich einen angemessenen Gesichtsausdruck, als ich nebenan die Tür gehen hörte. Auf Zehenspitzen schlich ich an die Badezimmertür und öffnete sie einen Spalt weit. Alex zog gerade seine Winterjacke aus und hängte sie ordentlich auf den stummen Diener neben dem Bett.
    Gerade als ich der Badezimmertür einen Schubs verpassenund mich lässig in den Rahmen lehnen wollte, klopfte es an die andere Tür.
    Alex öffnete. »Es ist spät«, sagte er.
    Eine junge Frau mit glänzenden blonden Haaren lehnte sich in den Türrahmen. Sie trug einen blütenweißen Frotteebademantel, der mit einem Gürtel in der Taille zusammengehalten wurde. Ich hatte genau den gleichen.
    »Zu spät für was?«, fragte sie und lachte glockenhell.
    Ich zuckte zusammen, schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Die Frau im Bademantel war Tanja Soundso, die Praktikantin, mit der ich ein paarmal telefoniert hatte. Ich kannte ihre Stimme und ihr Lachen.
    Aber ich kannte auch ihr Gesicht. Es gehörte der eigenartigen Frau, die vor Weihnachten im Familienbildungswerk aufgetaucht war und ihr noch nicht gezeugtes Kind anmelden wollte. Den Kopf an den Türspalt gepresst, begann ich, unkontrolliert mit den Zähnen zu klappern.
    »Tanja«, sagte Alex, »kannst du dir vorstellen, dass ich auch mal ein bisschen Erholung benötige?«
    Tanja lachte ihr glockenhelles Lachen. »Wirklich?«
    Mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegving zog sie den Gürtel ab und ließ den Bademantel über ihre Schulter auf den Boden gleiten. Darunter trug sie schwarze, halterlose Strümpfe und sonst gar nichts.
    »Aber gut, wenn ich wieder gehen soll, musst du es nur sagen«, schmollte sie. Ich hielt die Luft an und wartete.
    »Komm rein in Gottes Namen«, sagte Alex, aber kein Messer fuhr in mein Herz, keine eisige Hand griff nach meiner Kehle. Ich atmete einfach weiter hinter der Badezimmertür und starrte mit trockenen Augen durchden Spalt. Alex drehte mir seinen Rücken zu, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, aber an seiner Stimme hörte ich, wie er lächelte.
    Tanja lehnte sich wieder in den Türrahmen, ungefähr so, wie ich es vorhin hatte tun wollen, und räkelte sich lasziv.
    »Erst musst du mir sagen, dass du mich liebst«, forderte sie.
    »Tanja, nicht schon wieder das Spiel«, sagte Alex. »Komm rein, bevor dich jemand sieht.«
    Tanja bückte sich nach ihrem Bademantel. »Dann sag mir wenigstens, dass du mich hübsch findest.«
    Alex' Hand streichelte über den zart gebräunten Hintern. Sonnenbankgebräunt, das sah man an den zwei weißen Flecken an der rundesten Stelle. »Sehr hübsch. Komm schon rein, kleine Wildkatze.«
    Kleine Wildkatze, das war niedlicher als kleiner Knurrhahn, kleine Wildkatze war der richtige Name für jemanden mit schwarzen, halterlosen Strümpfen. Ich atmete ein und aus und ein und aus, und ich lebte immer noch.
    »Hübscher als deine Elisabeth?«, fragte Tanja und machte einen kleinen Schritt über die Schwelle. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich aus dem Schatten des Türspaltes direkt in ihre Augen. Hellblaue Augen mit ganz kleinen Pupillen. Keine Frage, sie war die berechnende, eiskalte Frau, die Kassandra in den Karten gesehen hatte.
    »Du bist anders«, sagte Alex zu ihr.
    Tanja zog einen Schmollmund. »Ich hab' sie doch gesehen. Ich bin viel hübscher. Sag es, oder ich gehe wieder.«
    »Du bist viel hübscher«, sagte Alex in leicht leierigemTonfall. »Du bist überhaupt die Schönste und die Beste. Du bist meine Wildkatze!«
    Er schloss die Tür mit einem lässigen Fußtritt. Ich sah jetzt ganz deutlich das breite Grinsen auf seinem Gesicht. Tanja ließ sich rücklings auf das Bett fallen. Jetzt hatte ich nur noch ihre Beine in den schwarzen Strümpfen auf dem roten Paisleymuster im Blickfeld.
    »Warum heiratest du dann nicht mich?«, fragte sie. »Das verzeihe ich dir niemals.«
    Alex zog seine Jeans aus. Dabei drehte er sein Gesicht in meine Richtung. Ich erschrak, riss blitzschnell meinen Kopf zurück und lehnte mich an die kühlen Kacheln der Badezimmerwand. Meine Zähne klapperten so heftig aufeinander, dass man das Geräusch meterweit hören musste.
    »Hast du vielleicht ein Baugrundstück?«, fragte Alex nebenan. »Verdienst du dein eigenes Geld? Na siehst du! Außerdem liebe ich Elisabeth, auf meine Art. Sie ist ein patentes

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