Die Braut von Rosecliff
vollen Körper erku n den, er würde Josselyn als Erster in Besitz ne h men…
Bei der bloßen Vorstellung geriet sein Blut in Wal lung. Wenn es nur schon so weit wäre!
»Verdammt!«, fluchte er vor sich hin.
Osborn schaute von dem Schwert auf, das er schärf te. »Was ist los?« Er grinste verständnisvoll. »Das Mädchen macht dir zu schaffen, stimmt’s? Na ja, wir alle schlafen in den letzten Wochen ziemlich unruhig, aber immerhin bleibt uns die Versuchung erspart, so Adel Zeit in der Nähe eines verführer i schen Fra u en zimmers zu verbringen.« Kichernd fügte er hinzu: »Hast du Josselyn Geld angeboten?«
»Sie ist keine Hure.«
»Immerhin arbeitet sie gegen Bezahlung für den Feind.«
»Das kann man doch nicht miteinander vergle i chen. Sie bringt mir Walisisch bei, wofür ich sehr dankbar bin«, knurrte Rand.
»Außerdem bringt sie dir Geduld bei, wie mir scheint. Hast du dich eigentlich nie gefragt, warum sie dir Sprachunterricht gibt?«
Rand warf ihm einen warnenden Blick zu. »Ve r mutlich will sie uns ausspionieren, um Clyde ap Lle welyn berichten zu kö n nen, welche Pläne wir haben.«
Osborn schnaubte. »Dann sind diese Waliser er bärmliche Feiglinge. Frauen ins Feindeslager zu schicken, um Informat i onen zu sammeln, ist doch das Letzte! Aber wer ist dieses Mä d chen, das solches Ver trauen genießt?«
Diese Frage seines Hauptmanns konnte Rand leider nicht beantworten, und sie ging ihm für den Rest die ses freudlosen T a ges im Kopf herum. Wer war Josselyn? Als sie am nächsten Mo r gen nicht ins Lager kam, wuchs seine Besorgnis. Gladys und die beiden ande ren Köchinnen waren pünktlich zur Stelle, doch er hatte nicht die Absicht, sie über Josselyn auszufragen, denn das würden sie ihr bestimmt erzählen. Es gab andere Möglichkeiten, mehr über dieses rätselhafte Mädchen zu erfa h ren… Er hatte jedenfalls nicht die Absicht, so schnell auf seine Lehrerin zu verzichten, zumal er fest entschlossen war, sie zu seiner G e liebten zu machen.
Josselyn faltete sorgfältig ihr bestes Wollkleid, ein Schulte r tuch und einen Rock, rollte die Sachen ordentlich zusammen und schob Strümpfe, Hausschu he, Kämme und ein besticktes Tischtuch dazwischen.
Das mit Falken, Füchsen, Eichhörnchen und O t tern bestickte Tischtuch war als Geschenk für ihren Bräuti gam gedacht. Sie hatte sich lange damit abgemüht damals, nach ihrer ersten Monatsblutung, die ankün digte, dass sie ab jetzt im heiratsf ä higen Alter war. Auch in den folgenden Jahren hatte sie fleißig an ihrer Mitgift gearbeitet, weil sie beweisen wollte, dass sie eine gute Ehefrau abgeben würde.
Jetzt ging es freilich hauptsächlich um die Frage, ob Owain ap Madoc einen guten Ehemann abg e ben konnte, was sie sehr zu bezweifeln wagte. Aber sie würde es bald wissen, denn sobald der Regen ein wenig nachließ, würde sie sich mit ihrem Onkel und einigen wachsamen Männern auf den Weg zum Besitz der Lloyds machen.
Nach ihrer Flucht vor dem Engländer hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, was sie jetzt tun sollte. Ihr Abscheu vor Owain hatte sie bis dahin davon abgehalten, eine Entscheidung zu treffen, und es war ausgerechnet die Anziehung s kraft, die Randulf Fitz Hugh auf sie ausübte, die sie zwang, sich den Wün schen ihres Onkels zu beugen. Nur wenn sie heiratete und fortan im Haus ihres Mannes lebte, würde sie die Bedrohung durch die Engländer von ihrer Familie abwenden können.
Nur dann würde sie nicht mehr in der Gefahr schweben, von einem dieser Engländer erobert zu werden…
»Du wirst nur die Verträge unterschreiben, nicht wahr?«, fragte Tante Nessie ihren Mann zum dritten Mal. »Die Hochzeit wird nicht ohne mich stattfinden, versprichst du mir das?« Ihre Blicke schweiften ängst lich zwischen Clyde und Josselyn hin und her.
»Ich heirate niemanden, wenn du nicht dabei bist«, versprach Josselyn und lächelte ihrer Tante beruh i gend zu, weil sie sich nicht anmerken lassen wollte, welche Ängste sie selbst ausstand. Ihre Blicke schweiften durch die Halle, in der sie ihr ganzes Le ben verbracht hatte. Hier war sie von Menschen umgeben gew e sen, die sie liebten und beschützten. Wie würde es ihr in der Ferne ergehen?
Im Haus ihres Onkels herrschte wie immer geschä f tiges Treiben. Zwei Jungen drehten den großen Spieß, auf dem ein Wildschwein für das Abendessen zubereitet wurde. Eine Magd schrubbte die Wände, zwei andere nähten im Fackelschein. Gladys saß in der Nähe des Feuers und erzählte
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