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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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sie sie auffordern, still zu sein.
    Jeder Muskel im Körper der grünen Frau spannte sich an, sie ging auf ein Knie und sog witternd die Luft durch die Nase ein. »Blut, ja«, sagte sie leise, voller Verlangen.
    Averans Herz begann zu klopfen.
    Draußen sind Raj Ahtens Männer, überlegte Averan. Die grüne Frau wittert Unbesiegbare.
    Averan ließ den Blick suchend durch das gesamte Gebäude wandern. Es war riesig und leer. Es bot keinerlei Versteck, nur Schutz vor dem Wind.
    Doch die Stützpfeiler des Gebäudes bestanden aus dicker Eiche, und alle paar Fuß wurden sie von schweren Balken gekreuzt. Die Balken bildeten eine Art Leiter, die bis hinauf in den Dachstuhl führte, wo die Tauben nisteten.
    Wenn ein Ferrin diese Balken im Dunkeln hinaufklettern kann, überlegte Averan, gelingt mir das auch.
    Sie trat an die Wand, legte die Hände auf den nächsten Querbalken, der sich in Brusthöhe befand, und kletterte hinauf. Dann schwang sie sich auf den nächsthöheren und weiter auf den folgenden.
    Sie war überrascht, wie schwer ihr das Klettern ohne ihre Gabe der Muskelkraft fiel. Die Sache war gefährlich.
    Grabwespen hatten auf einigen der Balken ihre Nester gebaut, und überall hingen Spinnweben. Die Wände rochen nach Staub. Die grob behauenen Balken steckten voller großer Splitter.
    Averan befürchtete, von einer Wespe gestochen, von einer Spinne gebissen zu werden oder sich die Hand aufzureißen.
    Schlimmer noch, sie konnte den Halt verlieren und
    abstürzen.
    In weniger als einer Minute war sie zehn Meter an der Wand hinaufgeklettert, bis zu der Stelle, wo die Balken aneinanderstießen.
    Nach hier oben drang überhaupt kein Sternenlicht mehr vor.
    Die Finsternis war so vollkommen, daß sie sich sicher fühlte, obwohl sie gezwungen war, die Balken zu ertasten und blind auf ihnen herumzukraxeln und auf sie hinaufzuklettern.
    »Frühling«, flüsterte Averan. »Komm hier nach oben.«
    Die grüne Frau blieb kauernd auf dem Boden hocken wie eine sprungbereite Katze. Falls sie Averans Bitte verstand, ließ sie es sich nicht anmerken. Statt dessen wirkte sie wie ein wildes Tier auf der Jagd, und das machte Averan angst.
    Wie kräftig mochte diese grüne Frau nur sein? fragte sie sich.
    Die grüne Frau war Tausende von Fuß vom Himmel gefallen, ohne beim Aufprall zu sterben oder auch nur schwer verletzt zu werden – geblutet hatte sie allerdings.
    Wenn sie einem von Raj Ahtens Unbesiegbaren begegnete, hätte sie eine Chance gegen ihn? Was, wenn sie auf einen ganzen Trupp von ihnen stieße?
    Die grüne Frau war vielleicht so kräftig wie ein Unbesiegbarer, aber sie war keine ausgebildete Kriegerin mit Gaben der Muskelkraft.
    Von einem schnelleren Gegner würde sie in Sekundenschnelle getötet werden.
    »Bitte, Frühling!« zischte Averan. »Komm her und versteck dich.«
    Aber Frühling gehorchte nicht. »Blut, ja«, knurrte sie grimmig.
    Angesichts der Gier der grünen Frau lief Averan das Wasser im Mund zusammen. Gestern morgen, als sie die Leiche des Meuchelmörders am Hang betrachtet hatte, hatte sie Blut schmecken wollen. Jetzt hatte sie den Bauch voll Möhren und Pastinaken, trotzdem dachte Averan voller Verlangen an den Meuchelmörder zurück und hoffte, die Grüne werde jemanden töten.
    Nein, das will ich nicht, redete Averan sich ein. Ich will kein Blut.
    »Frühling, komm sofort hier rauf!« flüsterte sie.
    Unmittelbar darauf jedoch vernahm sie ein Geräusch, das ihr das Blut stocken ließ. Draußen vor dem Gebäude hob ein Zischen an, ein trockenes Sirren, tiefer als das einer Klapperschlange, ein Geräusch, das sie nur einmal zuvor gehört hatte – das Geräusch, das ein Greifer von sich gibt, wenn die Luft rasselnd durch die Chitinklappen an seinem Unterleib strömt. Sie hatte gehört, wie Zehntausende von ihnen dieses Rasseln gleichzeitig erzeugt hatten.
    Jetzt hörte sie nur einen. Er atmete langsam aus –
    unmittelbar draußen vor der Tür.
    Er muß mir von Burg Haberd gefolgt sein! schoß es ihr durch den Kopf. Dann ermahnte sie sich zur Vernunft: Aber das ist völlig ausgeschlossen. Den größten Teil der Strecke bin ich auf dem alten Ledernacken geflogen. Nicht einmal ein Greifer hätte mir folgen können. Nein, hier mußte es sich um eine Art Kundschafter handeln.
    Averan hatte gehört, daß Greifer oft Kundschafter
    aussandten. Sie wußte auch, daß Greifer vorzugsweise in warmen, schwülen Nächten auf die Jagd gingen, wenn das Wetter den Bedingungen in ihren Lagerstätten in der Unterwelt am

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