Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
erschöpft auf Tinos Schoß fallen und rege mich wieder ab. Ich meine, wir werden uns nicht aus dem Weg gehen können, oder? Also werde ich mich wohl mit ihr arrangieren müssen und sie mit mir, und irgendwann wird uns das auch gelingen.
» Na, müde?«, fragt Tino und krault mir den Rücken.
» Und wie«, sage ich und unterdrücke ein Gähnen. » Aber lasst euch überhaupt nicht stören.«
» Wir reden gerade über der Geburtstag von den Tino«, sagt der Philippe.
» Stimmt, der ist ja bald«, sage ich und drücke meinem Liebsten ein Bussi auf die Backe.
Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Es kommt mir vor wie gestern, dass ich angekommen bin, dabei war es Ende Februar, und jetzt ist es schon Mitte August. Tinos Geburtstag ist am 23., was ich mir gut merken kann, weil das auch der Geburtstag meines Exfreundes gewesen ist, dem Grafiker mit der Hundeleine.
Ich hoffe nicht, dass sich irgendwann herausstellt, dass das ein Zeichen war.
» Am 23.«, belehrt mich die Dolores.
» Stimmt genau«, lobe ich sie und bemühe mich, sie nicht allzu giftig anzusehen. » Und ich hab auch schon eine Idee.«
» Ah?«, macht der Philippe.
Mit einem Mal bin ich wieder ganz wach und sehe begeistert in die Runde.
» Ja, der Schorschi hat doch damals beim Omilein gelernt, wie man ein ganzes Spanferkel backt, aber hier in Berlin hat er das noch nicht ein einziges Mal ausprobieren können. Das wär doch eine super Gelegenheit, oder? Ich reserviere uns einen schönen langen Tisch, wir könnten vorher ein paar Kleinigkeiten essen, einen Ochsenmaulsalat, einen Obazda oder eine Leberknödelsuppe. Und dann das Spanferkel mit Krautsalat und Semmelknödeln, das wär doch fein, oder? Und hinterher einen gescheiten Kaiserschmarrn. Oder Germknödel mit Vanillesauce!«
Ich strahle die vier an, aber keiner reagiert. Nur die Dolores wirft der Frida einen tiefen Blick zu.
» Ja, das wäre nett«, sagt der Tino nach einer Weile – und, um ehrlich zu sein, etwas zu spät, um noch überzeugend zu klingen.
» Das Spanferkel war jetzt natürlich bloß eine Idee«, sage ich geschwind. » Wir können auch einen ganz normalen Schweinsbraten machen. Oder ein Kalbsrahmgulasch. Wobei ich persönlich für so große Runden einen ganzen Braten immer ein bisschen festlicher finde.«
» Ja, das stimmt natürlich«, sagt der Tino.
» Na ja, Fanny, weißt du«, sagt die Frida, » wir haben gerade überlegt, ob wir nicht doch lieber ins Buddha’s Belly gehen, weißt du?«
Ich nicke, obwohl ich eigentlich nicht die geringste Ahnung habe, wovon sie redet. Nach dem Besuch gestern ist mir vollkommen schleierhaft, wie man auf die Idee kommen kann, dort seinen Geburtstag zu feiern. Ich meine, das geht doch wohl viel besser bei uns?
» Weißt du, die haben da doch so lange separierte Tische, was für große Gruppen immer ganz praktisch ist«, sagt die Frida, die meinen Blick wohl richtig interpretiert hat. » Und dann gibt es ja doch immer ein paar Leute, die lieber Wein trinken als Bier.«
Also, das ist ja mal eine super Erklärung. Ich sehe sie immer noch verständnislos an.
» Aber bei uns gibt es doch auch Wein. Und lange Tische genauso«, sage ich und schüttle den Kopf. » Und ich könnte uns einen total guten Preis machen.«
» Na ja«, sagt der Tino schnell, » wir haben das ja auch nur überlegt. So ein ganzes Spanferkel klingt natürlich auch lecker.«
Das möcht ich aber auch meinen. Langsam gewinne ich wieder Oberwasser in dieser Dikussion.
» Und es wäre nett. Man könnte die Beilagen in großen Schüsseln auf die Tische stellen, und jeder kann sich so viel Kraut und Knödel nehmen, wie er mag«, sage ich.
» Fantástico«, sagt die Dolores. » Wenn das mal gibt keine Hüftgold.«
Also, das Mädel hat doch echt einen an der Waffel. Wovon redet sie? Der Tino hat Geburtstag und sie sorgt sich um ihre Hüften? Vermutlich lässt sie beim Brathendl auch die Haut weg.
» Ist doch egal«, sage ich. » Lass am nächsten Morgen das Frühstück aus, dann passt das schon.«
Ich schicke meinen Worten ein nettes Augenzwinkern hinterher, damit sie ein bisschen freundlicher klingen und alles hübsch harmonisch bleibt. Nicht dass sonst ein Riss durch die Gruppe geht und am Ende des Tages ich die Doofe bin.
Leider scheinen meine Worte trotzdem nicht besonders gut angekommen zu sein, denn die Dolores verdreht die Augen.
» Tino«, sagt sie mit mäkelnder Stimme. » Das bringt doch nichts.«
Ich sehe den Tino an, und der errötet.
» Was bringt nichts?«,
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