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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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zuvor fochten. Zuerst glaubte er, die schiere Verzweiflung verleihe ihnen zusätzliche Kraft.
    Aber diese Gewöhnlichen dort unten wurden offensichtlich von einer unsichtbaren Macht geführt und angespornt.
    Er beobachtete, wie einer von ihnen einen Greifer köderte, bis dieser zuschlug. In diesem Augenblick sprang der Mann zur Seite. Zwei Männer mit Äxten nutzten die Blöße des Ungeheuers aus, eilten vor und trennten der Bestie den Arm ab. Der nächste machte einen Satz ins Maul und stieß das lange Schwert durch die Gaumenplatte ins Gehirn. Noch ehe der Klingenträger verendet war, hatten sich Paldanes Soldaten bereits dem nächsten Kandidaten zugewandt.
    Die Krieger stürzten vor, um den Vorteil zu nutzen, der sich ihnen jetzt bot, und wichen den Hieben der Greifer aus. Sie stimmten ihr Vorgehen miteinander ab, und plötzlich schien der Ausgang des Kampfes wieder offen zu sein.
    Es war ein makabrer, tödlicher Tanz.
    Zu Raj Ahtens Verblüffung fochten die Soldaten des Herzogs nun so erfolgreich, daß die Greifer an den Toren zögerten und sich verwirrt zurückzogen, da sie sich dem Gemetzel nicht stellen wollten.
    Die Männer schlossen die Reihen. Von den Mauern sprangen weitere auf die Leichenberge hinunter und drängten die Ungeheuer weiter zurück auf den Damm.
    Überall in der Burg taumelten die Gewöhnlichen von den Wehrgängen in die Höfe und wollten Gaborns Befehl, die Burg zu verlassen, gehorchen. Andere warfen sich einfach in den See.
    Carris war riesig. Auf den Mauern hatten sich vierhunderttausend Mann aufgehalten, und in der eigentlichen Stadt noch einmal soviel. All diese Menschen trieb es jetzt auf der Flucht vor dem Beben in die engen Gassen.
    »Haltet die Stellung!« schrie Raj Ahten ihnen zu. »Haltet die Stellung, sage ich!« Seine Stimmgewalt war so mächtig und verführerisch, daß sich seine Worte wie Dolche in das Unterbewußtsein der Soldaten bohrten, und bald verteidigten die meisten von ihnen tatsächlich ihre Stellungen.
    Ich lasse mich nicht ausnutzen, redete sich Raj Ahten ein.
    Grimmig lächelte er. Mit seiner gewaltigen Stimme rief er Gaborn über die Entfernung zu: »Noch sind wir Feinde, Sohn von Orden!«
    Roland glaubte, er höre Hunde bellen und fauchen. Er befand sich in einem Baum, der aus Stein gemeißelt war, und saß hoch über dem Boden.
    Benommen hob er den Kopf und sah riesige Greifer, die mit blitzenden Zähnen durch die Äste über ihm krabbelten. Eine überwältigende Erschöpfung breitete sich in ihm aus. Er ließ sich zurückfallen. Der Baum erzitterte, und er hörte ein lautes Krachen, als der Stamm unter dem Gewicht brach.
    »Die Mauern werden fallen! Die Mauern stürzen ein!« rief jemand aus weiter Ferne. Raj Ahtens Stimme hallte durch den Wald: »Zu mir! Zu mir!«
    Männer schrien und starben, und ganz in der Nähe hörte Roland eine Frau um Hilfe rufen.
    Er blickte von seinem steinernen Baum nach unten und
    erblickte Baron Polls vertrautes Gesicht, das gehässig zu ihm nach oben guckte.
    »Hilfe!« stieß Roland schwach hervor.
    Doch der Baron lachte bloß. »Helfen soll ich? Ihr verlangt, daß Euch ein Toter helfen soll? Was gebt Ihr denn dafür?«
    »Bitte…«, sagte Roland.
    »Erst wenn Ihr mich ›Sir‹ nennt«, erwiderte Baron Poll selbstzufrieden.
    »Bitte, Sir.«
    »Wenn doch nur Euer Sohn das sagen würde«, lachte Baron Poll. Er wendete sein Pferd und ritt über ein nebelverhangenes Feld davon.
    Roland blieb lange liegen, hörte Männer schreien, hörte den rasselnden Atem von Greifern. Er litt so große Schmerzen, daß es ihn kaum mehr interessierte.
    Über ihm blitzte ein Licht auf und explodierte an einer nahen Mauer.
    Er schlug die Augen auf, lag lange da und betrachtete seinen Arm. Der war mit einem blutigen Verband umwickelt. Überall lagen Tote, deren Blut die Zinnen vor ihm befleckte. Die weißverputzten Mauern von Carris hatten eine dunkelrote Farbe angenommen.
    Der Himmel war düster und verhangen. Federleichte
    Schneeflocken fielen. Nein, bemerkte er, das ist Asche. Er schloß die Augen, denn das Sehen tat ihm weh. Es herrschte fast völlige Dunkelheit. Er schätzte, daß er eine Stunde oder länger bewußtlos gewesen war.
    Er hörte ein Kleinkind schreien und drehte den Kopf zur Seite. Im Hof unten trat eine junge Frau in graublauer Robe aus dem Herrenhaus und versuchte ihr Kind zu trösten.
    Unter großen Schmerzen wälzte er sich auf den Bauch. Die Wunde an seinem Arm begann unter dem Verband wieder zu bluten. Roland erhob sich auf

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