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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Blatt hatte sich gewendet.
    Erschöpft betrachtete er Raj Ahten. Der Erdkönig hatte Borenson zur Flucht gedrängt, und jetzt begriff er, daß er nicht vor Klingenträgern hatte fortlaufen sollen.
    »Antwortet mir, Mann aus dem Norden«, sagte Raj Ahten ruhig. »Wohin wolltet Ihr mein Weib bringen?«
    »In Sicherheit«, stieß Borenson krächzend hervor. Er
    versuchte, Speichel aus seinem trockenen Gaumen zu ziehen.
    Der Staub hatte sich in einer dicken Schicht auf seine Zunge gelegt.
    »Ihr habt sie hierhergebracht, nicht wahr? Ihr habt sie in den Tod geführt, weil Euer Herr darauf beharrte. Die schönste, die anmutigste Frau der Welt. Ihr wart es.«
    Diese Anschuldigung vermochte er nicht zurückzuweisen.
    Ihm schoß das Blut heiß in die Wangen. Selbst wenn Raj Ahten ihm nicht durch seine Stimmgewalt ein Schuldgeständnis hätte entlocken wollen, hätte Borenson die Scham für seine Tat und die Verdammung über alle Hoffnung hinaus ebenso empfunden.
    »Ich habe nicht geahnt, daß Greifer Carris belagern«, entschuldigte Borenson sich mehr vor sich selbst. »Sie hat sich nicht vor ihnen gefürchtet. Eigentlich sollte sie das Schlachtfeld nicht betreten, aber sie wollte nicht auf uns hören…«
    Aus Raj Ahtens Kehle löste sich ein tiefes Knurren; Worte allein konnten seinem Zorn keinen genügenden Ausdruck verleihen.
    Er haßt mich, soviel stand für Borenson fest. Aufgrund meiner Lügen hat er Burg Sylvarresta verlassen, und außerdem habe ich, als er dort fortging, seine Übereigner umgebracht. Wegen meiner Täuschungsmanöver hat er sich nach Gaborns List aus Heredon zurückgezogen. Und am Ende habe ich seine Gemahlin in den Tod geführt.
    »Ihr wart ein würdiger Kontrahent«, flüsterte Raj Ahten.
    Borenson stand mit einem Ruck auf und wollte davonlaufen, aber Raj Ahten mit seinen Gaben des Stoffwechsels war er nicht gewachsen.
    Raj Ahten hatte die Muskelkraft von mehr als zweitausend Männern übernommen. Borenson konnte sich gegen ihn ebensowenig zu Wehr setzen wie ein Neugeborenes gegen den Vater.
    Der Wolflord von Indhopal packte Borenson am Knöchel, zerrte ihn heran und warf ihn hart auf den Rücken.
    »Ich habe Euch gesehen, als Ihr sie wie eine Geliebte in den Armen hieltet«, stieß er haßerfüllt hervor, »wart Ihr ihr Liebhaber?«
    »Nein!« schrie Borenson.
    »Leugnet Ihr, daß Ihr sie liebt?«
    »Nein!«
    »Ihr habt von einer verbotenen Frucht gekostet, indem Ihr den Blick auf meine geliebte Gemahlin gerichtet habt. Für diese Tat gibt es einen Preis zu entrichten!« sagte Raj Ahten.
    »Habt Ihr schon gezahlt?«
    Borenson brauchte darauf nicht zu antworten. Der Wolflord riß ihn zu sich heran, fuhr ihm mit der Hand die Beine hinauf unter das Kettenhemd und die Uniformjacke und untersuchte seinen Schritt.
    Empört heulte Sir Borenson vor Schmach auf und langte nach seinem Dolch, doch Raj Ahten war schneller, viel schneller.
    Er packte kräftig zu, fest wie die Zange eines Schmiedes, und zog.
    Ein unerträglicher Schmerz, ein Brennen, heiß wie Lava, schoß durch Borensons Körper. Er ließ den Dolch fallen und verlor für einen Augenblick das Bewußtsein.
    Als Raj Ahten seine Hand zurücknahm, war Borenson nicht mehr der gleiche Mann wie vorher.
    Der Wolflord stieß seinen Kontrahenten brutal auf den Boden. Sir Borenson wand sich vor Schmerz und Schock. Die Sinne schwanden ihm. Raj Ahten erhob sich. »Hiermit«, sagte er und schleuderte ein Stück Fleisch neben Borensons Ohr, »seid Ihr entlassen.«
    Averan schrie um Hilfe und strengte sich an, den Schlund des toten Greifers aufzustemmen. Über ihr zuckten Blitze, dann segelte ein Gree zappelnd an ihrem Kopf vorbei, der offenbar ebenfalls zu der Überzeugung gekommen war, des toten Greifers Schlund sei ein hervorragendes Versteck.
    »Helft mir, bitte«, jammerte sie und versuchte, sich trotz all des Donners und der Blitze Gehör zu verschaffen. Durch die Staubwolken drang nur ein äußerst schwaches Licht zu ihr vor.
    Dann blieb ihr fast das Herz stehen. Im flackernden Schein der Blitze sah sie Raj Ahten plötzlich aus einer Lücke zwischen den toten Greifern treten – keine zwanzig Fuß entfernt. Eine Minute zuvor war er dort, wo Saffira und Borenson sich aufhielten, verschwunden und hatte ein paar derbe Worte mit dem Ritter gewechselt.
    Dessen Schreie hatten ihr Angst gemacht.
    Jetzt rief Raj Ahten etwas in einer Sprache Indhopals. Averan verstand seine Worte zwar nicht, doch offenbar handelte es sich um Befehle für seine Männer. Er hatte

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