Die Brillenmacherin
– Ihr braucht nicht die Stirn zu runzeln, Everard, ich weiß, daß einige Eurer Regularkanoniker nicht dem Zölibatsgebot Folge leisten –, wer also verheiratet ist, soll sein Weib mit sich bringen. Ladet außerdem alle ein, die in der Gegend Rang und Namen haben.«
Die Chorherren verneigten sich. Auch der Abt senkte tief den Kopf.
Leise summend, ließ sich Courtenay auf die Knie herab und nahm sein Spielzeug wieder zur Hand. Die Augustiner, die sich zum Gehen gewendet hatten, hielt er mit den Worten auf: »Von den
Fratres
zweifelt doch hoffentlich niemand wegen meines kindlichen Gemüts?«
Betreten sahen die Männer zu Boden.
»Sagt Ihnen:
Nisi efficiamini sicut parvuli non intrabitis in regnum celorum.
Wenn ihr nicht werdet wie die kleinen Kinder, so werdet ihr das Königreich des Himmels nicht betreten.«
Während die Augustiner sich unter Verbeugungen entfernten, steckte Courtenay als Mast einen Zweig in das Floß. Darauf spießte er ein Ahornblatt, das Segel. Er kroch an die Böschung heran, ließ das Floß hinab. Wasserläufer flohen auf ihren langen, dünnen Beinen über die ruhig dahingleitende Fläche des Leen. Das Floß drehte sich träge. Courtenay gab ihm einen Stoß und sah zu, wie es das Ufer entlangfuhr.
Ein Marienkäfer trieb vorüber. Das Wasser hielt ihn am Rücken fest, mit den Beinen strampelte er wild. Courtenay tauchte den Finger ins Wasser und zog den Käfer heraus. Er blies sachte, um ihn zu trocknen. Dann besann er sich, setzte ihn ins Gras und rief: »Repton!«
Von einem der Bäume am Ufer schälte sich eine dünne Gestalt. Leder knirschte. Repton spie etwas Grünes ins Gras, auf |124| dem er gekaut hatte, und wischte mit Daumen und Zeigefinger
Reste aus den Mundwinkeln. »Ehrwürden?«
»Setze dich an die Pforte.«
»Und wenn sie kommen, geleite ich sie zu Euch?«
»Nein. Du schickst sie fort.«
»Ehrwürden?«
»Nicht immer ist der Weg, der dir zuerst einfällt, der beste. Lerne es, zweimal zu denken, Repton, und du wirst schlagartig zu den weisesten Männern Englands gehören. Du schickst sie fort, wenn sie nach mir fragen.«
»Siehst du da vorn die Eiche? Dort ist das Tor.« Alan verschränkte die Arme. In der Heide zirpten die Grillen.
Catherine sah zum Dorf hinüber. »Hast du eine bessere Idee?«
Der Bruder schwieg.
»Dieser Erzbischof ist mächtig. Er wird uns helfen.«
»Hast du mir nicht zugehört? Courtenay hat mir gedroht, man würde mir die Stirn verbrennen. Er hat gesagt, Nevill kann mit mir tun, was ihm einfällt.«
»Ich weiß, die Fürsten geben wenig auf das Schicksal eines einfachen Menschen. Aber Elias hat für den Erzbischof gearbeitet. Courtenay wird sich an ihn erinnern, und schon sind wir nicht mehr namenlos. Gute Handwerksmeister sind selten, die vergißt man nicht. Der Erzbischof wird uns helfen.«
»Courtenay ist ein eitler, bewunderungssüchtiger Aufseher. Ich kann dir nicht verbieten, zu ihm zu gehen, aber ich habe meine Erfahrung mit ihm gemacht und gehe da kein zweites Mal hin. Ich warte hier auf dich. Zwei Stunden, und du bist wieder bei mir. Das verspreche ich dir.«
»Du triffst den großen Kirchenvater für einen kurzen Augenblick und meinst, über ihn urteilen zu können? Wir sind bereits von einem Fluch verfolgt, mach es nicht schlimmer, indem du dich über die Kirche erhebst! Man würde keinen eitlen Menschen zum Erzbischof weihen. Und selbst wenn der Erzbischof |125| Nevill nicht zur Rechenschaft zieht, wird er doch Rat wissen, wie wir uns vor ihm schützen können.«
»Ratschläge hat er viele. Er belehrt dich darüber, wie dumm du warst, zu ihm zu kommen.«
Catherine warf die Hände in die Luft. »Wir haben allen Besitz verloren, ich bin schwanger, und das Böse verfolgt uns. Zufällig kennen wir den angesehensten Christen von ganz England. Wer könnte besser wissen, wie ein Fluch zu bannen ist? Du willst mir ausreden, ihn um Hilfe zu bitten? Alan, ich glaube, dich hat der Verstand verlassen.«
»Cath.« Er blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich finde einfach, du hast genug gelitten und solltest nicht noch eine Enttäuschung erfahren.«
»Was ist aus meinem mutigen Bruder geworden? Weißt du nicht mehr, wie wir Kirschen gestohlen haben, wie wir Lambert hereingelegt haben? Und denke an den dicken Hofhund! Du hattest niemals Angst. Ich war stolz auf dich, am Abend habe ich mich so auf das Bettlager gelegt, daß ich dich sehen konnte. Ich habe gedacht: Mein großer Bruder! Vater war tot, aber mir konnte nichts
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