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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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und einen roten Hund mit Namen Roter.
    Obendrein waren Autumns Haare braun, daher paßte auch der Nachname gut zu ihr. Doch eigentlich fand Averan es dumm, alles nach seiner Farbe zu benennen.
    »Wie gefällt dir der Name Olive oder Smaragd? Ich kenne eine Frau mit Namen Smaragd. Wenn man die Augen zusammenkneift, kann man ein bißchen sehen, daß sie eine grünliche Haut hat. Aber dein Grün ist viel schöner als ihres.«
    Die grüne Frau hörte sich jeden Namen an und versuchte ihn probeweise nachzusprechen, ließ sich aber nicht sonderlich beeindrucken.
    »Wie wär’s mit Spinat?« sagte Averan zum Spaß.
    »Spinat?« fragte die grüne Frau nachdenklich.
    »Das ist eine Pflanze, Gemüse.« Averan hatte der grünen Frau die letzten Knoten aus dem Haar gekämmt. Sie hatte kein einziges Mal aufgeschrien oder sich beschwert. »So, erledigt.
    Keine Sorge, uns wird schon ein rechter Name für dich einfallen.«
    Die grüne Frau packte Averans Hand. »Rechter Name?«
    fragte die grüne Frau mit seltsamem Unterton, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. »Rechter Name?«
    Averan hielt inne. Magische Geschöpfe besaßen rechte
    Namen, die niemals laut ausgesprochen werden durften, damit kein Feind sie je erfuhr.
    »Ja, rechter Name«, meinte Averan. »Mein rechter Name lautet Averan. Dein rechter Name ist…?«
    Die grüne Frau schaute nach oben, in der Dunkelheit konnte Averan ihre Gesichtszüge jedoch nicht genau erkennen. In gebieterischem Ton sang die grüne Frau: »Erhebe dich nun aus dem Staub, mein Kämpe! Werde zu Fleisch, ich werde dich bei deinem rechten Namen nennen: Verderbter Erlöser, Gerechter Zerstörer.«
    Averan wich zurück. Der Tonfall der grünen Frau, ihr ganzes Verhalten, hatte sich während dieses Singsangs verändert, fast schien es sich plötzlich um eine andere Person zu handeln.
    Averan wußte, die grüne Frau hatte etwas wiedergegeben, und zwar wortgetreu, das sie aufgeschnappt hatte. Wenn sie je gezweifelt hatte, ob die grüne Frau ein magisches Wesen war – wenn sie auch nur einen Augenblick geglaubt hatte, sie sei nichts weiter als eine seltsame Farbige aus irgendeinem fernen Königreich jenseits des Carollmeeres, dann war dieser Zweifel jetzt verflogen.
    Averan wollte nicht den Eindruck erwecken, sie habe Angst, also ging sie wieder zu ihr hin und streichelte der grünen Frau nachdenklich übers Haar. Der Name der grünen Frau behagte ihr nicht besonders: Verderbter Erlöser, Gerechter Zerstörer.
    Sie fragte sich, ob die grüne Frau ein ›verderbter Erlösen war, ein gerechter Zerstören. Wen sollte sie nur erlösen, und was würde sie zerstören?
    »Das ist ein hübscher Name«, versicherte Averan der grünen Frau. »Aber ich denke, wir sollten uns etwas Kürzeres einfallen lassen. Ich werde dich von jetzt an Frühling rufen.
    Frühling.« Averan berührte die grüne Frau und sprach dabei den Namen aus.
    Eine kräftige Windbö traf das riesige Gebäude, und eine der riesigen Türen pendelte an ihren quietschenden Angeln.
    Averan hatte nicht gewußt, daß das Gebäude einen Kamin besaß, plötzlich jedoch hörte sie, wie der Wind stöhnend durch den steinernen Schlund brauste.
    »Das ist nur der Wind«, sagte Averan. »Er wird dir nichts tun. Ich glaube, es kommt ein Sturm auf.«
    »Wind?« fragte die grüne Frau. »Wind?« Sie wich zur
    hinteren Wand des Gebäudes zurück. Averan folgte ihr und fand die grüne Frau zusammengekauert in einer Ecke.
    »Gutes Mädchen«, tröstete Averan sie. »Das ist ein guter Platz. Hier wird uns der Wind nicht finden.«
    Averan schlang die Arme um die grüne Frau. Das
    kraftstrotzende Wesen fühlte sich an, als wären seine Muskeln aus Eisen, trotzdem zitterte es vor Angst.
    Sie wußte weder wohin sie gehen sollte noch was tun.
    Daher hielt sie die grüne Frau umschlungen und sang ein Schlaflied. Das hatte ihre Mutter auch immer getan, als sie noch klein war und wenn sie Angst hatte. Und Averan sang: Der Wind bläst so wild heut nacht So süß und wild heut nacht
    Er rüttelt an den Bäumen
    Doch weißt du in deinen Träumen:
    Es ist nur der Wind, mein Kind, gute Nacht.
    Die grüne Frau schlief allerdings nicht ein. Averan selbst war eher hungrig als müde, also sprach sie bis lange in die Nacht mit der grünen Frau, erzählte ihr Geschichten, erklärte ihr die Namen von Gegenständen, versuchte, ihr das Sprechen beizubringen und sie gleichzeitig zu beruhigen und
    abzulenken.
    Gegen Morgen legte die grüne Frau Averan eine Hand vor den Mund, als wollte

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