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Die Brooklyn-Revue

Die Brooklyn-Revue

Titel: Die Brooklyn-Revue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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raten, Gordon. Ich nenne Ihnen mal ein paar Namen, dann sehen wir ja, was ich weiß und was ich nicht weiß.»
    «Namen?»
    «Dunkel Frères. Alec Smith. Nathaniel Hawthorne. Ian Metropolis. Myron Trumbell. Und? Soll ich weitermachen?»
    «Na schön, Sie wissen also, wer ich bin. Große Sache.»
    «Ja, große Sache. Weil ich nämlich weiß, was ich weiß, und daher in der Lage bin, von Ihnen zu bekommen, was ich will.»
    «Ah. Das ist es also. Sie wollen Geld. Sie wollen, dass wir Sie an dem Deal beteiligen.»
    «Wieder falsch, Gordon. An Geld bin ich nicht interessiert. Sie brauchen nur eine Kleinigkeit für mich zu tun. Ein Kinderspiel. Das kostet Sie höchstens eine Minute.»
    «Und?»
    «Rufen Sie die Umzugsfirma an, die Sie für morgen bestellt haben, und annullieren Sie den Auftrag. Sagen Sie,Sie haben es sich anders überlegt, Sie brauchen den Wagen nicht mehr.»
    «Und wie käme ich dazu?»
    «Weil Ihre Schurkerei nach hinten losgegangen ist, Gordon. Keine fünf Minuten nachdem Sie Harrys Laden verlassen haben, ist Ihnen die ganze Sache um die Ohren geflogen.»
    «Was soll das denn heißen?»
    «Harry ist tot.»
    «Was?»
    «Harry ist tot. Er ist Ihnen auf der Seventh Avenue nachgerannt, als Sie mit dem Taxi abgehauen sind. Die Anstrengung war zu groß für ihn. Herzversagen, er ist auf der Straße tot zusammengebrochen.»
    «Ich glaube Ihnen kein Wort.»
    «Das sollten Sie aber, Mann. Harry ist tot, und Sie haben ihn umgebracht. Armer dummer Harry. Er hat nie etwas anderes als Liebe für Sie empfunden, und zum Dank dafür haben Sie ihn in diese miese Falle gelockt. Gute Arbeit, Junge. Sie müssen sehr stolz auf sich sein.»
    «Das ist nicht wahr. Harry lebt.»
    «Dann rufen Sie im Leichenschauhaus des Brooklyner Methodistenhospitals an. Sie brauchen mir ja nicht zu glauben. Fragen Sie einfach die Burschen in den weißen Kitteln.»
    «Das tue ich. Genau das werde ich tun.»
    «Gut. Und vergessen Sie nicht, die Umzugsfirma anzurufen. Harrys Bücher bleiben in Harrys Laden. Wenn Sie morgen in Brightman’s Attic auftauchen, breche ich Ihnen den Hals. Und dann übergebe ich Sie der Polizei. Haben Sie verstanden, Gordon? Ich lasse Sie davonkommen. Ich weiß alles über die gefälschte Manuskriptseite, den Zehntausend-Dollar-Scheck, alles. Ich will nur nicht, dass HarrysName da mit reingezogen wird. Der Mann ist tot, und ich habe nicht vor, irgendetwas zu tun, was seinem Ruf jetzt noch schaden könnte. Aber nur, wenn Sie meine Anweisungen befolgen. Wenn Sie nicht tun, was ich Ihnen sage, wechsle ich zu Plan B und setze alles daran, Sie zur Strecke zu bringen. Haben Sie gehört? Ich lasse Sie auffliegen und ins Gefängnis werfen. Ich mache Sie so fertig, dass Sie nicht mehr leben wollen.»

ADIEU
    R ufus wollte weder von dem Gebäude noch von der Buchhandlung etwas wissen. Er wollte auch nichts von Brooklyn wissen, nichts von New York, nichts von Amerika. Für ihn kam nur ein Amerika in Frage, in dem ein Harry Brightman lebte, und nachdem Harry jetzt das Land verlassen hatte, hielt Rufus es für an der Zeit, nach Hause zurückzukehren.
    «Ich gehe zu meiner Oma nach Kingston», sagte er. «Sie ist meine Freundin, der einzige Mensch auf der Welt, den ich habe.»
    So seine verblüffende Reaktion, als er von Harrys Testament erfuhr. Tom hingegen wusste gar nicht, was er davon halten sollte, und schwieg.
    Kurz nach zehn begab ich mich nach oben in die Wohnung zurück. Nancy war bereits nach Hause gegangen, um bei ihren Kindern zu sein; Lucy war vor dem Fernseher eingeschlafen und dann auf Harrys Bett getragen worden, wo sie noch vollständig bekleidet und mit offenem Mund auf den Decken lag und in der warmen New Yorker Nacht leise vor sich hin schnarchte; Tom und Rufus saßen im Wohnzimmer und rauchten. Tom zog nachdenklich an seiner Camel Filter. Rufus, der anscheinend an einem Joint paffte, wirkte ziemlich daneben. Ob high oder nicht, jedenfalls äußerte er sich mit großer Klarheit, nachdem ich ihnen Harrys Testament vorgelesen hatte. Er hatte sich längst entschieden, und Tom konnte sagen, was er wollte, er wich von seiner Position nicht ab. Das Einzige, worüber er reden wollte,war Harry, und das tat er dann auch ausführlich: Er begann mit einer weitschweifigen, emotionalen Schilderung ihrer ersten Begegnung   – Rufus steht tränenüberströmt vor der Wohnung, aus der ihn sein Freund Tyrone soeben rausgeworfen hat, und plötzlich tritt Harry aus dem Dunkel auf ihn zu, legt ihm einen Arm um die Schulter und

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