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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Infrarot-Sender auf das verlassene Terminal, und binnen weniger Augenblicke hatte sie den Taschencomputer elektronisch damit verbunden.
    Auf dem Bildschirm zeigte sich der Timer. Es dauerte nur noch drei Minuten, bis das Terminal sich automatisch abschalten würde.
    » Das muß reichen «, flüsterte sie mit ruhiger Entschlossenheit. Sie benutzte absichtlich und mit großer Sorgfalt die Tastatur des Taschencomputers, denn auf ihre Stimme würde er nicht reagieren. Nach wenigen Sekunden zeigte sein Bildschirm die vertraute gelbe Warnseite von Big Dattie.
    Janie hatte die notwendigen Befehle auswendig gelernt und gab sie ein, als versuche sie, eine Atombombe zu entschärfen, ehe sie hochging. Sie biß sich auf die Lippen, während ihre Finger über di e T astatur flogen. Tiefer und tiefer drang sie in die Datenbank ein, bis sie das Material hatte, das sie brauchte.
    Namenslisten erschienen auf dem Monitor. Es waren so viele, daß sie sich fragte, ob der Speicher des Taschencomputers sie alle aufnehmen konnte. Doch sie schob diese Sorge beiseite, denn aus dem, was sie von der Datenbank speichern konnte, würde sie eben das Bestmögliche machen. Sie hatte keine andere Wahl und auch keine durchführbaren Alternativpläne. Was immer bei diesem illegalen Eindringen herauskam, würde reichen müssen.
    Der Timer tickte weiter, und endlich, als nur noch weniger als zehn Sekunden übrig waren, erschienen die letzten Dateien auf dem Taschencomputer.
    Als sie das kleine Gerät zuklappte, waren noch sechs Sekunden übrig.
     
    » Ein süßer Junge «, sagte Caroline.
    » Er sah ungewöhnlich aus «, pflichtete Janie ihr bei.
    » Und er schien ein richtig netter Kerl zu sein. Ein ehemaliger Computerfachmann, der jetzt als Basketball-Hilfstrainer an der Universität arbeitet. «
    » Komisch. Paßt gar nicht zu seinem Aussehen. Vielleicht wegen seiner Größe, aber er wirkte sehr intelligent … «
    » Oh, ich glaube, das ist er auch «, beteuerte Caroline. » Er gefiel mir- sehr sogar. «
    Während Janie die gestohlenen Dateien aus Michaels Taschencomputer auf ihren eigenen Laptop überspielte, grinste sie ihre Freundin an und ermahnte sie scherzhaft: » Das reicht jetzt, Mrs.  Rosow! Sie hatten eine nette kleine Unterhaltung, aber jetzt benehmen Sie sich wieder, wie es sich für eine anständige Ehefrau gehört. «
    Auf Carolines noch immer roten Lippen erschien ein sinnlicher Ausdruck. Im Stil von Mae West berührte sie mit einer Hand ihr Haar, während sie die andere verführerisch in die Hüfte stützte.
    » Und wie benimmt sich eine anständige Ehefrau? «
    Janie, die gerade den Deckel ihres Laptops zuklappte, reckte den Zeigefinger: » Ich erinnere mich nicht mehr genau. Aber vermutlich nicht so. «
    Mit Hilfe des Wundermittels Koffein war Janie um zwei Uhr morgens immer noch wach, als die Daten, die sie gestohlen hatte, von ihrem eigenen Biostatistik-Programm sortiert und aufbereitet wurden. Es wäre einfacher und schneller gegangen, Big Datties eigene Filtermechanismen zu benutzen; aber es hatte durchaus seinen Reiz, die rohen Daten zu besitzen, unbeeinflußt von der Vorstellung eines eigenwilligen Interpreten. Die Zahlen und Listen und DNS-Codes sprachen in einer ganz eigenen Sprache zu ihr und sagten: Hier gibt es etwas. Du brauchst nur hinzuschauen.
    Janie wartete, bis der Compiler seine Arbeit verrichtet hatte. Sie liebte es, sich von dem überraschen zu lassen, was die Daten zutage förderten. Es war wie beim Glücksspiel, ein Gefühl freudiger Erwartung, das man auf andere Weise schwer erreicht. Diese Art von Arbeit brachte immer irgendeine alte, zornige Göttin an die Oberfläche, die in der Tiefe ihrer Seele lauerte und nach Jahrtausenden der Unterdrückung auf den Augenblick wartete, in dem ihr voller Schaffensdrang sich auf die Jagd nach heiklen Wahrheiten begeben durfte.
    Janie zog die Antworten ohne verbotenes Graben ans Licht, und sie erschienen in aufeinanderfolgenden Mustern; doch an irgendeinem Punkt hatte sie das Gefühl, in eine Sackgasse geraten zu sein. Von den Eltern der Jungen hatte anscheinend niemand eine Vorgeschichte von komplizierten oder wiederholten Knochenbrüchen wie die Söhne.
    Die Wanduhr zeigte die Stunde an. Bruce in London würde wach und mitten in seiner morgendlichen Routine sein.
    Sie benutzte das Telefon direkt und umging die Zeitschaltung des Computers. Wie immer hörte er sich ihre Erklärungen des Dilemmas, in dem sie steckte, geduldig und nachdenklich an. » Ich dachte, es wäre

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