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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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bin ja für alles offen, fast immer.
    » Wenn wir wollen, müssten wir aber jetzt langsam los«, sagt der Tino. » Die wollen danach noch irgendwo anders hin.«
    » Na gut. Sekunde, ich mach mich nur geschwind hübsch.«
    Ich verschwinde im Bad und widerstehe dem Drang, das Kleid doch auszuziehen und einfach schnell in etwas Bequemes zu schlüpfen. Stattdessen lege ich etwas Wimperntusche auf und sogar ein bisschen Lippenstift.
    » Perfekt«, sagt der Tino, der plötzlich in der Türe steht. » Du bist jetzt schon die schönste Frau des Abends.«

17
    Der Bass pumpt und pumpt und pumpt, die Beats dreschen durch meinen Körper, ein martialischer Rhythmus marschiert mir entgegen. Eine Melodie kommt vorbei, nimmt mich an die Hand, zieht mich durch die Halle. Kahlrasierte Männer mit nackten Oberkörpern tanzen ekstatisch, einige tragen knallenge Jeans, andere Tarnfleckhosen, wieder andere Hotpants aus Leder. Ich atme ein, es ist, als könnte ich dreimal so viel Luft in mich reinkriegen als sonst, ich atme tiefer und tiefer und tiefer, und plötzlich bin ich ein Luftballon, der sich über die Menschenmenge erhebt und in der Halle schwebt, in diesem Tempel aus Tanz und Lust und Liebe und Gier, und dann geht das Licht an, und …
    … ich bewege meine Hand. Es ist eindeutig mein Kopfkissen, das ich da berühre. Ich bewege den Kopf, der dröhnt wie ein Autobahntunnel, durch das ein Pulk Harley-Davidsons röhrt. Ich bewege die Schultern, und sofort wird mir speiübel.
    Geht’s mir schlecht. Ja Kruzinesen – aua!
    Ich könnt nicht einmal sagen, was mir am meisten wehtut. Meine Arme? Meine Beine? Mein Schädel? Außerdem müffelt irgendwas, und zwar ganz gewaltig. Weil meine Decke gerade frisch bezogen ist, fürchte ich, dass ich selbst das bin, respektive mein eigener Atem. Ich kann mich kaum entscheiden, wie ich schnaufen soll: durch Mund oder Nase.
    Und brutal schlecht ist mir, der absolute Wahnsinn.
    Was ist passiert?
    Sofort fällt’s mir wieder ein. Nachdem wir erst im Buddha’s Belly diese Dim Sum mit einem ziemlich leckeren Drink aus Apfel, Gurke, Ingwer und Wodka runtergespült haben, sind wir noch weiter in eine Bar, in der es weitere drei oder vier Drinks für mich gab, Vesper Cocktails, und die waren stark. Der Abend war entsprechend lustig, ich habe mich prima mit einer Galeristin unterhalten, die vor allem Künstler aus Korea und China vertritt. Und irgendwann hat mich der Tino von hinten umarmt und mich gefragt, ob wir noch weiterziehen wollen. Die anderen würden jetzt ins Berghain gehen.
    Ins Berghain.
    Das Berghain gilt als der coolste Club der ganzen Welt, das behaupten einträchtig die Brigitte, die Süddeutsche Zeitung, die Bea und 032c. Es gibt Leute, die fliegen extra aus Tokio nach Berlin, um einen Abend dort zu verbringen.
    Und ich war gestern Nacht ebenfalls dort, allerdings ohne nennenswerte Reste von Bewusstsein. Dafür auf gefährlich hohen Absätzen. Und – nach dem ganzen Gurkenzeugs und den Vesper Cocktails – mit einem Fetzenrausch im Gesicht.
    Damit wäre dann wohl auch der Höllentraum von gerade eben erklärt. Halbnackte Männer gibt’s im Berghain nämlich massig.
    Langsam, ganz langsam, kommt die Erinnerung wieder.
    Da war diese unglaublich lange Schlange, an der wir einfach vorbeimarschiert sind. Das finstere, Ehrfurcht einflößende Fabrikgebäude, das sich wie ein riesiger Tempel in die Nacht erhob. Die kleine Stahltür, zu der die Schlange hinführte. Auf die gingen wir zu, und dann – einfach so und unter den neidischen Blicken der Leute hinter uns – am Türsteher vorbei und hinein.
    Dazu muss man wissen, dass Tino den Kerl vor ein paar Wochen für sein Berlinbuch fotografiert hat. Seither sind die beiden so dicke miteinander. Er hat mir die Fotos gezeigt, aber in Wahrheit sah der Typ nicht halb so fies aus wie auf den Bildern. Gut, freilich, er hatte eine Glatze und war bis auf die Zähne tätowiert, aber als er uns begrüßt hat, war er freundlich wie ein junger Schimpanse. Schön, dass ihr da seid, hat er gesagt, und dass er sich freue, mich kennenzulernen.
    » Servus«, ist mir da vor Freude rausgerutscht, was mir komischerweise öfter passiert, wenn ich aufgeregt bin. Aber dann hab ich gleich wieder zurück ins Hochdeutsche gefunden. » Ich freue mich auch sehr.«
    Und schon haben wir uns links und rechts gebusselt.
    Dann sind wir rein. Wir haben unsere Jacken abgegeben und sind eine große Treppe hinaufgestiegen. Der Bass kam uns dumpf und treibend entgegen, den hast

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