Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
Depp vom Dienst in irgendwelchen halbseidenen Architekturbüros gejobbt, Vollzeit auf 400-Euro-Basis, weshalb er sich nun entschieden hat, und das überrascht mich jetzt doch, wieder nach Mingharting zurückzukehren. Nur deshalb sei er überhaupt da heute Abend. Er feiere Abschied, mit ein paar Freunden, und war gerade auf dem Sprung nach Hause.
» Das tut mir leid«, sage ich, als er fertig ist.
» Muss es ned. Ich freu mich auf daheim.«
» Meinst ned, dass du Berlin vermissen wirst? Das Großstadtleben? Die Kneipen? Das alles hier?«
Er lacht. » Dich werd ich vermissen, höchstens.«
Ich erröte ganz leicht und lächle.
» Im Ernst. Mich hält hier nix. I gfreu mi auf daheim. Auf die Luft und den Himmel und die Berge.«
Ich nehme einen Schluck von meinem Gin Tonic, der plötzlich wieder ganz greislig schmeckt, vermutlich, weil er inzwischen warm ist.
» Und was willst du daheim machen?«
» I werd die Schreinerei übernehmen. Mich um den Papa kümmern. Ich werd uns ein paar schöne Aufträge reinbringen, und dabei hilft er mir dann ein bisserl.«
Ich denke an den tauben Rubenbacher und seine Werkstatt und daran, dass darin schon seit Jahren nichts mehr geschreinert worden ist.
» Deinem Papa wird’s sicher guttun.«
» Mir auch. Architektur is ein Scheißjob. I mag wieder selber was bauen und ned immer bloß Arbeiter umeinanderschicken.«
Max lächelt halb froh, halb bedrückt, und ich werde ganz traurig, dass er ausgerechnet jetzt abhaut, wo ich doch gerade erst angekommen bin. Er ist so ein netter, hübscher Junge, mit dem man jederzeit Blödsinn machen kann und zwar wirklich: jeden. Blödsinn machen könnte, meine ich.
» Oiso, Fanny. Du weißt, wost mi findest.«
Ich sehe ihn an, ein bisschen erschrocken, dass es das jetzt bereits gewesen ist mit dem Max und mir in Berlin.
» Du willst echt schon gehen?«, frage ich.
» I muss. I bin saumüd.«
Er sieht wirklich müde aus. Und wie ich ihn so anschaue, merke ich, dass er echt erwachsen geworden ist. Sein Kinn ist viel kantiger als früher, und um die Augen erkenne ich die ersten Fältchen.
» Schau doch mal bei uns im Wirtshaus vorbei, bevorst nach daheim verschwindest«, sage ich. » I geb dir a Bier aus, okay?«
Max lächelt gequält.
» Ich versuch’s«, sagt er. » Aber i bin bloß no zwoa Tag da und muss noch saumäßig viel regeln.«
Er sieht mich auf eine Weise an, die mir klarmacht, dass er es wahrscheinlich nicht schaffen wird.
» Verstehe«, sage ich. » Aber mei, ansonsten halt wieder daheim, gell? Und der Papa hat meine Adresse. Falls du’s dir überlegst und es dich doch wieder hierher zieht, bevor ich runter komm.«
» Na, hoffentlich«, sagt Max und grinst schief.
» Hoffentlich?«
» Hoffentlich hat dein Papa die Adresse.«
Ich erröte leicht. Stimmt. Ist ja klar, dass er sie hat.
Dann gibt er mir ein Bussi auf die Stirn und geht.
13
Ja, Kruzifünferl!
Ganz toll, ehrlich. Bin ich einmal im Leben damit beschäftigt, mir die Wimpern zu tuschen, klingelt das Handy. Erst will ich gar nicht dran gehen, aber dann fällt mir ein, dass es der Tino sein könnte, also schiebe ich die Bürste in das Plastikröhrchen zurück und werfe mir im Spiegel einen einäugig geschminkten Blick zu, was echt saumäßig blöd aussieht.
Zugegeben, es ist eher unwahrscheinlich, dass es der Tino ist, denn genau genommen hat der gar nicht meine Nummer. Ich wollte sie ihm gestern Abend eigentlich noch geben, bloß zur Sicherheit, aber als der Max dann schließlich gegangen war und ich den Tino gesucht hab, waren von der ganzen Bagage bloß noch der Philippe und die Dolores übrig, mittlerweile mit ordentlich einem im Tee, muss man sagen. Der Tino? Der sei plötzlich ganz müde gewesen. Er ist dann einfach gegangen. Ohne sich zu verabschieden, weil: Er wollte mich nicht stören.
Das war natürlich schon ein bisschen komisch, oder? Ob er eifersüchtig war? Albern, eigentlich.
Ich finde das Telefon neben meinem Bett und werfe einen Blick auf das Display.
Ausschank leuchtet es da. Das könnte jetzt natürlich jeder sein, es ist nämlich der Apparat, der in Mingharting unten am Tresen steht. Den benutzen im Prinzip alle: das Omilein und der Papa und die Mama, wenn die zu faul sind, zum Telefonieren nach oben zu gehen. Manchmal nehmen ihn sogar die Stammtischler her, wenn sie zu Hause anrufen, weil es später wird.
» Hallo?«, melde ich mich.
» Servus, Fanny, i bin’s.«
Der Papa. Na, da hab ich ja nur drauf gewartet.
Mit dem
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