Die Bruderschaft Christi
Wasser.«
»Dann solltet Ihr besser ein anderes Getränk wählen«, sagte Benoit. »Französischer Kaffee ist nun einmal anders.«
»Schon gut, lieber Freund«, erwiderte Borghese. »Wie stehen die Dinge in Jerusalem?«
Benoit beugte sich zum Tisch. »Die Dinge entwickeln sich langsam«, flüsterte er. »Wir sind guten Mutes.«
»Das ist gut zu hören. Israel ist ein gespaltenes Land und Jerusalem ist ein Pulverfass, das jeden Augenblick explodieren kann.«
»Was würde Jesus sagen, wenn er heute dort wiedergeboren werden würde«, sinnierte Pierre Benoit. »Galiläa, das Land seiner Väter, ist vom Bürgerkrieg zerfressen. Die Christen wurden verjagt und die Anhänger des Islam bereiten von dort aus ihre Angriffe auf Israel vor. Jeden Tag sterben dort Menschen. Frauen und Kinder, Unschuldige wie Schuldige.«
»So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.«
»Zitate helfen uns da nur wenig. Die gottlosen Tage sind längst angebrochen. Und noch gibt der Herr uns kein Zeichen.«
Kardinal Borghese schob seine Kaffeetasse zur Seite. »Recht habt Ihr, werter Freund. Recht habt Ihr. Doch nun will ich das Haus Gottes besuchen und beten. Wollt Ihr mich begleiten?«
Pierre Benoit schob einen Geldschein unter sein Glas und erhob sich. »Beten wir gemeinsam. Jede Stimme, die sich erhebt, ist nützlich, auf dass Gott sie alle hören möge.«
»Wir dürfen Jerusalem nicht aufgeben, niemals«, sagte der Kardinal und folgte Pierre Benoit zur Kirche.
Jerusalem, Ben-Yehuda-Straße …
Sie wollte sich endlich wieder fühlen wie eine Frau. Aus diesem Grund hatte sich Gina nach ihrem gemeinsamen Besuch im Rockefeller Museum von Jonathan Hawke getrennt und war in die Ben-Yehuda-Straße, der Fußgängerzone Jerusalems, vor den westlichen Toren der Altstadt eingetaucht. Hier war Jerusalem eine Stadt wie jede andere. Mit ihren Geschäften, den Bars und Cafés konnte man beinahe vergessen, auf welchem Pulverfass man mitten in Jerusalem saß.
Gina hatte in drei Geschäften eingekauft. Neben ein paar normalen Dingen des Lebens wie Zahnpasta und Seife hatte sie in einer der zahlreichen Parfümerien nach einem Duft gesucht, der zu ihrem Typ passte. Dolce & Gabbana Feminine hatte es ihr angetan. Endlich wieder einmal duften, wie eine Frau riechen sollte, dachte sie sich. Nicht nach dem Schweiß der harten Arbeit unter der brennenden Sonne. Nachdem sie zwei Flakons erstanden hatte, machte sie sich auf den Rückweg. In der Nähe des Deutschen Hospizes ließ sie sich in einem Café nieder.
Sie schaute sich um. Die Straße war voller Menschen. Gina trank ihren Espresso und blickte auf die Uhr. Es war Zeit, sich abseits der überfüllten Fußgängerzone nach einem Taxi umzusehen. Morgen hatte sie einen weiteren anstrengenden Tag vor sich. Sie erhob sich und schlenderte in Richtung der King-George-Straße, bis sie schließlich an der Ben-Hillel-Straße in Richtung des Parks der Unabhängigkeit abbog. Als sie sich noch einmal umwandte, fiel ihr Blick auf einen großgewachsenen und gut aussehenden Mann, Mitte dreißig, der ihr in einigem Abstand folgte. Der Mann hatte einen dunklen Teint und dunkle, pechschwarze Haare. Er hätte Italiener sein können, dachte sie für sich. Sie war schon lange nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen. Und ehrlich gesagt, dieser Kerl wäre genau ihr Typ. Sie warf dem Mann noch einen verträumten Blick zu, ehe sie hinter der Ecke verschwand.
Als sie den Park durchquerte, lagen der Trubel und die Hektik der Ben-Yehuda-Straße weit hinter ihr. An der David-Hamelech-Straße würde sie bestimmt ein Taxi finden.
14
Steingaden im Pfaffenwinkel …
Fronreiten hieß das kleine Dorf in der Gemeinde Steingaden – nicht mehr als ein paar Häuser und einzelne, verstreute Gehöfte im satten Grün. Stefan Bukowski war am frühen Nachmittag dort aufgebrochen, um sich außerhalb des Ortes auf einer Wiese mit dem Schäfer Alois Higl zu treffen.
»Fahren Sie immer Richtung Schobermühle«, hatte Higl am Telefon gesagt. »Dort, wo die Schafe sind, finden Sie mich.«
Lisa fuhr den dunklen BMW und hatte bereits den vierten Anlauf hinter sich, die richtige Straße zur Schobermühle zu finden.
Entnervt blickte sie Bukowski von der Seite an, der neben ihr auf dem Beifahrersitz beinahe teilnahmslos mit offenen Augen ruhte.
»Hättest dir den Weg genauer beschreiben lassen sollen«, maulte sie.
»Hättest
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