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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Norden ziehen und den Erdkönig sehen – und seinen Sohn suchen, Euch. Ja, Euch wollte er suchen. Nicht?«
    Der große Kerl nickte. »Mein Vater heißt Roland. Ich bin übrigens Borenson.« Die Aussicht, daß sein Vater nach ihm suchte, stimmte ihn augenscheinlich nicht gerade glücklich.
    »Mögt Ihr Euren Vater nicht?« wollte Averan wissen.
    »Meine Mutter konnte ihn nicht ausstehen«, antwortete Borenson, »und da ich ihm sehr ähnlich sehe, hat sie für mich auch nicht soviel übrig.«
    »Ich mag Roland«, meinte Averan. »Er will Paldane bitten, daß er mich als Tochter annehmen darf.«
    »Der Mann ist verantwortungslos«, meinte Borenson. »Für dich wird er auch kein besserer Vater sein als für mich.«
    Borensons kalte Art, von Roland zu sprechen, störte Averan, außerdem ärgerte es sie, daß er alles abwertete, was sie sagte.
    Sicher, sie war erst neun und hatte ihre Gaben verloren, trotzdem war sie kein dummes kleines Kind. Sie sagte Borenson, bald würde sie seine Schwester sein und erwarte, daß er ihr einen gewissen Respekt entgegenbringe. Aber auch das schien er nicht ernst zu nehmen.
    Sie ritten über vertrocknete Roggenhalme einen langgezogenen Hang hinauf. Das Getreide hatte sich gekringelt und war grau wie Asche.
    Oben auf dem Hügel lag eine uralte Sonnenkuppel in
    Trümmern. Das kreisrunde Krematorium war von seinem
    Sockel gerutscht und zersprungen. Jetzt sah es aus wie eine aufgebrochene Eierschale.
    Von hier oben konnte Averan weit nach Norden und Süden ins Land schauen. Vor einem Hinterhalt der Greifer brauchten sie sich nicht zu furchten, da hier in der Umgebung nichts Deckung bot.
    Doch nachdem sie die zerstörte Kuppel umrundet hatten und nach Carris hinunterblickten, stockte ihr der Atem.
    Unten in der Ferne brannten die weißen Türme der Stadt und spiegelten sich lodernd im Wasser des Donnestgreesees.
    Die Vorwerke waren nur mehr Ruinen, die Westmauer der Burg Schutt. Der glatte Putz war überall abgesprungen.
    Überall wimmelte es von Greifern, und ein schmutziger Dunst hing über dem Tal. Eine der Wachen aus Indhopal starrte auf die brennende Festung. »Unser Lord Raj Ahten verteidigt die Burg«, sagte er grimmig, »Seite an Seite mit vielen Männern aus Mystarria. Der Erdkönig kämpft auf dem Schlachtfeld vor der Stadt.«
    Mit weiblicher Stimme sagte ein Eunuch: »Vielleicht braucht man uns gar nicht. Scheinbar ist unser Herr bereits einen Waffenstillstand eingegangen.« Averan hielt ihn für einen Feigling, denn seine Stimme zitterte vor Angst.
    Das Land vor ihnen war die reinste Ödnis. Es erweckte kaum den Eindruck, als würden dort je wieder Menschen leben können – nicht einmal, wenn diese ihre Häuser neu aufbauten und neue Felder urbar machten.
    Averan beobachtete den Erdkönig, der durch den dichten Dunst auf den Knochenhügel zuritt. Er zog einfach ihren Blick auf sich. Überraschenderweise hatte sie ihn sofort erkannt.
    Gaborn wirkte ganz gewöhnlich und ähnelte nicht im
    mindesten der smaragdgrünen Flamme, die sie vor ihrem inneren Auge gesehen hatte.
    Averan blickte zur grünen Frau hinüber. Sie saß vor Pashtuk im Sattel und betrachtete den Erdkönig, allerdings mit geschlossenen Augen. Versonnen lächelte sie.
    Die grüne Frau bemerkt es ebenfalls, dämmerte es Averan.
    Sie erkennt seine Kraft. Averan schloß die Augen und
    beobachtete Gaborn, als wäre er eine näher kommende
    smaragdgrüne Flamme, die immer näher schwebte und bei jedem Stoß seines Pferdes flackerte.
    Eine der Wachen aus Indhopal sagte: »Wenn wir den Hügel hinunterreiten, können wir nördlich das Aquädukt umgehen und erreichen so den Erdkönig.«
    »Das gefällt mir nicht«, widersprach Borenson. »Dort oben am Ende des Kanals gibt es Erdlöcher, und ich glaube kaum, daß wir in ihnen auf Maulwürfe stoßen.« Er zeigte in Richtung Norden. »Besser folgen wir der Straße hoch zu Barrens Mauer und nähern uns der Sache von hinten.«
    »Das ist zu weit!« wandte der Mann aus Indhopal ein.
    Averan beobachtete unterdessen den Erdkönig, der zum
    Knochenhügel unterwegs war. Er besaß so viele Gaben des Stoffwechsels, daß er zu rennen schien. Dann hockte er sich hin und beschwor einen Zauber, der die ganze Erde erzittern ließ. Die Mauern von Carris bebten, und Gaborn starrte mit offenem Mund zur Burg hinüber. Er hob die Hand und beschwor einen zweiten Zauber.
    »Da«, rief Borenson. »Er Erwählt.«
    Falls Gaborn etwas sagte, so konnte Averan seine Worte nicht verstehen. Sie gingen im

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