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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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nächsten kam. An diesem Abend war es feucht und kühl, ganz und gar kein Greiferwetter.
    Außerdem hatte sie sich sagen lassen, daß Greifer nach Gehör, Witterung und Bewegung jagten. Wenn sie hier im Gebälk verharrte, keinen Laut von sich gab und sich nicht rührte, würde ihr vielleicht nichts passieren.
    Sie hätte der grünen Frau unten so gern eine Warnung
    zugerufen, wagte aber nicht einmal zu flüstern.
    Draußen vor dem Gebäude zischte der Greifer. Die grüne Frau hob den Kopf, stieß einen Schrei des Entzückens aus, sprang auf und rannte ihm entgegen.
    Der Greifer stürmte auf die riesigen offenstehenden Türen zu.
    Er maß gut zwanzig Fuß Schulterhöhe, und Averan hätte, obwohl sie sich im Gebälk über ihm versteckte, auf seinen Rücken springen können, ohne sich zu verletzen.
    Sein gewaltiger, lederartiger Kopf war so groß wie die Ladefläche eines Karrens, im Maul trug er Reihen auf Reihen kristalliner Zähne. Greifer besaßen weder Augen noch Ohren oder Nase, auf der Rückseite des Kopfes jedoch breiteten sich fächerförmig schlangenähnliche Fühler aus. Runen der Macht waren auf seinen Kopf tätowiert – auf die Stirn und weiter unten, reihenweise in der Nähe der lederartigen Oberlippen.
    Die Runen schimmerten silbern in der Dunkelheit und
    verstrahlten ihren ganz eigenen gespenstischen Glanz.
    Die vier langen Beine des Greifers waren dunkel und dünn und glänzten wie Knochen. Seine gewaltigen Vorderarme wiesen dreizehige Hände mit großen Scheren auf, von denen jede einzelne gekrümmt war wie der Khivar eines Meuchelmörders und genauso lang.
    Der Greifer hielt eine Waffe in den Vorderscheren – eine riesige Klinge mit einem Heft aus Kristall, wie aus einem Greiferknochen geschnitzt. Die breite Schwertklinge war leicht gebogen und dreimal so lang wie ein Mensch.
    Der Greifer zischte und schwenkte die Klinge in großem Bogen über dem Kopf, als wollte er sie wuchtig auf die grüne Frau senken, doch dann traf die Klinge nur wenige Meter von Averan entfernt auf einen Balken und blieb über dem Kopf der grünen Frau stecken.
    Die grüne Frau stieß einen Freudenschrei aus und rannte auf den Greifer zu.
    Ohne es zu wollen, rief Averan: »Frühling, bleib stehen!«
    Doch die grüne Frau gehorchte abermals nicht. Sie zeichnete nur eine Rune in die Luft, eine rasche Folge schneller Handbewegungen, dann lief sie weiter.
    Als sie dem Kiefer des Greifers einen Schlag versetzte, geschah etwas Erstaunliches: Es krachte wie ein Donnerschlag, und Splitter kristalliner Knochen brachen explosionsartig durch das Fleisch des Greifers.
    Averan stockte der Atem. Nichts konnte eine solche Wirkung haben, redete sie sich ein. Kein Kriegshammer und keine schwere Keule – nicht einmal geschwungen von einem Krieger mit zwanzig Gaben der Muskelkraft – hätte einem Greifer einen solch fürchterlichen Schlag versetzen können.
    Und doch hatte Averan es sogar im schwachen Schein der Sterne deutlich gesehen.
    Der Greifer zischte vor Schmerz und wollte schwankend zurückweichen, kam jedoch nur einen einzigen Schritt voran.
    Die grüne Frau sprang ihn an und schlug ihm abermals ins Gesicht – mit gleichem Erfolg. Das Krachen des Hiebes hallte im Gebälk wider.
    Diesmal schüttelte sich der Greifer und sank leblos zu Boden.
    Die grüne Frau kletterte auf ihn hinauf, stieß einen schlanken Arm in den ledrigen Kopf des Greifers und zog eine Handvoll Gehirn heraus.
    Aus den Wunden des Greifers strömte klare Flüssigkeit.
    Es hieß, Greifer hätten keinen eigenen Geruch, sondern ahmten nur den Geruch ihrer Umgebung nach.
    Doch als Averan nun dastand und sich vor Angst an die Deckenbalken klammerte, wurde ihr bewußt, daß die grüne Frau den Greifer gewittert hatte.
    In dem geschlossenen Raum verbreitete sich der Geruch der Wundflüssigkeit, und jetzt roch auch Averan ihn: schwer und süß. Tagelang hatte sie kaum etwas gegessen. Und was sie gekostet hatte, hatte ihren Hunger nicht gestillt. Sie hatte geglaubt, sich nach einem schönen, saftigen Stück Fleisch zu sehnen.
    Ihr lief das Wasser im Mund zusammen wie einer
    Verhungernden, die nur selten ein Stück Brot zu Gesicht bekommt.
    Averan, zu aufgeregt, um stillzusitzen, kletterte die Stützpfeiler der riesigen Scheune hinunter. Sie hätte sich vor Angst fast naß gemacht, doch der Geruch des Greiferblutes war so verlockend, daß sie wußte, sie konnte unmöglich widerstehen, nicht jetzt, und von nun an überhaupt nie mehr.
    Greifer. Sie brauchte Greifer als

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