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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Angenehme Musik läuft, es gibt genügend Kundschaft, die verhindert, dass einen aus Langeweile ein Verkäufer anspricht, und die Kassiererinnen reden deutsch mit einem, nicht englisch.
    Ich entdecke eine bezaubernde und obendrein sehr praktisch aussehende Handtasche aus cognacfarbenem Leder, die mir dann aber doch ein bisschen zu teuer ist, und probiere verschiedene Hosen an, eine aus Cord, eine aus Stoff und eine aus Tweed. Aber am Ende nehme ich natürlich doch wieder bloß eine Jeans. Irgendwie sehen meine Beine komisch aus, wenn sie in irgendetwas anderem stecken als Denim, überhaupt nicht wie meine Beine. Mit einer weiteren Einkaufstüte in der Hand schaue ich noch, was es Neues bei Bonita, H&M und Vero Moda gibt, dann hole ich mir eine Käsebrezn bei Kamps Backstube, die ich aber gleich nach dem ersten Bissen wieder wegschmeiße. Pfui bäh! Stattdessen trinke ich noch einen Kaffee in der kleinen Eisdiele im zweiten Stock, und zwar keinen Cappuccino und keinen Gal ã o, sondern einen ganz normalen Filterkaffee. Dabei stellt sich heraus, dass die Bedienung doch tatsächlich aus Bayern kommt, wenn auch bloß aus der Nähe von Passau.
    Hinterher geht’s mir besser. Nur hungrig hat mich der Kaffee gemacht – keine Ahnung, wie manche Frauen das anstellen, Kaffee gegen den Appetit zu trinken. Bei mir regt Koffein die Verdauung gerade erst recht an! Außerdem war der verunglückte Bissen von der Käsebrezn eher eine Art Magentratzerl, sodass es in meinem Bauch jetzt ganz schön knurrt. Aber es geht ja schon auf drei Uhr zu. Hier im Einkaufszentrum etwas essen mag ich allerdings nicht.
    Ich hüpfe die Treppe ins Erdgeschoss hinab und trete ins Freie, nicht unglücklich darüber, dem Klimaanlagen-Dampf des Alexa zu entfliehen. Und schwups, bin ich auch schon wieder umgeben vom ollen, grauen Berlin: von trostlosen DDR -Nachkriegshäusern, dem Fernsehturm, einem Hochhaus mit einem Hotel darin. Ich schlendere ein paar Schritte weiter, unschlüssig, wohin.
    Alles, was ich entdecken kann, sind eine Currywurstbude und ein Burger King, und die Bierbar Alkopole lacht mich auch nicht so richtig an. Ich laufe noch ein Stück und überkreuze eine mehrspurige Straße, in der Hoffnung, irgendwohin zu kommen, wo es ein bisschen wirtlicher ist. Und plötzlich kommt mir die Gegend bekannt vor. Noch ein paar Schritte weiter, und schon stehe ich vor einem Gebäude, in dem ich schon mal gewesen bin.
    Es ist das Hofbräuhaus am Alexanderplatz. Hier war ich mit meiner Familie, kurz bevor die nach der Eröffnung zurück nach Bayern geflogen ist.
    Ich seufze, als ich dran denke. Das Essen war grässlich, das weiß ich noch, aber irgendwie war’s auch schön. Hier bin ich zum letzten Mal mit dem Omilein an einem Tisch gesessen.
    Ich blicke die breite, moderne Glasfront entlang, die ungefähr das Gegenteil des echten Hofbräuhauses repräsentiert, denn das ist altmodisch, antik und urig, und auch, wenn alle meinen, es sei bloß eine blöde Touristenfalle – es gehen nach wie vor jede Menge Münchener dorthin. Im Berliner Hofbräuhaus war vermutlich noch nie auch nur ein einziger Bayer, von meiner Familie jetzt mal abgesehen. Überhaupt scheint der Laden nicht allzu gut zu laufen, denn es ist früher Samstagnachmittag, und das Lokal ist maximal zu einem Viertel gefüllt. Doch trotzdem: Als eine dicke Familie (alle vier in Turnschuhen, weißen Socken und Shorts, die die Knie nicht bedecken) an mir vorbei und zielstrebig durch die Glastür stapft, hänge ich mich an die dran und trete ein.
    Na servus. Vor mir tut sich dieselbe grattlige Halle wie vor einem halben Jahr auf, mit gefliestem Fußboden und Holzfurnier. An einzelnen langen Tischen sitzen ein paar Leute vor Maßkrügen und tragen kauend die Fleischberge auf ihren Tellern ab. Die Stimmung ist eher mäßig, muss man sagen, aber gut, es ist ja auch noch früh. Ich suche mir einen Platz weit hinten, nur Sekunden später kommt eine gehetzte Kellnerin an meinen Tisch. Ich bestelle eine Leichte Weiße und, weil mir die Würstel beim letzten Mal gar so zuwider gewesen sind, einen Leberkas mit Kartoffelsalat.
    Der Leberkas kommt keine drei Minuten später, sodass ich ungläubig mit dem Finger prüfe, ob er tatsächlich warm ist – ist er aber. Leider ist er jedoch nicht vom Metzger Bachhuber, das kann man drehen, wie man will. Aber der Kartoffelsalat ist passabel, und mit einem ordentlichen Klacks Händlmaier’s oben drauf kriegt man ja eigentlich alles runter, gell?
    Also. An Guadn.
    Ich

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