Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
Wenige Augenblicke später huschten zwanzig der haarigen, kleinen, menschenähnlichen Geschöpfe aus dem Gebäude heraus und ergriffen die Flucht, aus Angst, Averan könnte die Absicht hegen, sie totzuschlagen.
    Ein Ferrin lief über Averans Fuß und fiel hin, überschlug sich Hals über Kopf und ließ dabei ein paar Krumen fallen, die er in einem Stoffetzen mitgeschleppt hatte. Averan hätte ihn mit einem Fußtritt quer über die Straße befördern können, aber obwohl sie die Ferrin nie gemocht hatte, hatte sie noch keinem den Tod gewünscht.
    Sie beruhigte die grüne Frau: »Wenn es den Ferrin hier gefällt, müßte dieser Ort sicher sein.«
    »Wenn es den Ferrin hier gefällt, müßte dieser Ort sicher sein«, wiederholte die grüne Frau.
    Vorsichtig schlich Averan in das große Gebäude. Im Gebälk oben gurrten klagend Tauben.
    »Ich wette, die Ferrin hatten es auf die Vögel abgesehen«, vermutete Averan. Im fahlen Licht, das im schrägen Winkel durch die Tür hereinfiel, sah sie einen Haufen Federn auf dem Boden. »Sieht aus, als hätten sie auch einen erwischt.«
    Die grüne Frau pirschte hinüber zu den Federn und
    schnupperte daran. »Blut nein?«
    »Ich würde das nicht essen«, gab Averan ihr recht. »Blut nein.«
    Die grüne Frau zog ein betrübtes Gesicht. Sie kauerte sich auf die Erde und knabberte an einer Pastinake.
    Averan ließ sich neben ihr nieder und blickte sich um. Sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen oder wohin sie sich wenden sollte. Sie wußte nur, daß sie nach Norden wollte.
    So schloß sie die Augen und stellte sich die großen Karten zu Hause im Hort der Graaks vor.
    Sie spürte den Erdkönig, der leuchtete wie ein grüner Edelstein. Doch als sie nach ihm greifen wollte, schnürte sich ihr die Kehle zu. »Der Erdkönig ist auf dem Weg nach Süden!«
    sagte sie. »Er hat bereits eine lange Reise hinter sich!«
    Averan probierte ein paar Pilze. Sie waren zwar frisch und schmeckten gut, sättigten aber nicht. Ihr Magen verlangte nach etwas anderem. Abgesehen von dem Kanten Brot, den Baron Fettwanst ihr gestern abend überlassen hatte, hatte sie seit zwei Tagen nichts gegessen. Die Pilze waren trocken und gehaltlos.
    Sie knabberte an einer Feige herum, aber die schmeckte ihr ebenfalls nicht besonders. Sie wollte etwas Besseres. Sie sehnte sich nach einem leckeren, saftigen Stück Fleisch.
    Nun griff sie in den kleinen Beutel an ihrer Seite, holte ihren hölzernen Kamm hervor und kämmte sich die Gartenerde aus den Haaren. Die grüne Frau beobachtete sie mit unverhohlener Neugier. Als Averan mit ihren Haaren fertig war, ging sie mitsamt Kamm hinüber zur grünen Frau.
    »Kamm«, sagte Averan und zeigte ihr das Ding. »Ich werde dir jetzt die Haare kämmen.«
    »Mein Haar«, antwortete die grüne Frau. Averan mußte
    schmunzeln. Die grüne Frau hatte mehr als nur wiederholt, sie hatte bewiesen, daß sie den Unterschied zwischen mein und dein begriff.
    »Du bist aber klug«, lobte Averan. »Tiermeister Brand hatte mal eine Krähe, die sprechen konnte, aber die konnte nur dummes Zeug nachplappern, außerdem ist sie sowieso gestorben, spielt also keine Rolle mehr. Was Baron
    Puddingrolle sagt, ist mir gleichgültig, du bist auf jeden Fall klüger als eine Krähe.«
    »Ich bist ein kluges Mädchen«, pflichtete ihr die grüne Frau bei.
    Averan versuchte, der grünen Frau das Haar zu kämmen, aber die grüne Frau drehte immerzu den Kopf, weil sie den Kamm ansehen wollte.
    »Halt still«, forderte Averan sie auf und hielt ihr den Kopf einen Augenblick lang fest.
    Vielleicht mußte sie das Geschöpf ein wenig ablenken. »Ich denke, wir sollten dir einen Namen geben, meinst du nicht auch? Mein Name ist Averan. Und Rolands Name ist Roland, und Baron Polls ist Baron Poll, auch wenn ich ihm manchmal gern häßlichere Namen gebe. Jeder hat einen Namen.
    Möchtest du auch einen Namen?«
    »Was… Namen?« fragte die grüne Frau. Averan hielt mit dem Kämmen inne und fragte sich, ob die grüne Frau die Frage tatsächlich verstanden hatte. Das erschien ihr eigentlich äußerst unwahrscheinlich.
    »Ich weiß nicht, wie ich dich nennen soll«, gestand Averan ein. »Du hast grüne Haut, also könnte ich dich vermutlich Grünchen nennen.« Es war das erste, was ihr in den Sinn gekommen war.
    Als Averan klein war, hatte sie öfter mit einem fünf Jahre alten Mädchen namens Autumn Braun gespielt, die unten im Bergfried Haberd wohnte. Autumn hatte eine weiße Katze namens Weißchen

Weitere Kostenlose Bücher