Die Braut von Rosecliff
nicht heiraten. Davon würde sie ihren Onkel überzeugen, sobald sie wieder bei ihm war, und dann würden sie gemeinsam überlegen, welche anderen Mittel und Wege es gab, die Engländer zu vertreiben.
Du kannst den Gedanken, Owains Bett zu teilen, nicht ertragen, weil du Randulf Fitz Hugh begehrst, sagte ihr eine lästige innere Stimme, und sie musste ihr Recht geben. Aber er ist mein Feind, und ich ha s se ihn, rief sie sich sofort ins Gedächtnis. Das durfte sie nie verges sen…
Wütend auf Rand, noch mehr aber auf sich selbst, riss sie die Küchentür auf und schnauzte Odo an: »Dein Herr wünscht jede Menge heißes Wasser, so schnell wie möglich!«
»Will er schon wieder ein Bad nehmen?«
»Er weiß nicht, was er will«, murmelte Josselyn ver drossen.
Odo grinste. »O doch, das weiß er genau – er will Euch, Miss!«
»Mach dich an die Arbeit, anstatt dummes Zeug zu reden!«, rief sie erbittert, während ihr heiße Röte in die Wangen schoss. Alle wussten, was Rand wollte, und alle glaubten, dass er es bekommen würde. Wahrscheinlich wurden schon Wetten abg e schlossen, wann er sein Ziel erreichen würde…
Von walisischem Stolz hatten diese Dummköpfe natürlich keine Ahnung, aber sie würde ihnen – allen voran dem eingebildeten Randulf Fitz Hugh – bewei sen, dass eine Walis e rin sich niemals dem Feind er gab…
14
Odo schleppte zuerst die wertvolle Zinnwanne her bei, dann mehrere Eimer heißes Wasser. Josselyn machte keine Ansta l ten, ihm zu helfen. Sie malte sich ängstlich aus, was ihr bevo r stand.
Würde Rand alle Kleidungsstücke ablegen? Würde er verla n gen, dass sie seinen ganzen Körper wusch, oder sich mit Armen und Rücken begnügen? Sie hatte noch nie eine Badewanne ges e hen. Gebadet wurde im kalten Fluss, oder man wusch sich mit heißem Wasser, das man aus einem Eimer in die Wasc h schüssel goss, und mit der Seife, die ihre Tante selbst zubere i tete. Wozu brauchte Rand diese Badewanne?
Ihr war klar, dass er ihre Hilfe eigentlich nicht benötigte. Er wollte sie nur schikanieren – oder in Ver suchung führen…
Als Odo ihr grinsend zuwinkte, verlor sie die Fas sung. »Mach, dass du wieder an deine Arbeit kommst! Und sorg dafür, dass ich sofort die Sachen bekomme, die mein Onkel und meine Tante mir schicken werden. Hast du verstanden?«
Der Mann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich kann nichts dafür, wenn Ihr Probleme mit Lord Ran dulf habt, Miss! Ein Jammer, dass er Euch für sich reserviert hat!«
»Verschwinde!«, fauchte Josselyn, doch sobald er gegangen war, wünschte sie, er wäre wieder da. Die Gesellschaft eines einfältigen Engländers war immer noch besser als allein zu sein und zu grübeln. Womit könnte sie sich beschäftigen? Ihre Blicke schweiften durch den großen Raum, in dem sich die Dä m merung breit machte. Sie brauchte unbedingt mehr Licht, damit ke i ne verführerische Atmosphäre aufkam jedenfalls keine, die ihr selbst gefährlich werden könnte. Zwar hatte sie immer noch die Absicht, Rand durch aufreizendes Benehmen zu quälen, aber sie durfte selbst nicht schwach werden. Sie hielt sich vor A u gen, dass ihr die Freiheit winkte, wenn sie ihren waghalsigen Plan in die Tat umsetzte. Er ist mein Feind, und ich hasse ihn, betete sie wie eine Litanei, während sie die Lampe und vier Kerzen anzündete.
So ist es viel besser, entschied sie, als goldenes Licht die Scha t ten vertrieb. Sollte sie auch das Kaminfeuer anfachen? Nein, entschied sie, dann wäre der Raum viel zu gemütlich. Je kälter es war, desto kürzer würde sein Bad ausfallen. Vielleicht hatte sie Glück, und sein überhitztes Glied gefror zu Eis und fiel ab…
Josselyn musste selbst über ihre absurde Idee lachen. Aber die Welt wäre zweifellos ein wesentlich angenehmerer Ort, wenn man gewisse Männer auf diese einfache Weise kastrieren könnte. Ein Zauber bad, der Schwanz fiel ab, und schon war es mit der Macht vorbei! Seiner Potenz beraubt, würde bestimmt sogar Owain lammfromm werden… Sollte sie ge zwungen werden, ihn zu heiraten, bliebe ihr vielleicht nichts anderes ü b rig als ihn zu entmannen…
Doch im Moment war nicht Owain ihr Problem, sondern Randulf Fitz Hugh. Sie hörte seine schweren Schritte vor der Tür und hatte gerade noch Zeit, sich auf einen dreibeinigen Hocker zu setzen, bevor er den Raum betrat.
»Oh, welch ein Bild des Behagens bietet sich mir heute Abend!« Er grinste ihr zu. »Ein dampfendes Bad, ein voller Te l ler und eine schöne Frau, um
Weitere Kostenlose Bücher