Die Braut von Rosecliff
hat sie Fremdsprachen gelernt, von Dewey den Umgang mit einem Dolch. Ness hat ihr das Kochen beig e bracht, die alte Mina das Nähen.«
Rand hatte seine nächste Frage noch nicht ausge sprochen, als Newlin sie schon beantwort e te. »Nein, sie ist nicht verheiratet.«
Der Engländer knirschte mit den Zähnen. Das war noch lange kein Beweis, dass der Barde Gedanken lesen konnte! Diese Josselyn sah so reizvoll aus, dass jeder Mann sich fragen wü r de, ob sie schon in festen Händen war. Newlin hatte einfach geraten, weiter nichts.
»Warum hat sie sich neulich als Mann verkle i det?«, wollte er wieder wissen.
Newlin ließ sich Zeit mit der Antwort. »Wir Männer von Cy m ru lassen unseren Frauen viel Freiheit, aber im Kriegsfall sind wir genauso wie ihr En g länder. Es ist ausschließlich Sache der Männer zu kämpfen. Ihr wurde verboten mitzukommen, aber das wollte sie nicht akzeptieren.«
»Sie hat sich verraten, als sie den Übersetzer spielte. Wurde sie für ihr Täuschungsmanöver bestraft?«
Der Barde lächelte und schaute den Hügel hi n ab. »Da kommt sie«, verkündete er, noch bevor Rand ihre Silhouette sehen kon n te.
Josselyn erklomm den Hügel, ohne sich durch die Blicke der Männer stören zu lassen, die ihre Arbeit unterbr a chen und sie lüstern anstarrten. Zielstrebig eilte sie auf Rand zu, und obwohl sie wieder den schweren grünen Umhang wie am Vortag trug und ein großes Tuch um den Kopf geschlungen hatte, be kam er sofort eine Erektion.
Ich bin genauso schlimm wie meine Männer, tadelte er sich, fand aber sogleich eine Entschuldigung. Drei Wochen ohne Frau waren eine lange Zeit, eine Ewig keit, und er war nun einmal ein sinnlicher Mann. Viel leicht würde sein Körper sogar auf eine zahnlose Hexe reagieren… Unter Aufbietung aller Willenskraft zähmte er das Glied, das in seiner Hose begehrlich zuckte.
Josselyn blieb dicht vor ihm stehen, doch ihr Lächeln galt Newlin. »Dydd da«, sagte sie. An Rand gewandt, fügte sie hinzu: »Das heißt >Guten Tag<.« Ihm gönnte sie kein Lächeln.
»Dydd da«, wiederholte Rand.
»Chzvithau«. Josselyn gab keinen Kommentar zu sei ner Au s sprache ab. »Das heißt >Gleichfalls<.«
»Als ich dich unterrichtet habe, fing ich mit der Welt um uns herum an«, sagte Newlin. »Mit den Stei nen und Bäumen, mit Himmel und Meer.«
»Stimmt.« Sie starrte den Barden an, als verm u tete sie, dass seine Worte eine hintergründige Bedeutung hatten.
Rand stellte währenddessen eigene Vermutungen an. Joss e lyn hatte im Grunde keine Lust, ihm ihre Sprache beizubri n gen. Wahrscheinlich würde sie lie ber kochen oder putzen, um sich ein paar Münzen zu verdienen. Doch nachdem sie nun ei n mal eingewilligt hatte, seine Lehrerin zu sein, riet Newlin ihr, gute Arbeit zu leisten.
Ein guter Mann, dieser Newlin. Seltsam, aber ver nünftig… Rand beschloss, die Initiative zu ergreifen, bevor das Mädchen es tun würde.
»Du kannst mit mir herumgehen und mich nach Newlins Methode unterrichten. Sobald ich die wichti gen Wörter weiß, kannst du mir erklären, wie man Sätze bildet.«
»Wie Ihr wünscht«, murmelte Josselyn tonlos. Ins geheim kochte sie aber vor Wut. Sie war doch kein Straßenköter, der hinter jedem herlief, der ihn fütter te! Doch sie würde ihn in diesem Glauben wiegen, wenn sie ihn auf diese Weise überlisten konnte. Sie würde eine fügsame und aufmer k same Lehrerin sein, obwohl sie bezweifelte, dass er bisher außer Mord und Totschlag viel gelernt hatte!
»Ich soll dir von Nessie ausrichten, dass sie heute Brot rö s tet«, berichtete sie Newlin. »Das isst du doch besonders gern, und sie lädt dich zum Abendessen ein.«
Der Barde nickte ihr und dem Engländer zu und entfernte sich wortlos. Josselyn blickte ihm nach, beruhigt durch seine kurze Anwesenheit, auch wenn er sie jetzt mit dem englischen Lord allein gelassen hatte. Aber schließlich war es ihre eigene Entschei dung gewesen, den Feind um Arbeit zu bitten. Sie hätte gemütlich zu Hause bleiben können, wenn sie das nicht gewollt hätte.
Nach einem tiefen Atemzug wandte sie sich an ihren Sch ü ler, der sowohl ihr Arbeitgeber als auch ihr Feind war. »Sollen wir anfangen?«
Fitz Hugh musterte sie intensiv. »Hast du schon gefrü h stückt?«
»Frühstück heißt auf Walisisch Brecwast. Ja, ich habe gefrü h stückt. Do.«
»Ausgezeichnet.« Er starrte sie weiterhin an, sodass sie Mühe hatte, ihren Ärger im Zaume zu halten.
»Dort drüben soll offenbar ein Graben entstehen –
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