Die Braut von Rosecliff
Davit und Cordula eine Geschichte.
Nur Rhonwen hatte sich von allen abgesondert. Sie konnte ihrer Mutter immer noch nicht verzeihen und misstraute allen Me n schen. Jetzt hatte sie das Gefühl, dass sogar Josselyn sie im Stich ließ, hockte trotzig in einer Ecke und ließ ihr Vorbild nicht aus den Augen, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, wandte aber sofort den Blick ab, wenn Josselyn in ihre Richtung schaute, obwohl diese sich große Mühe gegeben hatte, dem Kind zu erklären, warum sie einen Lloyd heiraten musste.
Arme Rhonwen, dachte Josselyn. Das Mädchen würde es wohl nicht leicht im Leben haben… gena u so wenig wie sie selbst! Doch das Schicksal ließ ihnen ja keine andere Wahl.
Seufzend wickelte sie ihre zusammengerollten Sachen in eine Schürze. Der Auf bruch stand unmi t tel bar bevor, denn es nieselte nur noch, obwohl dunkle Wolken am Himmel hingen. Dewey brachte die Pfer de, und die kleine Gruppe konnte sich endlich auf den Weg machen.
»Wir werden vor Sankt Rupert wieder zu Hause sein«, ve r sprach Clyde seiner Frau. »Stellt mehr Wachposten auf«, wies er sodann Dewey an. »Sollten die Engländer herausfinden, was wir im Schilde führen, werden sie nicht gerade begeistert sein.«
Josselyn war derselben Meinung, äußerte sich aber lieber nicht zu diesem Thema. Sie hatte ihrem Onkel nichts von der letzten Begegnung mit Randulf Fitz Hugh erzählt, weil sie sich ihrer Schwäche schämte. Falls er sich über ihren plötzlichen Sinneswandel in Bezug auf Owain wunderte, hatte er nichts d a von erwähnt.
Sie ritten in südliche Richtung, durch das bewa l de te Tal an den Ufern des Gyffin, auf einem felsigen Pfad, der für Karren viel zu schmal war. Josselyn schaute sich immer wieder um und geriet in Panik. Auch dieses Tal würde sie bald verlassen müssen, ebenso wie ihre Familie und ihr Zuhause! Sie würde unter Menschen leben mü s sen, denen sie nicht ver traute, die ihr nicht sympathisch waren…
Nein, es war unmöglich! Sie war dazu nicht b e reit!
Ihre sanfte Stute tänzelte nervös, als sie scharf die Zügel a n zog und sich im Sattel umdrehte. Irgendwo dort hinten lag ihr Zuhause, wo sie ihre Kindheit ver bracht hatte, wo sie alle Leute kan n te, wo jeder ihr freundlich gesinnt war.
Jeder? Jetzt machte sich dort auch ein Englä n der breit, der eine Festung errichten und ihr Land an sich reißen wollte. Und wenn sie nicht sehr vorsichtig war, würde er auch sie erobern.
»Josselyn, was ist los? Die Stute kann dir doch keine Probleme bereiten.«
Die Stimme ihres Onkels hörte sich im dichten Wald sehr laut an, und für sie war das eine Art Ret tungsa n ker, an den sie sich verzweifelt kla m merte.
»Nein, es ist nur… ich bin lange nicht mehr geri t ten…« Sie schaute ihn an, obwohl sie wusste, dass ihr die Angst ins Gesicht geschrieben stand. Ihre Blicke trafen sich, und Clyde winkte sie zu sich heran.
»Komm, reit neben mir! Mit der Zeit wirst du dich daran g e wöhnen.«
Meinte er nur diesen Ritt, oder wollte er ihr zu ver stehen g e ben, dass sie sich auch daran gewöhnen würde, Owains Frau zu sein? Hoffen t lich irrte er sich nicht…
Rand geriet immer mehr in Wut, während er dem Bericht lauschte.
»… sechs Männer und eine Frau haben sich auf den Weg gemacht, als der Regen nachließ. Zwei Packpfer de waren auch d a bei.« Osborn legte eine kurze Pause ein. »Sie reiten in südliche Richtung.«
»Zu den Lloyds?«
»Wahrscheinlich.«
Rand ballte die Fäuste. Er hatte gehofft, Kämpfe mit den Wal i sern vermeiden zu können. Es war allgemein bekannt, dass die verschiedenen Famil i en und Stäm me untereinander zerstritten waren, und darauf hatte er vertraut. Er brauchte Zeit, um ihnen zu beweisen, dass er nicht die Absicht hatte, gewaltsam in ihr Leben einzugreifen. Natürlich war er auf gelegentliche Scha r mützel gefasst gewesen, bei denen es um ein gestohlenes Schwein oder eine in Brand gesetzte Vor rat s kammer gehen würde. Aber er wollte keine Schlacht, denn dann bliebe ihm nichts anderes übrig, als die Waliser vernic h tend zu schlagen. Und solche Wunden würden vermutlich nie mehr heilen…
Bedauerlicherweise ließen die Neuigkeiten j e doch nur eine einzige Deutung zu: Clyde ap Llewelyn woll te seine Nichte mit dem Sohn von Madoc ap Lloyd verheiraten, in der Hoffnung, dass die beiden Famili en die Engländer mit verei n ten Kräften in die Flucht schlagen konnten.
Rand sprang auf und lief in seinem neu erricht e ten Quartier hin und her, das vorläufig auch
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