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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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und trage sie an Tisch zwei. Dann hole ich die Beilagensalate für Jimmy und Tony, die die Omi jetzt erst durch die Durchreiche schiebt. Die hätten eigentlich vor dem Braten kommen müssen, aber mei, wenn viel zu tun ist, ist halt viel zu tun. Außerdem essen die meisten ihren Salat am Ende eh nicht. Dann kommen gleich wieder neue Gäste, zwei Fußballer, von denen mir der eine vor lauter Wiedersehensfreude gleich in die Arme fällt, während ich nicht mal in der Lage bin, mich an seinen Namen zu erinnern. Seinen Spezi halte ich mir vom Leibe – grad noch so, muss man sagen – und drück den beiden schnell zwei Speisekarten in die Hand. Ein Ablenkungsmanöver, das nicht sonderlich gut funktioniert, denn die beiden wollen gleich zwei schöne Obstler aufs freudige Wiedersehen von mir. Die kriegen sie natürlich nicht, zumindest nicht vor dem Essen, irgendwie finde ich es ungehörig, mittags bereits Schnaps zu trinken, unter der Woche vor allem. Dann wollen die Fußballer Essen bestellen, die Derbolfinger noch einen Nachschlag-Knödel und ein Batzerl Blaukraut, und da warten auch schon vier dampfende Portionen Münchner, die der Max fix den Gemeinderäten bringt, als er sieht, dass ich beschäftigt bin. Und irgendwann kommt auch noch der Papa, dem es ganz peinlich ist, eine Bestellung bei mir aufzugeben. Offensichtlich erinnert wenigstens er sich daran, dass eigentlich ich hier zu Gast bin, und nicht die ganzen anderen. Aber als ich ihm sein Bier bringe, da freut er sich, und als er dann auch noch seine Würstel kriegt, ist er wieder so sehr mit sich und der Welt im Reinen, dass er bloß noch sein leeres Glas hochhält, um mir zu signalisieren, dass er noch was zu trinken will.
    Ächz. Ich hätte ja irgendwie gedacht, dass es mir Probleme bereiten würde, direkt aus dem Liebeskummer-Wochenbett heraus wieder Vollgas zu bedienen. Aber jetzt, wo ich dabei bin, bleibt mir gar keine Zeit, darüber nachzudenken, ob ich dazu in der Lage bin oder nicht. Ich serviere einfach, und das war’s auch schon wieder.
    Und dann gibt es da noch etwas anderes, das ganz automatisch passiert: Je länger ich dabei bin, desto besser komme ich in den Takt, desto klarer und harmonischer wird der Rhythmus, in dem ich vom Max Biergläser übernehme, Speisekarten einsammele, Bestellungen aufgebe und leichtfüßig tänzelnd (ja, ich!) leere Teller durchs Lokal jongliere. Klar, so richtig lustig bin ich immer noch nicht, aber plötzlich kann ich eine leise, stille Freude im Hin und Her meiner Arbeit finden. Vielleicht war die Auszeit zumindest dazu gut. Wenn du immer bloß Alltag hast und schuftest, dann siehst du ja keine Schönheit mehr in deinem Tun – jetzt mal poetisch ausgedrückt. Dann wirkt jeder Rhythmus gleichförmig und hohl und stupide. Und als jetzt auch noch der Bürgermeister höchstpersönlich kommt und mich freundlich in die Seite knufft, da muss ich dann doch grinsen. Es ist mein erstes Lächeln seit Tagen, also mein erstes echtes Lächeln, das von Herzen kommt und nicht gequält ist.
    Und, nebenbei bemerkt: Das ist schon lustig, wie der alte Trick mit dem Rarmachen funktioniert, oder? Als ich noch da war, hat kaum einer wahrgenommen, wer ihm da sein Bier hinstellt, aber kaum ist man mal ein paar Monate lang weg, vermissen einen alle ganz gewaltig.
    Dann, irgendwann, leert sich die Wirtschaft wieder. Die Fußballer machen sich los, die Gemeinderäte verschwinden, und der Bürgermeister nimmt ebenfalls seinen Hut. Nur der Jimmy und der Tony kleben noch auf ihren Stühlen, vor halbvollen Biergläsern, in denen schon lange kein Schaum mehr steht. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist schon fast drei, darum gebe ich den beiden subtil zu verstehen, dass ich dann auch bei ihnen gerne langsam mal abkassieren würde.
    » So, jetz werd aber ausgetrunken, und zwar dalli!«
    Die beiden tun murrend wie befohlen, zahlen endlich und schleichen sich.
    Nun ist es plötzlich wieder still in der Stube. Das Omilein hantiert noch in der Küche herum, es scheppert und klirrt, dann kann ich hören, wie die Spülmaschine angeht. Sie steckt den Kopf durch die Durchreiche, schaut, wo wir sind, und fragt uns, ob wir auch noch schnell was essen mögen.
    » Au ja«, sage ich geschwind.
    » Na, endlich«, brummt die Omi. » Und was?«
    » Bratwürstel«, sage ich und schäme mich fast ein bisschen für meine plötzliche Gier.
    » Und, was mag der Max?«, fragt sie.
    » Dito«, sagt er, und wir müssen beide lächeln.
    » Oiso gut, zwoamoi

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