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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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    Im überschatteten Tal
    Bereit zum Angriff!« rief Gaborn. »Gestaffelte Windradformation! In einer Reihe! Los!« Er hob die Hand in die Luft, wirbelte sie im Kreis und ließ die Männer damit wissen, daß sich das Windrad von links nach rechts drehen sollte.
    Das Windrad oder der »Zirkus der Ritter«, wie man es
    gelegentlich nannte, hatte sich in alten Zeiten als wirksame Aufstellung gegen die Greifer erwiesen.
    Anstatt geradewegs in einer Reihe anzugreifen, wie es gegen menschliche Gegner üblich war, ritt man im Kreis und vollzog dabei eine leichte Vorwärtsbewegung. Über den Rand des Windrads ragten dabei todbringende Lanzen hinaus, so daß ständig frische Männer und Rösser in einem schrägen Winkel gegen die feindliche Linie vorstießen.
    Hatte man es mit Greifern zu tun, so spielten dieser Winkel und die Geschwindigkeit eine wesentliche Rolle. Wollte man einen Greifer mit einer Lanze töten – so hatte Gaborn von jenen erfahren, die es versucht hatten –, mußte man hart zustechen und das verdammte Ungeheuer aufspießen, ohne sich selbst dabei umzubringen.
    Zunächst brauchte man dazu Geschwindigkeit. Ein
    Kraftpferd mit vielen Gaben erreichte vierzig bis achtzig Meilen in der Stunde. Bei dem Tempo mußte der Ritter gut achtgeben, daß er nicht versehentlich vor den Gegner galoppierte, denn dann hätte er sich alle Knochen im Leib gebrochen.
    Daher konnte man gegen ein solches Untier nicht genauso antreten wie gegen einen anderen Ritter. Der Greifer war zu massiv.
    Außerdem würde der Krieger bei einem frontalen Angriff seine Lanze verlieren und sich hinter den feindlichen Linien wiederfinden.
    Aus diesem Grund mußte er von der Seite, fast parallel zur Reihe der Greifer, vorstoßen und nur kurz mit der Lanze zustechen. Schon Heredon Sylvarresta hatte es vor vielen Jahrhunderten bewiesen: Die Kunst, einen Greifer aufzuspießen, erforderte einen sogenannten Vorbeiritt. Die besten Aussichten, den Greifer zu erlegen, bestanden darin, an seinem Kopf das »süße Dreieck« zu treffen, eine Stelle von der Größe einer Handfläche, wo drei Knochenplatten aneinandergrenzten. Eine zweite solche Stelle fand sich im Gaumen dieser Bestien, bot sich jedoch nur, wenn sie das Maul öffneten.
    Traf eine Lanze im richtigen Winkel auf eine dieser beiden Stellen, konnte der Ritter sie mit einem gezielten, kraftvollen Stoß ins Gehirn treiben.
    Somit ritt man im gestaffelten Windrad sehr schnell, da die Greifer mit dem halsbrecherischen Tempo nicht mithalten konnten. Des weiteren erhöhte es die Überlebenschancen: Ein Ritter konnte den Klauen des Ungeheuers entkommen, wenn er sein Ziel verfehlt oder sein Tier verloren hatte, während der hinter ihm im Windrad den Angriff fortsetzte.
    Gaborn gab seinem Pferd die Sporen. Erjagte den Berg hinab und donnerte voran.
    Während er sich dem verabscheuungswürdigen Hügel
    näherte, blickte er sich um. Er war allein. Sein Pferd war wesentlich schneller als die der anderen.
    »Hüte dich«, raunte ihm die Erde zu, und ihre Stimme
    überraschte ihn. Er war daran gewöhnt, andere zu warnen, aber nicht darauf vorbereitet, selbst zur Vorsicht ermahnt zu werden.
    Er sah nach hinten. Der Berg wimmelte von Lords und
    Rittern. Singend galoppierten sie heran; der Feuerschein von Carris spiegelte sich in ihren Schilden.
    Erin Connal stieß einen Schlachtruf aus. Celinor Anders ritt mit finsterer Miene an ihrer Seite, Königin Connal folgte den beiden nicht weit zurück. Das Gesicht des Zauberers Binnesman war vor Entsetzen bleich.
    Vor Gaborn erhob sich der Knochenhügel in seinem Kokon.
    Daraus hingen weiße Tentakel wie Fäden eines Spinngewebes hervor. Durch die Arbeiten staubig und steinig wirkte er wie eine schauerliche Ruine – vernarbt und verstümmelt.
    Die Klingenträger waren von den vordersten Reihen
    gewarnt worden, eilten aus ihren unterirdischen Gängen und kletterten auf den Kokon wie auf eine Festungsmauer.
    Dahinter setzten die Magierinnen ihr schauerliches Werk fort.
    Der rostfarbene Nebel im Tal unterhalb des Knochenhügels wurde dichter und hing in dicken Schwaden in der Luft.
    Gaborn brannten die Augen. Er blinzelte. Geisterhafte Lichter flackerten jenseits des Kokons.
    Als er versuchte, Luft zu holen, verzog er das Gesicht.
    Erschöpfung und Übelkeit trafen ihn wie eine Faust. Der Magen wollte sich ihm umdrehen. Galle stieg ihm in die Speiseröhre. Jeder Muskel fühlte sich gezerrt an, und der Schweiß strömte ihm über die Stirn.
    Er galoppierte an einem

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