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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Tiefe. »Den Kessel, stoßt den Kessel um!« rief jemand. Sie zielten mit den Stangen. Bei den Feinden hieß es: »Zurück, zurück!« Rechts und links von Catherine starben Männer durch Speere und Pfeile. Aber die Stangen trafen den Kessel, er kippte, ein glühender, lodernder Brei ergoß sich in das Innere des Belagerungsturms. Die Feinde schrien, sie schlugen sich auf die brennenden Leiber. Im Handumdrehen brannte der Turm lichterloh.
    »Hier herüber!« rief Latimer. Eine weitere Landebrücke war heruntergeklappt, aber die Stangenbewehrten lagen bereits tot auf dem Wehrgang. Von allen Seiten stürmten Verteidiger |388| heran, schlugen mit den Schwertern auf die Schilde der Angreifer ein, ließen sich niederstechen. Latimer selbst nahm eine der Stangen auf und stieß sie in das Gedränge. Wieder ergoß sich der Inhalt des Kessels in das Turminnere. Menschen brannten, das Holzgestänge des Turms brannte.
    Eine bekannte Stimme brüllte vor der Burg einen Befehl. Catherine blickte hinab: Courtenay streckte den Arm zum brennenden Turm hin. Er saß auf einem Pferd, trug einen Waffenrock wie Latimer, nur daß er gelb war und mit roten Kreisen übersät. Auf sein Geheiß hin schoben die Feinde den brennenden Turm an den Wall heran.
    »Vorsicht!« rief Catherine. Niemand hörte auf sie. Sie rannte gebückt hinüber, stieß Latimer an. »Sie schieben den Turm näher, er wird den Wall in Flammen setzen!«
    »Was tust du hier mit dem Kind?« Thomas befahl ihr, den Wall zu verlassen. Als sie sich nicht rührte, packte er sie bei den Oberarmen und schleppte sie die Treppe hinunter. Noch bevor sie unten ankamen, stand die Mauer beim zweiten Turm in Brand, und der dritte Turm ergoß Flammenbrei über den Wehrgang, ungehindert, dort lebte kein Verteidiger mehr.
    Thomas ließ sie los, rannte zu den Pferden hinüber. Ein Knappe reichte ihm den Helm. Er saß auf, schob sich den Helm über das Gesicht, schloß das spitze, durchlöcherte Visier. Das Pferd bekam gleichfalls einen Eisenkopf, es verwandelte sich in eine Heuschrecke aus Stahl. Über seinem Tierkörper wehte roter Stoff mit goldenen Kreuzen. Thomas sah zu beiden Seiten und nickte den Männern zu, die sich ebenfalls in Ungeheuer verwandelten. Silberschnäbel ragten aus ihren Gesichtern, Hörner drohten in den Himmel, von Schultern und Ellenbogen ragten Stachel.
    Der Knappe reichte Thomas einen zugespitzten Hammer, er befestigte ihn am Gürtel. Dann gab er ein riesiges Schwert hinauf, und Thomas schob es sich in eine Scheide auf dem Rücken. Schließlich nahm er eine Lanze entgegen.
    Catherines Blick wurde zum Wall emporgerissen. Dort brüllte der Captain, von einer kleinen Schar Überlebender umgeben, |389| und drang mit Schwerthieben auf die Angreifer ein. Überall kletterten weitere zwischen den Zinnen herauf, sie überfluteten den Wehrgang. Der Captain stach und hieb und trat. Neben ihm starben einer nach dem anderen seine Männer, es wurden ihnen Gliedmaßen abgehackt, vom Wehrgang stürzten sie in den Hof. Schließlich stand der Captain allein gegen die Vielzahl. Er schnitt mit der Klinge durch die Luft, vorn, hinten, wurde gegen eine Zinne gedrängt. Mit einem wütenden Schrei warf er sich auf die Feinde und ging in ihrer Mitte unter.
    »Vorwärts!« rief Latimer. »Öffnet das Tor!« Es klang dumpf durch den Helm hindurch. Das Tor schwang auf, und die vier Ritter gaben ihren Tieren die Sporen.
    Braybrooke Castle brannte. Ruth, die mit einem Wassereimer die Treppe zum Wehrgang hinaufstieg, wurde von den Feinden im Vorbeilaufen erschlagen. Courtenays Streitmacht strömte in die Burg.
    Also hatte Gott ihre Vernichtung beschlossen. Er hatte die Gebete Latimers nicht erhört. Catherine wich zurück. Der Herrenturm fiel ihr ein. Sie stürmte auf die Tür zu, brach hinein, verriegelte sie hinter sich. Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte sie hinauf, immer höher, bis sie durch die Luke auf das Plateau hinaufgelangt war. Hier würden die Feinde zuletzt sein. Sie sah in den Hof hinab, bedeckte Hawisias Kopf schützend mit ihrer Hand.
    Wo waren sie?
    Der Hof war mit Leichen übersät, aber die Männer, die eben noch zu sehen gewesen waren, waren verschwunden. Soeben zogen sich die letzten durch das Tor zurück.
    Ein Hornstoß ertönte. Catherine sah zum Feld hinaus. Dort hieb Latimer mit dem mannslangen Schwert auf eine Meute von Angreifern ein, befreite sich mordend, stoßend aus der Umzingelung. Endlich preschte er auf dem roten, fliegenden Roß über die Ebene auf

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