Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
Vorbereitungen für den Abend trifft.
» Was mackt ihr denn?«, will er wissen und guckt neugierig.
» Fotos«, sage ich, als würde man sowas quasi jeden Tag machen.
» Fotos!«, wiederholt er und wirft dem Tino einen komischen Blick zu, so einen Männerblick, in dem Anerkennung und Respekt mitschwingen. Dann zieht er eine Augenbraue hoch und macht eine anzügliche Tanzbewegung. Arschloch. Ich werfe ein Geschirrtuch nach ihm, er lacht und widmet sich dann wieder seiner Ochsenschwanzsuppe, ohne sich weiter um uns zu kümmern. Brav.
Natürlich hat er spätestens gestern Abend mitgekriegt, dass ich irgendwas am Laufen habe, als ich es nach dem Feierabend wahnsinnig eilig hatte, loszukommen, während Tino und die anderen vorne im Wirtshaus gewartet haben, dass ich endlich zuschließe.
» Setz dich da hin«, sagt der Tino, als wir durch die Schiebetür sind, und zeigt auf einen Tisch in der Ecke. Es ist der mit dem Benjamin-Ettl-Bild.
» Okay«, sage ich und tue, wie mir geheißen, obwohl es mir, ehrlich gesagt, lieber wäre, nicht so sehr mit dem Starkünstler in Zusammenhang gebracht zu werden. Andererseits werde ich die Geschichte wohl nie mehr ganz los, gell? Gestern Abend haben echt alle darüber geredet.
Der Tino dreht ein bisschen an seiner Kamera herum, dann setzt er sie an, und ich höre es klicken.
» Schau nicht in die Kamera«, murmelt er leise.
» Schau dort hin.«
» Sehr gut.«
» Den Kopf etwas weiter nach links, ja …«
Es vergehen fünf oder zehn Minuten, in denen die einzigen Worte, die zwischen uns fallen, seine Anweisungen sind, sanft aber bestimmt. Ich tue, was er mir sagt, drehe den Kopf, wie er es will, doch dann, nach einer Weile, passiert etwas: Ich fange an, mich von ganz alleine zu bewegen, im Rhythmus des Kameraklickens. Mal gucke ich verträumt in eine Ecke, dann nachdenklich ein bisschen nach oben, dann schmunzle ich leicht vor mich hin oder schaue direkt in das Objektiv, frech und amüsiert. Der Tino muss gar nichts mehr sagen.
Es ist ein komisches Gefühl, fast so, als würde ich einen Tanz tanzen, den eine lautlose Musik vorgibt. Dabei tanze ich nie, never. Liegt mir irgendwie nicht. Aber hier vor der Kamera kann ich mich plötzlich ganz frei bewegen, fast so, als wäre Tino selber überhaupt nicht hier. Als hätte ich seine Anwesenheit völlig vergessen.
Ich sehe noch einmal in die Kamera, verträumt, versonnen, und dabei kommt er mir mit seinem Objektiv so nahe, dass ich kurz denke, er würde mich gleich berühren. Ich blicke schnell zur Seite, doch da erhebt er sanft die Stimme.
» Schau nicht weg«, sagt er. » Bleib bei mir.«
Er klingt etwas heiser, und plötzlich wird mir bewusst, dass ich in den letzten Minuten vollkommen selbstvergessen gewesen bin und einfach so für ihn posiert hab.
» Schau in die Kamera«, sagt er.
Aber mit einem Mal merke ich, dass ich nicht mehr natürlich bin. Um darüber hinwegzutäuschen, ziehe ich eine Fratze.
» Sehr schön«, sagt der Tino glucksend.
Ich verschönere meine Grimasse, indem ich obendrein noch die Zunge herausstrecke.
» Toll, ganz toll!«
Jetzt fange ich auch noch an zu schielen.
» Yeah! Super! Bleib so!«
Ich lache los, der Tino drückt noch zweimal auf den Auslöser, dann legt er die Kamera auf den Tisch.
» Das war es«, sagt er und sieht mich lachend an.
» Danke«, sage ich, ohne zu wissen, wofür.
» Ich danke dir«, sagt er und wird wieder ernst. Er sieht mir direkt ins Gesicht, so, als würde er, nun ohne Kamera, meine Züge ganz genau studieren. Ich erröte leicht, weiche seinem Blick aus und starre in eine Ecke.
» Du bist toll«, sagt er leise.
» Genau.«
Ich sehe ihn an, dann sehe ich wieder weg und tue so, als übertreibe er völlig.
» Ich meine das ernst. Du hast so etwas in deinem Gesicht, das man sofort mag, und du guckst in die Kamera, als würdest du einen schon lange kennen.«
» Na ja«, wiegele ich ab.
» Doch! Die meisten Frauen versuchen, wenn sie fotografiert werden, vor der Kamera gefällig zu wirken. Du nicht. Aber du versteckst dich auch nicht, und das ist eine Kombination, die es gar nicht so häufig gibt. Man spürt, dass du einfach so bist, wie du bist. Also, ich spüre das zumindest«, sagt er und wird ein bisschen rot. » Außerdem bist du wahnsinnig hübsch.«
» Jetzt übertreibst du aber«, sage ich und werde genauso rot wie er.
» Nein«, sagt er. » Nicht im Geringsten.«
Ich glaube, mein Herz explodiert gleich, so laut schlägt es plötzlich.
Er streckt
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