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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Zischen der Abertausende von Greifern im Nachbeben unter. Voller Staunen stellte sie fest: Er Erwählt die ganze Stadt, selbst seine Feinde.
    Die Männer an den Toren von Carris brachen in Jubel aus und flohen aus der einstürzenden Stadt, während die Greifer den Erdkönig attackierten. Der jedoch trieb seine Kavallerie voran und wollte sich offensichtlich nach Carris durchschlagen.
    »Was bezweckt er bloß damit?« fragte Pashtuk.
    »Er versucht, Carris zu retten«, erwiderte Borenson. »Er hofft, die Angreifer fortzulocken.«
    Doch selbst von hier aus konnte Averan erkennen, daß
    Gaborn nicht viel würde ausrichten können. Es waren zu viele Greifer, und sie drangen zu rasch vor. Bald würde Gaborn eingekreist sein.
    Auf der anderen Seite des Tales ertönte donnernd Raj Ahtens Stimme, verstärkt durch seine vielen Gaben: »Noch sind wir Feinde, Sohn von Orden!«
    Raj Ahten stand auf dem Wehrgang und schwenkte trotzig die Streitaxt, und zwar selbst noch, als sich der Putz wasserfallartig von den Mauern löste.
    Auf dem Knochenhügel hob die Todesmagierin einen
    bläßlich gelben Stab in die Höhe und zischte. Donner wälzte sich den Hang hinunter auf Carris zu.
    Leise sagte die wunderschöne Frau aus Indhopal: »Dann ist es also wahr. Mein Lord weist den Erdkönig, seinen angeheirateten Vetter, zurück und will ihn den Greifern überlassen.«
    Der tiefen Abscheu nach, die in ihrer Stimme mitschwang, hatte sie es offensichtlich nicht für möglich gehalten, daß Raj Ahten so herzlos sein konnte.
    »Ich fürchte ja, o Erhabener Stern, o meine Saffira«, sagte Borenson sanft, um sie zu beschwichtigen.
    Das Nachbeben erschütterte den Boden. Die Pferde
    tänzelten, damit sie nicht umfielen.
    Saffira stieß einen lauten Ruf aus, gab ihrem Roß die Sporen und galoppierte den Hang hinunter. Das Tier rannte schnell, voller Anmut und Entschlossenheit, wie dies nur ein Kraffpferd vermochte, hielt in westlicher Richtung auf Carris zu, obwohl eine Armee von Greifern Saffira den Weg versperrte.
    Borenson rief ihr hinterher, und Averan klammerte sich an ihm fest, als sein Pferd einen Satz nach vorn machte.
    Saffira ritt nach Osten, und anfangs glaubte Averan, sie galoppiere blindlings vor sich hin. Doch dann schwenkte sie nach Süden ab, und Averan erkannte ihr Ziel.
    Die Greifer teilten sich plötzlich in mehrere Fronten auf. Eine Front wandte sich gegen Carris, während eine zweite den Erdkönig bestürmte. Eine dritte jagte der Kavallerie hinterher, die nach Süden unterwegs war.
    Durch die Aufsplitterung war inmitten des Greiferheeres eine Lücke entstanden. Auf die hielt Saffira nun zu.
    »Wartet!« rief Pashtuk. »Bleibt stehen!«
    Doch alles Rufen war vergeblich. Saffira galoppierte auf Carris zu, bis sie sich den Mauern auf eine halbe Meile genähert hatte und die Greifermassen vor ihr so dicht wurden, daß sie nicht weiter konnte.
    Die Klingenträger erspürten sie hinter sich und drehten sich nach und nach um. Das Rasseln aus ihren Brustkörben wurde lauter.
    Im letzten Licht des Tages stürmte Saffira auf einen kleinen Hügel zu. Sie trug ein Gewand aus feiner, roter Baumwolle, in das mit Goldfaden verschlungene Muster gestickt waren, die sich wie Weinranken um Arme und Busen wanden. Unter ihrer silbernen Krone fiel ein dünner roter Schleier herab.
    Jetzt löste sie den goldenen Gürtel, warf ihn zu Boden und streifte ihren Umhang ab. Sie zog den Schleier vom Gesicht und saß stolz auf ihrem grauen königlichen Streitroß. Das hauchdünne Kleid aus lavendelfarbener Seide betonte ihre bezaubernde dunkle Hautfarbe.
    Die Sonne verschwand gerade hinterm Horizont, und die letzten Strahlen stahlen sich durch die aufgebrochene Wolkendecke.
    In dieser Ödnis gab es zahlreiche kleine Erhebungen, nun erkannte Averan jedoch, daß Saffira sich diese ausgesucht hatte, weil sie das Licht dort gesehen hatte und wußte, hier konnte sie ihre Schönheit zu voller Geltung bringen.
    Saffira erschien ihr wie das vollkommenste Wesen. Der elegante Schwung von Hals und Schultern hätte einem Barden ein Leben lang Inspirationen für seine Lieder geliefert, aber selbst Behoran Goldzunge hätte ihre Anmut, den Glanz ihrer Augen, die kühne Haltung weder in eine Melodie noch in Worte fassen können.
    Averan beschlich das Gefühl, Saffira wisse, daß ihr der Tod bevorstand. Sie war zu dicht an die Greifer herangeritten. Der nächststehende drehte sich keine hundert Meter entfernt zu ihr um und nahm Verteidigungshaltung ein. Greifer sind leicht

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