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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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William Wallace.«
    »Dieses Vertrauen hat ihn das Leben gekostet, wie so viele andere. Sie alle sind auf Wallaces Versprechungen hereingefallen.«
    »Aber er hat den Clans nichts versprochen, Duncan. Nichts außer der Freiheit.«
    »Das ist wahr, Gwynn. Aber will er sie ihnen auch geben? Oder ist er nur der Nächste, der unser Volk ausnutzen und sich zu seinem Führer aufschwingen will? Die Clansoberhäupter sind leicht zu beeindrucken, wenn man von Freiheit spricht und vom Hass auf die Engländer. Nicht anders war es bei unserem Vater. Er hat sein Leben umsonst geopfert. Um einen Betrüger zu retten, der uns alle verraten wird.«
    »So etwas darfst du nicht sagen, Duncan. Vater hätte das nicht gewollt.«
    »Und? Die Bürde, die er mir hinterlassen hat, ist schwer genug, auch ohne den Krieg gegen England. Nun, da Vater nicht mehr bei uns ist, bin ich Anführer des Clans. Diese Burg und die dazugehörigen Ländereien gehören mir.«
    »Aber nur, solange du dich der englischen Krone beugst«, gab Gwynn zu bedenken. »Vater hat das gewusst, und er war es leid, sich den Engländern fügen und ihren Speichel lecken zu müssen. Deswegen ist er Wallace gefolgt. Er hat es für uns getan, Duncan. Für dich und für mich. Für uns alle.«
    »Dann war er ein Narr«, sagte Duncan hart.
    »Bruder! Sprich nicht so!«
    »Schweig, Weib! Ich bin der neue Herr von Burg Ruthven und sage, was mir beliebt. Beim Clanstreffen werde ich offen aussprechen, dass ich Wallace misstraue. Er benutzt die Clans, um die Krone an sich zu reißen; er will mit unserem Blut die Macht für sich selbst erringen. Aber ich werde ihm nicht willenlos folgen, wie unser Vater es getan hat. Nur Robert the Bruce darf König werden. Er ist der Einzige, in dessen Adern das Blut der Mächtigen fließt. Ihm allein werde ich folgen.«
    »Aber Wallace erhebt keinen Anspruch auf die Krone.«
    »Noch nicht. Doch mit jedem Sieg, den er erringt, wird er mächtiger. Schon wird berichtet, dass er weiter nach Süden ziehen will, um die Engländer auf ihrem eigenen Grund und Boden anzugreifen. Glaubst du, dass ein Mann, der so etwas wagt, sich mit der Rolle eines Vasallen zufrieden geben wird? Nein, Gwynn. Noch mag Wallace so tun, als wollte er Robert zu seinem Recht verhelfen. Schon bald aber wird er den Schafspelz abwerfen, und der Wolf darunter wird zum Vorschein kommen.«
    »Warum zürnst du Wallace so, Duncan? Weil Vater ihm vertraut hat? Weil er sein Leben für ihn geopfert hat? Oder weil du tief in deinem Inneren zweifelst, ob er dieses Opfer auch für dich gebracht hätte?«
    »Schweig!«, brüllte Duncan und wich vor ihr zurück wie ein verwundetes Tier vor seinem Jäger. Die Tränen, die er mühsam zurückgehalten hatte, brachen sich jetzt Bahn und rannen ungezügelt über seine Wangen.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, behauptete er. »Vater hat seine Entscheidung getroffen, ich treffe die meine. Und ich sage, dass William Wallace ein Verräter ist, vor dem wir uns in Acht nehmen müssen. Ich werde mich auf Roberts Seite stellen und alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn vor Wallace zu schützen.«
    »Aber es besteht keine Feindschaft zwischen den beiden. Wallace steht auf Roberts Seite.«
    »Die Frage ist, wie lange noch, Gwynn«, erwiderte ihr Bruder, und ein seltsamer Glanz spiegelte sich in seinen Augen. »Die Welt, wie wir sie kannten, ist dabei zu vergehen. Ein neues Zeitalter zieht herauf, Gwynn, spürst du es nicht? Verbündete werden zu Verrätern, Verräter zu Verbündeten. Wallace soll den Sieg erringen, wenn er kann. Aber am Ende wird nicht er die Krone tragen, sondern Robert the Bruce. Dafür werde ich sorgen, mit all meiner Kraft. Das schwöre ich beim Tod unseres Vaters …«

10.
    D er zunehmende Mond stand hoch zwischen kargen Hügeln, tauchte sie in kaltes, bleiches Licht. Kein Windhauch regte sich, sodass die Nebelschwaden wie erstarrt in den Senken lagen.
    Das Land war trostlos und leer. Kein Baum hob seine Äste zum dunklen Himmel, nur karges Gestrüpp wuchs an den grauen Hängen. Im Erdboden verliefen tiefe Risse, die das spärliche Gras teilten und die Hügel aussehen ließen, als hätte man ihnen schwärende Wunden beigebracht.
    Nichts Lebendes schien es an diesem entlegenen Ort zu geben. Dennoch kamen sie schon seit Jahrtausenden hier zusammen, an diesem Ort, der unheimliche Kräfte barg.
    Die Steine waren im Halbkreis angeordnet, große Quader aus Fels, einst sorgfältig behauen, jetzt von Moos überwuchert. Vor langer Zeit

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