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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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den Kopf in den Nacken gelegt, so daß der schmutzige Regen ihm über Helm und Wangen rann. Seine unzähligen Gaben der Anmut machten ihn zum schönsten Mann, den Averan je erblickt hatte. Er verkörperte solchen Stolz, solche Grazie, daß ihr das Herz laut klopfte.
    »Bitte!« jammerte sie erneut und drückte vergeblich gegen den Oberkiefer des Greifers.
    Raj Ahten sah zerstreut zu ihr herüber, als wolle er mit einem Kind nichts zu schaffen haben.
    Zu ihrer Erleichterung jedoch schlenderte er gemächlich zu ihr her.
    Averan hatte geglaubt, man brauche mindestens mehrere Gewöhnliche mit Stemmeisen, um die Kiefer des Greifers aufzubrechen. Raj Ahten jedoch schob den Kriegshammer in das Futteral auf seinem Rücken und zog den Schlund des Greifers mit bloßen Händen auseinander. Er reichte Averan die Hand und half ihr elegant wie einer Hofdame heraus.
    Seine Panzerhandschuhe waren über und über mit Blut
    verschmiert.
    Im nächsten Augenblick sprang ein halbes Dutzend
    Unbesiegbarer zwischen die toten Greifer. Raj Ahten redete auf sie ein, sie konnte jedoch nichts verstehen.
    Außer einem einzigen Wort: Orden.
    Dann entfernten sich Raj Ahten und seine Männer in
    nördlicher Richtung. Sie verschwanden so schnell, daß man den Eindruck haben konnte, sie lösten sich einfach in Luft auf.
    Eben noch standen sie neben ihr, dann hörte sie das leise Klirren ihrer Kettenpanzer, und die Unbesiegbaren waren kaum noch zu erkennen.
    Unvermittelt kehrte Stille ein, und Averan stand auf. Staub und Schlamm regneten vom Himmel herab. Donner grollte.
    Blitze zuckten.
    Greifer haben Angst vor Gewittern, erinnerte sich Averan.
    Sie blenden ihre Sinne und machen ihnen angst. Jetzt werden sie alle Reißaus nehmen. Zumindest würde ich das tun, wenn ich ein Greifer wäre.
    Ganz in der Nähe hörte sie ein Stöhnen – da litt jemand große Schmerzen.
    Es kam von der Stelle, zu der Sir Borenson gelaufen war, um Saffira zu retten.
    Dicht am Kadaver eines Greifers entlang kroch Averan auf das Stöhnen zu, bis sie an dem Kopf des Ungeheuers vorbeischauen konnte. Dort im Schatten lagen Saffira und Borenson.
    Anscheinend lebte nur noch Borenson. Zusammengerollt lag er auf der Seite wie ein kleines Kind. Er hatte sich erbrochen, und Tränen rannen ihm aus den Augen. Saffiras Anmut war dahin, jetzt war sie nur noch ein einfaches, hübsches junges Mädchen.
    Averan befürchtete, Borenson könne seinen Verletzungen erliegen, ohne daß sie ihm helfen konnte. »Was ist passiert?«
    erkundigte sich Averan zögernd. »Seid Ihr verletzt?«
    Borenson biß die Zähne aufeinander und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Eine Weile lang blieb er stumm, dann sagte er mit einer seltsamen Stimme, in der sich Angst und Verbitterung mischten: »Du wirst bestimmt zu einer wunderschönen Frau heranwachsen – nur werde ich das
    niemals richtig würdigen können.«
KAPITEL 38
Die verratene Erde
    Flieh!« warnte die Erde Gaborn. Er saß auf dem Boden und blickte erstaunt in den Himmel. Daß er Tiere zu Hilfe herbeirufen könnte, hätte er sich niemals träumen lassen.
    Der Weltwurm hatte sich gerade aus dem Erdboden
    erhoben. Staub, Felsen und Steine schossen über ihm gen Himmel. Das gewaltige Wesen schlängelte und wand sich jetzt eine halbe Meile in die Höhe.
    Die Wucht der Explosion warf Gaborn zurück.
    Die grüne Frau fiel neben ihm zu Boden.
    Inmitten des Staubes zuckten Blitze und erzeugten einen Kranz, der wie eine Krone auf der Wolke saß, eine Krone, die Gaborn einen Moment lang wie die seine erschien. Um ihn herum machten die Greifer kehrt und flohen vom Schlachtfeld.
    »Gehe!« drängte ihn die Erde.
    Der Tod nahte – Gaborns Tod. Noch nie hatte er ihn so nah gespürt.
    Finsternis hing über ihm, eine riesige schwarze Wolke aus Staub und herabfallendem Schutt, die die letzten kargen Reste des Tageslichts erstickte.
    In dieser unnatürlichen, immer wieder von Blitzen
    zerrissenen Dunkelheit rannte Gaborn zu seinem Pferd und befahl seinen Soldaten den Rückzug.
    »Komm!« rief er der grünen Frau zu und hielt ihr die offene Hand entgegen. Sie machte einen Satz über mehrere Meter und landete neben ihm. Gaborn streckte die Hand nach unten und hievte sie aufs Pferd.
    »Hier entlang!« rief er den anderen zu. Und dann ritt er um sein Leben.
    Innerhalb von Sekunden hatte sich das Blatt der Schlacht gewendet. Zehntausende von Menschen waren bereits aus Carris geflohen, und Hunderttausende hatten nicht einmal die Stadttore erreicht. Der Menschenstrom

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