Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
Geräusch aus dem Wohnzimmer.
Da schnarcht einer, ganz eindeutig.
Ich stehe in der Küchentür und schau den Tino fragend an.
» Pssst«, grinst er und hält den Zeigefinger vor den Mund.
» Wer ist das?«, frage ich lautlos und schließe leise die Küchentür hinter mir.
» Philippe«, raunt er. » Weißt du das nicht mehr? Er hatte kein Geld mehr fürs Taxi, da haben wir ihn auf dem Sofa untergebracht.«
» Ah«, sage ich, denn daran erinnere ich mich noch ungefähr so gut wie an meine Geburt, nämlich gar nicht.
Tino lacht über mein erstauntes Gesicht.
» Ich schmeiß ihn raus, sobald er aufgewacht ist, okay?«
Ich winke ab. Eigentlich hab ich es ja ganz gern, wenn ein bisschen Leben in der Bude ist. Außerdem hab ich ihn eingeladen, oder? Angeblich.
» Hauptsache, er will hier nicht einziehen«, sage ich.
» Keine Sorge«, sagt der Tino. » Wenn, dann ziehe ich hier ein, okay?«
» Bist du ja schon«, sage ich und gucke verliebt.
Der Tino drückt mir einen Kuss auf die Lippen und gießt mir einen schönen, starken Kaffee ein. Dazu gibt er mir zwei Kopfwehtabletten und löst ein Päckchen Durchfallelektrolyte in einem Glas Wasser auf. Das Zeug schmeckt grässlich, wie flüssiger Schlamm, aber immerhin: Hinterher fühle ich mich besser. Zwar nicht gerade wie neu, aber immerhin doch wie einmal durchgefeudelt. Und dann ist es auch schon wieder Zeit für die Arbeit, höchste Zeit sogar.
» Kommt ihr heute Abend ins Wirtshaus?«, frage ich Tino leise, als ich mich an der Tür von ihm verabschiede.
Der Tino verzieht das Gesicht.
» Ich glaube nicht«, sagt er. » Nach der Nacht gestern brauch ich ein bisschen Pause.«
Ja, da hat er recht. Ich bräuchte auch eine Pause. Aber leider habe ich Dienst, und ich kann den Quirin nicht schon wieder anlügen.
» Aber was essen musst du doch sowieso?«
Der Tino seufzt und guckt wirklich wahnsinnig müde.
» Heute nicht, okay? Ich bleibe einfach mal zu Hause. Ich warte hier auf dich.«
» Soll ich dir was mitbringen?«, frage ich. » Kartoffelsalat? Würstel?«
Der Tino winkt ab und küsst mich.
» Ich bin dann mal weg«, sage ich, und schließe leise hinter mir die Tür.
18
Als ich die Tür nach sieben Stunden Totalstress um halb ein Uhr nachts komplett fix und foxy wieder aufschließe, ist der Tino tatsächlich noch da. Und der Philippe leider ebenso. Ich höre ihn laut lachen, als ich die Wohnung betrete.
Mäh. Auf den hab ich jetzt eigentlich keine besondere Lust, wenn ich ehrlich bin. Ich meine, ich mag den Philippe, natürlich, aber nach den letzten vierundzwanzig Stunden bin ich echt groggy. Eigentlich will ich bloß noch schlafen.
Offensichtlich haben mich die beiden noch nicht gehört, sie scheinen in ein Gespräch vertieft zu sein, aber ich kann nicht verstehen, worum es geht. Ich hänge meine Jacke auf, ziehe in aller Seelenruhe meine Schuhe aus und höre plötzlich noch zwei andere Stimmen. Frauenstimmen, wenn’s mich nicht täuscht.
Nanu?
Neugierig tappse ich den Flur ins Wohnzimmer hinab, und tatsächlich, da fläzen sie auf dem Fußboden: die Dolores und die Frida, beide total entspannt. Ihnen gegenüber hocken die beiden Jungs auf dem Sofa, alle vier haben Gläser mit Rotwein vor sich, und irgendeiner scheint gerade einen Witz gemacht zu haben, denn die Dolores kriegt sich gar nicht mehr ein vor Lachen.
» Guten Abend!«, grüße ich fröhlich in die Runde, denn ich bin zwar müde, aber den anderen die Laune verderben will ich natürlich trotzdem nicht.
» Hey, Fanny!«
Die Frida dreht sich zu mir um und strahlt mich mit ihren hellen Augen an. Der Philippe wirft mir einen Handkuss zu, und Tino streckt mir die Arme entgegen und spitzt flehentlich die Lippen, damit ich ihm ein Begrüßungsbussi gebe. Bloß die Dolores giggelt immer noch vor sich hin, was sich ein bisschen so anfühlt, als lache sie über mich. Manchmal kommt sie echt ganz schön bitchy rüber, das nervt mich, wenn ich ehrlich bin. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie auch was vom Tino wollte, und dass sie jetzt eifersüchtig ist, weil er mit mir zusammen ist. Ihr Verhalten ist also bis zu einem gewissen Punkt verständlich, deshalb bemühe ich mich wirklich, immer nett zu ihr zu sein. Aber das bringt natürlich nichts, wenn sie sich mir gegenüber verhält, als sei ich eine lächerliche Idiotin.
» Hallo, Süße!«, sagt der Tino.
Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen, und zwar nicht besonders heimlich, sie soll uns ruhig sehen. Dann lasse ich mich
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