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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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steckten mir nicht nur die letzten zwei Nächte, sondern die ganzen letzten Monate in den Gliedern.
    » Oder bist du immer noch sauer?«, fragt er mich sanft.
    Ich schüttle den Kopf, und das ist gar nicht gelogen. Ich bin wirklich nicht mehr sauer auf Tino. Und trotzdem … da ist immer noch ein Gefühl der Enttäuschung in mir. Ich meine, es geht hier ja nicht nur um ihn, im Gegenteil. Tino liebt mich, das hat er mir gestern noch einmal gesagt. Aber dass unsere Freunde die Minghartinger Stuben nicht mehr mögen, das verletzt mich dann doch ein bisschen. Ich hab überhaupt keine Lust aufzustehen, wenn ich daran denke, dass ich nachher zur Arbeit muss. An den Ort, den meine Freunde plötzlich total uncool finden.
    » Dann ist ja gut. Und den anderen darfst du das auch nicht übel nehmen. Dolores ist quasi verheiratet mit ihrem Hintern. Und Frida ist Tänzerin, da musst du auch Verständnis haben. Bei ihr zählt doch jedes Milligramm über Federgewicht, weißt du? Außerdem sind die Leute eben so in Berlin. Alle wollen immer irgendwas Neues. Wer weiß, wie schnell die das Buddha’s Belly wieder abgeschrieben haben. Und dann würde es mich nicht wundern, wenn alle wieder zu dir zurückkehren.«
    Er lächelt so lieb, dass auch ich lächeln muss, obwohl ich weiß, dass das, was er sagt, nicht so ganz stimmt. Wenn unsere Freunde das Buddha’s Belly abgeschrieben haben, was ja tatsächlich schon in ein paar Wochen der Fall sein kann, dann rennen sie natürlich ganz woanders hin. Zum … keine Ahnung … zum Chilenen. Oder zum Tibeter. Oder in ein Restaurant, in der es eine Mischung aus japanischer und norwegischer Küche gibt. Aber im Prinzip hat er natürlich recht. Ich sollte das den anderen nicht krumm nehmen. Tu ich ja auch eigentlich nicht. Es ist halt bloß ein bisschen enttäuschend, wenn alle immer toll finden, was du machst, und dann auf einen Schlag plötzlich nicht mehr. Das fühlt sich dann eben so an, als würden sie auch dich persönlich nicht mehr mögen, nicht nur deine Arbeit.
    » Und jetzt schlaf noch ein wenig, okay? Ich muss heute unbedingt die Bilder von diesem Schriftsteller fertig machen, nachdem ich gestern den ganzen Tag bloß gechillt hab.«
    Er gibt mir einen Kuss und verschwindet im Flur. Ich höre die Wohnungstür und wie er die Treppe hinunter läuft und wie seine Schritte schließlich verklingen.
    Ein paar Minuten lang versuche ich zu tun, wie mir befohlen, und noch einmal einzuschlafen, leider ohne Erfolg. Also stehe ich auf, dusche ausgiebigst und mache mir ebenfalls einen Kaffee. Und mit dem geht es mir auch gleich wieder besser.
    Es stimmt ja: Ich sollte mir die Sache mit dem Wirtshaus nicht so zu Herzen nehmen. Ich meine, es ist total lustig, wenn Leute da sind, mit denen man befreundet ist, logisch. Die Arbeit macht dann einfach viel mehr Spaß und fühlt sich gar nicht mehr wie Arbeit an, sondern eher so, als gäbe man eine Fete. Aber andererseits kann man seine Leute ja auch nach der Arbeit sehen, und mit den anderen Gäste kann man es sich ja schließlich ebenfalls nett machen. Und außerdem: Abends im Wirtshaus hatte man doch eh nie besonders viel Zeit zu reden.
    Na schau. Kopf hoch, Fanny.
    Und jetzt sollte ich mir Gedanken um wichtigere Dinge machen. Zum Beispiel darüber, was ich dem Tino zum Geburtstag schenke. Ist ja nicht mehr lange hin, und wer weiß, wie oft ich in der nächsten Woche noch Gelegenheit zum Einkaufen habe. Also. Carpe diem, wie der Römer sagt.
    Ich beschließe, vor Dienstbeginn eine ausgiebige Runde durch den Weserkiez bei mir um die Ecke zu drehen. Es gibt so viele nette kleine Läden in der Gegend, da wird sich doch sicher etwas Hübsches finden. Vielleicht gibt es etwas Nettes zum Anziehen für ihn. Oder eine neue Umhängetasche, denn die, mit der Tino gerade herumläuft, ist inzwischen schon ganz schön hin. Oder vielleicht entdecke ich irgendeine Kleinigkeit für seine Wohnung.
    Das ist es. Ich werde dem Tino heute sein Geburtstagsgeschenk kaufen!
    Ich schließe die Wohnung zu, hüpfe die Stufen hinab und freue mich, dass bei meinem Vorhaben sogar das Wetter mitmacht. Saugut! In den letzten Tagen ist der Himmel nämlich ohne Unterbrechung grau gewesen (und das wohlgemerkt im August, das schaffen sie, glaube ich, auch nur hier in Berlin), deshalb freue ich mich unbandig, als ich aus dem Haus trete und der Himmel wie auf Kommando aufbricht. Die Sonnenstrahlen tauchen das Viertel in ein ganz anderes Licht, verzaubern es richtig. Als würde ich die Cafés

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