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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Wirtshaus öffnet von Tisch zu Tisch zu gehen und die Tonkrüge auf den Tischen mit Messern, Gabeln und Löffeln zu füllen. Aber heute ist es irgendwie ganz angenehm, zumindest ein paar Minuten lang genau zu wissen, was zu tun ist. Zum ersten Mal seit Tagen muss ich nichts denken, nichts wissen, nichts fühlen.
    » Fertig«, sage ich und bringe den Besteckkasten zum Tresen zurück.
    » Gut«, sagt der Max.
    Er will gerade noch irgendetwas hinterherschieben, da spüre ich einen Luftzug im Nacken. Die Tür geht auf.
    » Breznkönigin!«, schallt eine Stimme hinter mir.
    Ich fahre herum und schiebe mir ein höfliches Lächeln ins Gesicht. Na klar, das ist Max’ Vater, der da in der Türe steht.
    » Griaß eahna, Herr Rubenbacher«, kommt es zu meiner eigenen Überraschung ganz umstandslos aus mir heraus. Ich laufe zu ihm hin, um ihm die Hand zu schütteln. » Kommen’s, i begleit eahna zum Tisch.«
    Den letzten Satz hat er offensichtlich wieder nicht gehört, denn er wackelt im Alleingang los zu seinem angestammten Platz mit der hellen Glühbirne. Er setzt sich hin, ich bringe ihm die Aktionskarte, die sich natürlich nicht verändert hat, seit ich aus Mingharting weggegangen bin, er bestellt seine Würstel und ein schönes Edelpils. Manche Dinge ändern sich nie. Gut so.
    » Kommt sofort«, sage ich, und dann geht die Tür schon wieder auf und die nächsten Gäste betreten die Stuben.
    » Grüß Gott«, rufe ich denen entgegen und will gerade los, um die Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen, da packt mich der alte Herr Rubenbacher am Arm.
    » Fanny?«
    » Ja, Herr Rubenbacher?«, sage ich und drehe mich zu ihm um.
    Er guckt mich an, dann breitet sich auf seinem Gesicht ein verschmitztes Grinsen aus.
    » Fanny, des is fei schee, dass’d wieder da bist!«
    Und für diesen einen kurzen Moment finde ich das auch.

27
    » Zwoamoi Kälberne!«, plärrt das Omilein durch die Durchreiche und schiebt die zwei Portionen Bratwürstel weiter nach vorn, damit ich sie endlich sehe.
    » Bin ja scho da!«
    Ich laufe hin, schnappe mir die Teller und trage sie hinter an Tisch fünf. Dann weise ich die vier Gemeinderäte, die gerade reingekommen sind, an, sich an Tisch eins zu setzen, und nehme auch gleich deren Bestellung auf, für die sie gar nicht erst in die Karte schauen müssen: Vier Schneider Weisse und viermal Münchner an Kraut. Ich laufe zurück zur Durchreiche und rufe dem Omilein die Bestellung in die Küche. Die Getränke ordere ich beim Max, der hinterm Tresen steht und aus dem Zapfen gar nicht mehr rauskommt. Irgendwie fließt am Bratwursttag immer noch mal so viel Bier, vielleicht, weil die Würstel so lecker salzig sind, oder aber einfach nur, weil der Bratwursttag halt ein Festtag ist, gell. Immerhin zapft der Max fast genauso schöne Biere wie ich, und das will was heißen. Man kommt dem perfekten Bier nämlich relativ nahe, wenn man in einem Haus aufwächst, in dem statt einer Tischtennisplatte eine Zapfanlage im Keller steht.
    Inzwischen hat das Omilein schon wieder zwei Teller durch die Durchreiche geschoben, zwei herrliche Portionen saftigster Schweinsbraten, begleitet von einer wunderbar braunen Sauce, einem tiefviolett glänzenden Blaukraut und perfekten, güldenen Kartoffelknödeln. Unwillkürlich vergleiche ich die Teller mit denen, die wir bei uns oben in Berlin servieren. Klar, die sind natürlich viel hübscher angerichtet, irgendwie übersichtlicher und moderner. Doch komischerweise: So lecker wie die von der Omi sehen sie trotzdem nicht aus. Und was da für ein Duft aufsteigt! Mir tropft der Zahn, ganz ehrlich.
    Leider sind die beiden Braten nicht für mich (obwohl ich jetzt doch langsam bereit wäre, mal wieder feste Nahrung zu mir zu nehmen), sondern für den Tony und den Jimmy aus Derbolfing, die hinten in der Ecke an Tisch sieben sitzen. Natürlich heißt der Tony eigentlich Anton und der Jimmy Jakob. Die englischen Namen kommen daher, weil sie in einer Blues-Kapelle namens Schubiblue spielen. Aber das nur nebenbei.
    Ich stelle den beiden ihre Teller hin und frage sie, ob sie noch ein Bierli mögen. Mögen sie. Also drehe ich mich um, laufe zurück zum Tresen und höre gerade noch, wie der Jimmy zum Tony sagt: » Endlich is die Kloane wieder da. Da lafft’s glei ganz anderst.«
    Nettes Kompliment, aber ich hab keine Zeit, mich darin zu sonnen. Der Max zapft das Bier, ich schnappe mir die nächsten beiden Teller – einmal Münchner, einmal Rostbratwürstel, beides an Röstkartoffeln und Kraut –

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