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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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welch ungeheure Kräfte er freisetzen würde. Reiter fielen von den Pferden und brachen voller Schrecken in lautes Gebrüll aus.
    Doch dann sah er die Rune der Zerstörung, und all seine Hoffnungen waren dahin. Die Erde darunter erzitterte, und der Boden der Umgebung wellte sich. Aber das Siegel hielt und schwamm wie Treibgut auf den Wogen des Meeres.
    Nur die mächtigsten Runen der Bindung konnten dies
    vollbracht haben. Gaborn betrachtete das Konstrukt erneut mit seinem Erdblick und suchte nach Schwachstellen.
    Tatsächlich war es in Runen der Bindung gefaßt – wobei diese weniger die Mächte beschworen als sie vielmehr gegeneinander drehten. Gaborn staunte. Die Greifer waren so mächtig, sie konnten selbst die Erdkräfte gegen ihn wenden.
    Während er die Rune noch betrachtete, schrien die Männer um ihn herum plötzlich: »Seht nur! Dort!«
    Gaborn wandte den Blick in Richtung Carris.
    Greifer krabbelten über die Ebene vor der Burg. Sie hatten überall Gruben angelegt, und das Erdbeben hatte Steine und Greifer in die Luft geschleudert oder sie einfach begraben.
    Verwirrt liefen manche der Ungeheuer mit gebrochenen
    Gliedmaßen umher.
    Über ihnen sah Gaborn einen Turm zusammenbrechen und
    hörte Tausende von Menschen aufschreien.
    Das blanke Entsetzen packte ihn – sein Beben hatte eine furchtbare Wirkung entfaltet. Die Mauern von Carris, das eine knappe halbe Meile weiter südöstlich lag, schwankten. Die Reste des Putzes lösten sich in großen Stücken, und ganze Zinnen fielen in den See.
    Das Beben konnte die gebundene Rune zwar nicht zerstören, aber es brachte gewöhnliche Bauten zum Einsturz. Türme kippten um. Mauern bröckelten. Staub stieg über der Stadt auf, da Bergfriede und Häuser in sich zusammenbrachen.
    Und dann geschah etwas Unerwartetes: Der Boden unter
    ihm wogte erneut, und dieses mächtigere Beben ließ die gesamte Burg hin und her schwanken. In Panik erhoben sich die Stimmen der Menschen zu entsetztem Geschrei.
    Gaborns Pferd taumelte. In Carris wallten weiter
    Staubwolken auf, während weitere Gebäude zu Schutt
    zerfielen.
    Ein Nachbeben.
    Gaborn sah unter seine Füße. Aber eigentlich brauchte er seinen Erdblick gar nicht, um zu wissen, daß er ein Ungeheuer entfesselt hatte. Er spürte die Macht, die sich aufbaute. Dieser Fehler war schwerwiegender, als er im ersten Moment gedacht hatte. So wie ein einziger Ruf in schneebedeckten Bergen eine Lawine auslösen kann, hatte dieses kleine Beben eine gewaltige Katastrophe hervorgerufen.
    Er starrte auf die unglückseligen Einwohner von Carris, die sich an die Mauern klammerten. Vor zwei Minuten habe ich mir noch gratuliert, dachte Gaborn. Aber statt diese Menschen zu retten, habe ich ihnen Verderben gebracht.
    Schuldgefühle stiegen in ihm auf. Schuldgefühle wegen dem, was er getan hatte, Schuldgefühle wegen dem, was er jetzt würde tun müssen.
    Obgleich die wenigsten Menschen in der Stadt Gaben des Gehörs besaßen, um ihn über die Entfernung hinweg zu verstehen, rief er ihnen zu: »Ich Erwähle Euch. Ich Erwähle Euch für die Erde.«
    Gewiß wird die Erde es erlauben, überlegte er sich. Mir wurde die Gabe des Erwählens zugestanden, damit ich die Menschheit retten kann, und jene in Carris bedürfen der Hilfe.
    Er ging bis an die äußersten Grenzen seiner Macht, starrte die Burgmauern an und hoffte, daß er mit diesem einen Erwählen alle darin zu erretten vermochte.
    Wenn er durch das Erwählen von Skalbairn Tausende in
    Sicherheit bringen könnte, so hoffte er, durch das Erwählen Raj Ahtens Hunderttausende zu retten.
    Er flüsterte: »Auch Euch, Raj Ahten. Auch Euch Erwähle ich.«
    Nun fühlte er, wie sich die Fäden seines Bewußtseins
    ausbreiteten und Männer erreichten, die in der Burg kämpften, und Frauen und Kinder und Alte, die sich in dunklen Ecken versteckt hielten und um ihr Leben fürchteten.
    Er versuchte sogar, Raj Ahten zu erreichen.
    Dem Wolflord flüsterte er zu: »Ich Erwähle Euch«, so sanft, als wäre Raj Ahten sein Bruder. »Helft mir, unser Volk zu retten.«
    Die Verbindung entstand, und die Gefahr, in der Raj Ahten sich befand, überwältigte Gaborn. Der Tod schwebte mit einer häßlichen Fratze über ihm. Nie zuvor hatte Gaborn das Verhängnis eines Mannes so deutlich gespürt. Und er fragte sich, ob seine Macht genügen würde, ihn zu retten.
    »Flieht!« flüsterte Gaborn der Stadt zu.
    Sir Langley und Skalbairn beobachteten das Erdbeben.
    Greifer verloren die Orientierung und erlitten schwere

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